Namibia

Windhoek, die Hauptstadt Namibias, begrüsst uns mit 38° C und sehr hoher Luftfeuchtigkeit, so dass wir schon bald an die immer kühle Küste flüchten. Dazu wählen wir die einsame Route über das Khomas Hochland, landschaftlich sehr schön, dafür fahren wir auf einer mit spitzen Steinen übersäten Piste. So erstaunt es uns nicht, dass wir hier den ersten Platten unserer Reise einfahren. Das einzige Problem in dieser Hitze ist, das ausgewechselte Rad auf die Halterung hochzuhieven, denn der Reifen ist so heiss, dass man sich daran die Hände verbrennt.
Dafür ist es in Swakopmund schön kühl, und nachts herrschen gar Helly Hansen Temperaturen, was uns zur Abwechslung ganz gut gefällt.
Die einsame Nacht in der Namib-Wüste darf natürlich auch dieses Mal nicht fehlen. Am Bloedkoppie (Bluthügel) geniessen wir einen grandiosen Sonnenuntergang, eine stille Nacht und einen ebenso tollen Sonnenaufgang.

Auf den kleinen Nebenpisten die uns ins Damaraland führen, kreuzen wir etwa alle zwei Stunden ein anderes Fahrzeug, sonst sind wir mit den Zäunen rechts und links der Strasse alleine.

Albis Geburtstag verbringen wir in der Palmwag Lodge. Mit Hilfe des GPS fahren wir auf dem riesigen unmarkierten Konzessionsgebiet umher und geniessen die langsame Pirschfahrt, die nur mit einem Geländewagen möglich ist. Schon nur wegen diesem einen Tag hat sich die Anschaffung des Satelliten-Navigations-Systems gelohnt, denn ohne dieses wären wir komplett verloren in dieser herrlichen Landschaft.
Die ganze Gegend hier ist mit roten, gleichmässig geformten Steinen übersät, und als bei Sonnenuntergang noch die sogenannten Wüstenelefanten durch das trockene Flussbett laufen, fühlen wir uns restlos glücklich. Dass wir danach noch ein ausgezeichnetes Abendessen serviert bekommen, grenzt schon fast an Überfluss.

Eigentlich wollten wir dieses Mal durch das Kaokoveld zu den Epopa Fällen am Kunene Fluss fahren, aber angesichts dessen, dass der angolanische Bürgerkrieg über die Grenze geschwappt ist und sich nun im Norden von Namibia westwärts ausbreitet, verzichten wir auf diesen Ausflug und besuchen lieber ein zweites Mal den Etosha Nationalpark.

Nach dem Sommerregen sieht es hier ganz anders aus: viel grüner, und auch hat es jetzt viele Jungtiere, vor allem Zebras, Gnus und Springböcke. Am frühen Morgen sehen wir regelmässig Löwen, wenn es auch meistens alles andere als spannend ist, denn es gibt nichts Langweiligeres, als einem Löwen beim schlafen zuzuschauen. Aber eine gewisse Faszination haben sie dennoch, diese grossen Katzenbüsis!
Wir sind mittlerweile schon ganz geübt, die Tiere neben der Strasse im Gebüsch zu entdecken. Plötzlich schreit Albi „Stopp, ich habe eine Hyäne gesehen, fahr ein wenig zurück!“. Ich setze etwas zurück und halte am rechten Strassenrand. Albi lässt die Scheibe runter und lehnt sich mit dem Fotoapparat etwas zum Auto hinaus und kriegt einen gewaltigen Schreck: Nur zwei Meter entfernt lacht ihn eine weitere Hyäne an – oder auch aus. Wenn man mal ein Hyänengebiss näher betrachtet hat, versteht man, weshalb Albi die Scheibe subito wieder halb hochhebt.
An einem Wasserloch werden wir von einem Elefantenbullen zum Kampf herausgefordert, worauf wir uns aus dem Staub machen. Keine zehn Minuten später werden wir beinahe von einer zwischen den Bäumen hervorstürzenden Giraffe überrannt. Zum Glück kann dieses fünf Meter hohe Ungetüm im letzten Moment ausweichen. Es wäre wohl etwas peinlich, die Schäden am Auto zu erklären. Von einer Giraffe überrannt, ha ha….

Alle Wege führen in Namibia nicht nach Rom sondern nach Windhoek, was auch gut ist. Denn so können wir einen Ölwechsel machen lassen und unsere Vorräte wieder aufstocken. Wir fahren unser Wägelchen durch die lecker gefüllten Regale des Wecke und Voigt Supermarktes und geben uns Mühe, uns auf das absolut Notwendigste zu beschränken. Dazu gehören Schweizer Schokolade, Salami, gute Brötchen, Greyerzer Käse, Nutella und andere überlebenswichtige Dinge. Man merkt immer erst im Ausland, wie einem die normalsten Schweizer Grundnahrungsmittel mit der Zeit zu fehlen beginnen. Und wehe, man kann sie irgendwo kaufen, dann wird nicht auf den Preis geschaut, auch wenn der, verglichen mit den einheimischen Produkten, horrend ist.

Auch den Dünen von Sossusvlei statten wir einen weiteren Besuch ab. Wegen der Februarflaute können wir für wenig Geld in der Mövenpick Sossusvlei Lodge ein Zeltbungalow beziehen. Am Abend bläst der Wind unser nicht dicht zu kriegendes ‚Hotelzimmer‘ mit Sand voll, und mitten in der Nacht schaffen es auch die Mücken, bis an unser Bett vorzudringen, so dass wir unser Moskitonetz aus dem Auto holen und es ziemlich abenteuerlich durch das ganze Zimmer gespannt aufhängen. Fazit – reise nie ohne! Dafür sind wir anderntags gut erholt und machen trotz der Hitze ausgedehnte Spaziergänge in den Dünen, wobei wir aber immer froh sind, wieder zurück zum Auto und zu unserem 2° C kalten Kühlschrank zu kommen.

Zuerst feiner, später stärkerer Regen begleitet uns auf dem Weg nach Süden. Nach ein paar Stunden ist die Bodenhaftung des Autos auf den Naturstrassen etwa so wie auf matschigem Schnee. Am Nachmittag durchfahren wir gar ganze Seen, wo sich das Wasser auf über 100 Metern in der Strasse gesammelt hat. Ohne Allrad gäbe es hier kein Weiterkommen mehr. Es begegnet uns auch niemand, jeder scheint sich irgendwo verkrochen zu haben und freut sich über den Regen. Hier in diesem sehr trockenen Gebiet sind die Farmer bereits zufrieden, wenn es überhaupt einmal im Jahr regnet, und wenn das Wasser dann noch in dieser Menge zu Boden fällt, ist es beinahe ein Luxus. Wir geniessen zwar dieses Schlammbad, sind aber dennoch froh, nach zwei Tagen endlich mal wieder Teer unter die Räder zu kriegen.

Das kleine, am eiskalten Meer gelegene Städtchen Lüderitz wird gerne von deutschen Touristen besucht. Überhaupt trifft man im ganzen Land auf aussergewöhnlich viele Deutsche; viele davon sprechen schlecht oder gar kein Englisch und sind überrascht, dass in Namibia nicht überall deutsch gesprochen und verstanden wird. Aber schliesslich sind seit dem Ende der deutschen Kolonialzeit mindestens drei Generationen vergangen, so dass vor allem für die schwarze Bevölkerung Englisch oder Afrikaans wichtiger ist.
Aber heute, an einem Sonntag, ist Lüderitz ebenso wenig bevölkert, wie die nahegelegene Geisterstadt Kolmanskop.
Wir wollen uns eigentlich auf dem Campingplatz auf Shark Island niederlassen, aber als nach einer Stunde der Wind zu blasen beginnt, geben wir auf und packen unsere Sachen zusammen. Gerade als wir den Platz verlassen, kommt uns der Kassier entgegen. Wir erklären ihm, dass wir nicht bleiben, weil es zuviel Wind hat. Worauf er uns auslacht und meint: „But that’s no wind!“ Wir verzichten zu erfahren, was ein richtiger Wind ist und flüchten entlang dem Diamantensperrgebiet ins Landesinnere.

Ein zweiter Besuch des Fish River Canyon bleibt uns versagt. Die ausgiebigen Regenfälle haben die zum Teil jahrelang trockenen Flussbetten, die sogenannten Rivieren, zum Anschwellen gebracht. Brücken über diese Rivieren gibt es nur auf den Hauptrouten, und dazu gehört die Piste von Seeheim zum Canyon nicht. Also begnügen wir uns mit einem Besuch des Köcherbaumwaldes bei Keetmanshoop, wo wir die obligaten Sonnenuntergangsfotos schiessen.

Die Bilder zur Reise ins südliche Afrika findest du hier: Flickr

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