Sydney wir kommen! Nicht mal wir, die Grossstadtmuffel, können diese Stadt links liegen lassen. Im Lane Cove NP Campground beziehen wir Quartier. Schön und ruhig liegt er nur 11 km vom Stadtzentrum entfernt. Mit dem Bus und der Stadtbahn erreichen wir bequem das Zentrum, wo wir die schöne Bucht mit der Harbour Bridge und dem Opera House bestaunen, ins Chinatown essen gehen und im grandiosen, fast hundertjährigen Queen Victoria Einkaufszentrum durch die Gänge flanieren. Während der Troopy im Service ist, machen wir mit der Fähre kleine Kreuzfahrten und merken so, dass der Grossraum Sydney eine schöne Beach neben der anderen hat. Und ja, natürlich setzen wir uns auch an die berühmte Bondi Beach und erledigen unseren Teil in Sachen „sehen und gesehen werden“.
So schön Sydney auch ist: nach ein paar Tagen geht’s für uns wieder weiter, westwärts diesmal in die Blue Mountains. Der blaue Dunst, der über den Bergen liegt, kommt von den ätherischen Dämpfen der Eukalyptuswäldern. Es ist kühl und regnerisch, also genau das richtige Wetter, um in die Hauptstadt Canberra zu fahren. Vom Campingplatz können wir, nachdem wir ihn endlich gefunden haben, nichts Gutes sagen. Auch das italienische Restaurant St. Lucia, wo wir Albis Geburtstag mit einem feinen Essen feiern wollen, entpuppt sich so ganz anders, als im Reiseführer beschrieben. Das Essen ist zwar noch geniessbar, aber der Service ist unter jedem Hund! Insgesamt wären wir mit einer Flasche Wein aus dem Supermarkt und einer Dominos Pizza um vieles glücklicher gewesen.
Am nächsten Tag besichtigen wir das Parlamentsgebäude, wo wir viel über die australische Politik lernen. Sie scheint auch nicht besser zu sein als bei uns! Dann kurven wir im Botschaftsquartier umher. Hier gefällt es uns schon sehr gut: Es hat viele grosse Bäume an den Strassen, die an den architektonischen Prunkstücken vorbeiführen. Die chinesische Botschaft sieht aus wie ein riesiger Tempel, die finnische ist ganz in modernem Stil gebaut, die US-amerikanische, wie es sich gehört, total vergittert, vor der israelischen steht ein grosses Polizeiaufgebot Wache, während man bei anderen Vertretungen ohne Sicherheitsbedenken bis vors Haus fahren kann.
Ab Wagga Wagga fahren wir auf dem Sturt Highway westwärts. Die Gegend wird immer trockener und zusammen mit dem starken Wind, könnte man sich in der Wüste wähnen. Aber nein, hier in diesem Gebiet wird Reisanbau betrieben. Vom Murray River, der immer weniger Wasser Richtung Adelaide bringt, wird ein grosser Teil abgezweigt, damit im staubigen Outback Reis angepflanzt werden kann. Momentan herrscht hier eine Jahrhundertdürre, und da sehen für uns die unter Wasser stehenden grünen Reisfelder voll daneben aus. Das Wasserproblem, bzw. das fehlende Wasser ist auch DAS Hauptthema in den Zeitungen. Immer wieder lesen wir über ein erneutes Autowaschverbot (mit Schlauch, Kübelweise ist noch erlaubt), Gartenbewässerung nur noch zweimal wöchentlich oder die Möglichkeit, Entsalzungsanlagen zu bauen und ähnliches. Dabei merken wir aber gar nicht so viel von Wasser sparen. Wir finden, es wird hier verschwenderischer mit dem Wasser umgegangen als bei uns im Wasserschloss Schweiz. Vielleicht müsste man die Gebührenpolitik ändern.
Auf den Reis folgt der Weizen, und dann kurz vor Mildura beginnt der Fruchtanbau. Wir befinden uns nun in einer sogenannten Fruitfly Exclusion Zone, was soviel heisst, dass die Gegend frei von Fruchtfliegen ist. Wir müssen am Checkpoint unsere Früchte abgeben, bzw. aufessen, bevor wir weiterfahren. In Mildura, dem Hauptort dieses Fruchtgebietes, entdecken wir dann an den Früchten im Supermarkt massenhaft Fruchtfliegen.
Im NSW NP Office sehen wir ein Bild vom Mungo Nationalpark. Sieht hübsch aus! Also nehmen wir die Piste unter die Räder und besichtigen diesen abgelegenen und einsamen NP. Die ganze Zeit sehen wir keine Menschenseele. Der Park mit seiner 33 km langen Düne, der sogenannten Walls of China, ist wirklich sehenswert. Durch die aufziehenden Gewitterwolken entstehen so schöne Farbkombinationen, dass man sich wünscht, malen zu können. Wir begnügen uns mit Fotografieren. Dann machen wir uns schleunigst wieder auf den Weg. Bei Nässe sind die Pisten unpassierbar und werden gesperrt, damit der Belag nicht beschädigt wird. Wer weiss, wie lange wir dann hier im Nichts festsitzen würden. Auf der Karte rechnen wir uns aus, wie wir am schnellsten auf eine Teerstrasse kommen. Wir sehen drei, vier Gewitterzentren und fahren recht lange genau zwischen zwei Fronten. Aber dann ändert die Piste die Richtung, und wir kommen voll in den Regen. Die letzten km fahren wir dann auf schon recht weichem Untergrund. Aber zum Glück sind wir noch gefahren, denn die nächsten paar Tage hält dieses Wetter an, und wir wären definitiv einsam im Park festgesessen.
Auf dem Silvercity Highway fahren wir nach Broken Hill. Unterwegs halten wir beim Coombah Roadhouse und wollen zuerst auf die Toilette. Doch dort hängt ein Vorhängeschloss und ein Schild: nur für Kunden. So etwas ist uns in ganz Australien noch nie passiert! Wir haben bisher in jedem noch so kleinen Kaff und bei jedem Roadhouse ein öffentliches und unentgeltliches WC gefunden. Immer mit Papier, immer recht sauber und meistens mit Seife und zum Teil auch mit Papier fürs Hände trocknen. Und nun das! Eigentlich wollten wir in diesem Roadhouse etwas essen, aber bei soviel Unfreundlichkeit den Reisenden gegenüber lassen wir es sein.
Nach einer Nacht in Broken Hills fahren wir durch schöne Wüstenlandschaft ins Barossa Valley. In diesem schmucken Weinstädtchen lassen wir uns für ein paar Tage nieder. Wir machen kleine Ausflüge in die Umgebung, besuchen Weingute und wollen einer Working Sheepdog Performance zusehen. Leider sind den Hunden die Temperaturen mit über 40° C zu hoch, so dass wir darauf verzichten müssen. Dafür geniessen wir das feine Essen und den guten Wein dazu. Im Restaurant bekommen wir den Rotwein in Raumtemperatur serviert, was natürlich bei auf vielleicht 28° C heruntergekühlten Räumen viel zu warm ist. Aber wenn der Wein auch so noch gut schmeckt, muss er auch gut sein!
In den Nächten kühlt es fast nicht ab, so dass wir unser Fliegenzelt aufstellen und draussen schlafen. Nur kann man dann nicht so lange schlafen, weil uns die Magpies schon lange bevor es hell wird ihr Lied in die Ohren flöten. Etwas steif im Rücken und nicht ganz ausgeschlafen, schleppen wir uns jeweils zuerst unter die Dusche; erst dann fühlen wir uns wieder normal.
Adelaide, die Hauptstadt von der Provinz South Australia, können wir bequem per Auto besichtigen. Dadurch, dass Sonntag ist, hat es wenig Verkehr, freie Parkplätze. Wir schaffen es immer wieder, die grossen Städte an einem Sonntag anzusteuern und auf diese faule Art eine Stadtbesichtigung zu machen. Viele Leute haben eine Stadt erst gesehen, wenn sie mehrere Tage zu Fuss von einem Museum zur nächsten Kirche gelaufen sind. Uns genügen häufig ein paar Stunden durchs Zentrum zu fahren, bei jedem Rotlicht den Blick schweifen zu lassen, ab und zu mal anzuhalten, auch mal aussteigen, etwas trinken oder essen gehen. Natürlich gibt es viele Städte, die wir dann später auch gerne ausgiebiger besichtigen wollen, aber das muss für uns nicht überall sein.
Wir entdecken auch wieder ein ausgezeichnetes asiatisches Restaurant. Es wird malaysisch gekocht und zwar sehr gut: Nach einem Nasi Lemak und einem Hainanese Chicken Rice sind wir rundum glücklich.
Südlich von Adelaide fahren wir durch die hügelige und sehr trockene Fleurieu Penninsula. In Port Elliot bleiben wir auf dem tollen und super gelegenen Big4 Campground. Unter schattigen Bäumen machen wir wieder mal Haushalt (alles durchlüften, waschen, putzen) und liegen auf der faulen Haut. Feine Fish and Chips gibt’s im nahe gelegenen Victor Harbour.
Die Gegend im Bereich der Mündung des Murray Rivers ist einsam und nicht besonders sehenswert. Es führt keine Strasse der Küste entlang, im Gegenteil: Um den Fluss zu queren, fahren wir weit ins Landesinnere, wo sich der erste Fährübergang befindet.
Bei Mt. Gamier liegt ein kleiner Kratersee, der im November innert ein paar Tagen von gräulich zu knallblau wird, und dann im April seine Farbe erneut langsam verliert. Man weiss nicht sicher, weshalb das so ist. Wir erfreuen uns einfach am unwirklich scheinenden Blau des Sees.
Bereits in Victoria befindet sich der Grampians NP. Wir verbringen mehrere Tage hier in diesem Nationalpark. Im Touristenörtchen Halls Gap können wir uns jeweils entweder mit Food oder mit Unterlagen aus dem Parkbüro versorgen. Ansonsten fahren und wandern wir durch die traumhaft schöne Landschaft. Von den Aussichtspunkten sieht man bis weit übers Land. Die meisten Touristen hier sind Einheimische. Daran sieht man, dass Australien so viel zu bieten hat, dass der ausländische Tourist zum Glück gar nie alle schönen Orte besichtigen kann. So kann man später wieder kommen, im Wissen, dass noch viel Neues auf einen wartet.
Wieder an der Küste beginnt dann ab Warrnambool die Great Ocean Road, eines der Highlights des Kontinents. Und sie ist wirklich einmalig! Es hat immer wieder schöne Aussichtspunkte, wo man die steil abfallende Küste mit den aus dem stürmischen Meer herausragenden Felsen bewundern kann. Als wir nach unzähligen solchen Stopps bei den bekannten 12 Aposteln (wovon nicht mehr alle stehen) ankommen, können wir uns gar nicht mehr so begeistern. Felsen halt!
Aber Touristen hat es hier, das glaubt man kaum. Mindestens jedes zweite Fahrzeug ist ein Mietwagen. Es herrscht ein Gedränge und Gehetze. Da verziehen wir uns gerne in den Otways Nationalpark. Hier auf den grossen Eukalyptusbäumen entdecken wir dann auch unsere ersten Koalas. Schon lange haben wir uns darauf gefreut, die putzigen Tiere zu sehen. Obschon es nicht wirklich viel zu sehen gibt. Die meiste Zeit ihres Lebens verschlafen sie, so dass die einzige Bewegung, die wir wahrnehmen, ein ganz leichtes Drehen des Kopfes und ein Augenblinzeln ist. Bei den anderen Koalas ist gar keine Regung zu entdecken.
Über den Verkehr von Melbourne haben wir nicht viel Gutes gehört. Weil wir im Moment eh keine Lust auf eine Grossstadt haben, machen wir einen weiten Bogen drum. Mit der Fähre von Queenscliff nach Sorrento umfahren wir die Metropole elegant im Süden.
In Bairnsdale verlassen wir die Küste und fahren in die sogenannten Alpine Mountains. Über Bright, Mt. Beauty, Tallangatta und Corryong kommen wir in den Kosciuszko Nationalpark. Auf steiler Strasse erreichen wir Thredbo, der wohl bekannteste Skiort im Land. Die Ortschaft ist recht schön, was in Wintersportgebieten in vielen Ländern ja ganz und gar nicht der Fall ist. Wir essen etwas und spazieren durchs Dorf. Aber zu sehen gibt’s eigentlich nichts, und die meisten Geschäfte sind auch geschlossen, obschon es recht viele Touristen hat.
Wieder zurück am Meer fahren wir von Nationalpark zu Nationalpark. Ein Grossteil des Küstengebietes ist geschützt, so dass wir immer schöne Übernachtungsplätze finden. Im Boundra NP machen wir mit einer neuen Vogelart Bekanntschaft. Die Bellbirds sind im Geäst der hohen Bäume kaum zu sehen, dafür hören wir sie. Laut sind sie zwar nicht, aber ungewohnt: Ihr Ruf ist ein kurzer einsilbiger Ton, der ziemlich durchdringend ist. Von überall her und unablässig wird gepfiffen. Zuerst ist es interessant, dann fängt es an zu stören, und nach einer Stunde ist es wie mit dem Meeresrauschen: Man gewöhnt sich daran und hört es kaum mehr. Erst nachts wird es richtig ruhig.
Natürlich machen wir auch einen Abstecher an die bekannte Pebbly Beach. Hier finden wir nebst schöner Natur auch ganz viele Kangaroos, die vor allem gegen Abend zum Grasen raus kommen.
Am heutigen kühlen und regnerischen Tag können wir den Fitzroy Wasserfall nicht in seiner vollen Grösse bewundern. Das Wasser fällt ins weisse Nichts und verschwindet irgendwo im Nebel. Es sieht richtiggehend mystisch aus. Als wir tags darauf bei Sonnenschein noch einmal vorbei schauen, sehen wir zwar mehr vom Wasserfall, aber eindrücklicher war er eindeutig im Nebel.
Die Bilder zur Australienreise findest du hier: Flickr