Bangkok

Überall liest und hört man vom schlimmen Verkehr in der Metropole und vom endlosen Stau. Deshalb lassen wir abends den Landy auf dem Parkplatz und setzen uns in ein Tuk‑Tuk. Das ist ein dreirädriges Motorrad, das zwei Passagiere transportieren kann. Im Gegensatz zu ihren lahmen indischen Verwandten sind die thailändischen Tuk‑Tuk nichts für schwache Nerven. Vor allem wenn der Fahrer die fast leeren Strassen voll ausnützt, um die ausländischen Touristen einzuschüchtern. Die Dinger sind höllisch schnell! Nach dem Abendessen beschliessen wir deshalb, für die Rückfahrt ein Taxi zu nehmen. Hätten wir lieber sein lassen! Der Taxifahrer sieht aus wie vierzehnjährig, und seine Augen befinden sich etwa auf Lenkradhöhe. Natürlich will auch er uns zeigen, wie furchtlos er ist. Dazu fährt er in rasendem Tempo durch die mittlerweile ausgestorbenen Strassen Bangkoks. Dabei schaut er mehr in den Rückspiegel als voraus – vielleicht weil er eh nicht über die Motorhaube hinweg sieht! Sogar Albi, den eigentlich im Strassenverkehr nicht so schnell etwas erschüttern kann, steigt mit ziemlich weichen Knien beim Hotel aus dem Taxi. Daraufhin beschliessen wir, in Zukunft mit unserem Auto zu fahren, vor allem da der Verkehr absolut problemlos ist. Später haben wir dann erfahren, dass jetzt Schulferien sind, und die Hauptstadt deshalb praktisch ausgestorben ist.

Am nächsten Tag, auf der Rückfahrt vom Post Office, fassen wir unsere erste und hoffentlich auch letzte Busse. Albi hat beim Spurwechsel eine Sicherheitslinie überfahren. Da hilft es auch nicht, dass wir doch nur unwissende Ausländer sind. Die ca. 20 Franken Busse müssen wir bezahlen, aber im Gegensatz zu einem Drittweltland läuft es hier korrekt mit Bussenzettel und Quittung.
Zurück im Hotel stellen wir den TV an, weil wir wissen wollen, was am Golf läuft. Aber jeder Sender strahlt dasselbe Programm aus: Ein uniformierter Thai verliest irgend eine Meldung, die wir natürlich überhaupt nicht verstehen. Stundenlang wird die gleiche Szene gezeigt. Am Abend hören wir über den Kurzwellenempfänger nicht die erwartetem Neuigkeiten aus dem Golf sondern: „Bangkok. In Thailand hat heute das Militär nach einem unblutigen Putsch die Macht übernommen. Nach zweijähriger Demokratie…“ Alles klar! Jetzt wissen wir, dass der Uniformierte im TV wohl der neue Militärmachthaber ist. Bei dem Putsch sollen sogar Panzer aufgefahren worden sein. Nicht dass wir von all dem etwas gemerkt haben, obschon wir nicht weit vom Regierungsgebäude entfernt logieren.

Wir besichtigen die wichtigsten der unzähligen Tempel, so zum Beispiel den Tempel mit dem goldenen Buddha. Diese über fünf Tonnen schwere Buddhastatue wurde erst vor ein paar Jahrzehnten wiederentdeckt. In der Zeit als die Khmer das Siamesische Reich überfielen, wurde dem goldenen Buddha ein Gipsmantel verpasst. So wurde verhindert, dass die massive Statue gestohlen wurde. Nach dem Ende der Feindseligkeiten schienen offenbar alle vergessen zu haben, dass unter dem unscheinbaren Gipsmantel ein kostbares Heiligtum versteckt war. Erst als der Tempel renoviert wurde, und dazu der Buddha vorübergehend umziehen musste, kam das Gold zum Vorschein. Beim Versuch, die schwere Statue mit dem Kran zu heben zerbrach die Gipsumhüllung. Es ist schon überwältigend, vor so einem riesigen „Goldberg“ zu stehen. Auch die vielen anderen Tempel beeindrucken uns ausserordentlich. Nach ein paar Wochen in Thailand meint man, keinen weiteren Tempel mehr sehen zu können, aber irgendwie ist doch einer schöner als der andere.

Frühmorgens statten wir dem Floating Market für Touristen (der echte ist ein paar Autostunden von Bangkok entfernt) einen Besuch ab. Dazu setzen wir uns in ein Boot der Marke „Luxus Stabmixer Nissan Diesel 6 Zylinder“. Überall auf dem Chao Praya Fluss fahren diese Boote mit den riesigen Lastwagenmotoren. An der verlängerten Kurbelwelle ist eine Schraube befestigt, und so motorisiert rasen die Gefährte in mindestens ebenso halsbrecherischem Tempo wie die Taxis umher. Nur eben auf dem Fluss. Hier gibt es im Gegensatz zur Strasse keine Rotlichter zu beachten, um man kommt viel schneller voran. Auch die meisten Waren werden vom Meer her mit Lastschiffen in die Hauptstadt transportiert. Das ganze Treiben ist sehr interessant. So sind wir nicht traurig, dass es auf dem Floating Market nichts ausser andere Touristen zu sehen gibt.

In Bangkok hat es wie in Singapore viele kleine Garküchen, nur sind es hier noch wirkliche Strassenküchen. Neben der mobilen Küche hat es ein, zwei kleine Tische und ein paar Stühle, wo man schnell eine kleine Malzeit isst. Fastfood eben! Alles wird frisch zubereitet, und es schmeckt lecker. Leider sind die Tage immer zu kurz, was das Essen betrifft! Neben den freundlichen Leuten ist das Essen wirklich der Höhepunkt in Thailand. Mittlerweile haben sich unsere Gaumen und Mägen vollständig an die heimische Schärfe gewöhnt, so dass wir auch mit den bösartigsten getrockneten Chiliflakes fertig werden.

Die Bilder zur Reise 1990-1991 findest du hier: Flickr

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