Capetown

Am 4. Oktober 1999 beginnt unsere 6-monatige Reise durch den südlichen Teil Afrikas. Auf früheren Reisen sind wir einfach mal von zuhause losgefahren, nach dem Motto: Wenn nicht heute, dann morgen. Nicht so jetzt. Am Donnerstag die Wohnung leer räumen, freitags putzen, samstags die Wohnung abgeben und am Sonntag ins Flugzeug Richtung Afrika. Da war es natürlich ein Schock, am Donnerstag morgen so nebenbei zu erfahren, dass unser reiseerfahrener Prinz, ein Appenzellermischling, uns nicht begleiten kann. Rein technisch wäre es mit grossem Aufwand möglich gewesen, jedoch in einem Frachtflugzeug, wo er dann in Johannesburg umgeladen worden wäre. Als „Frachtgut“ wäre es auch sehr teuer gekommen, weil dann nicht das Gewicht sondern die Abmessungen der Flugbox massgebend wären. Ausserdem wäre die Zeit viel zu kurz gewesen, um das alles in die Wege zu leiten, und wir hätten neue Tickets kaufen müssen. Aufgrund falscher Angaben der Swissair erfuhren wir das erst ganze drei Tage vor Abflug. Hätten wir das bereis früher gewusst, hätten wir uns wohl entschieden, in eine andere Gegend zu reisen. Dazu ist es jetzt zu spät, auch weil der Container mit unserem Auto drin, bereits auf hoher See Richtung Kapstadt unterwegs ist.
Also haben wir Prinz an ein gutes Plätzchen in die Ferien gegeben und uns dabei natürlich schlecht gefühlt.

Am Flughafen holen wir unseren gebuchten Mietwagen und fahren ziellos auf der Suche nach einer Unterkunft in Capetown umher. Schlussendlich werden wir in Hout Bay fündig. In Charlotte’s Guesthouse, bei Jochen und Daniela, quartieren wir uns für die nächsten Tage bis zur Ankunft unseres Autos ein. Jeden Morgen geben sie uns neue Tipps, was wir wo besichtigen könnten, und immer kommen wir begeistert von unseren Ausflügen zurück.
Wir geniessen den Frühling am Kap und freuen uns jeden Tag mehr darauf, endlich losfahren zu können. Dazu muss aber erst die ‚City of Capetown‘, das Schiff mit unserem Landcruiser drauf, hier in Kapstadt eintreffen.

Am Tag, wo das Schiff in Kapstadt eintreffen soll, ist Albi ganz zuversichtlich, dass wir heute bereits unser Auto in Empfang nehmen können. Er rasiert sich und nimmt sogar das Handy mit an den Frühstückstisch. Er erwartet wohl schon früh einen Anruf mit „Mr. Graf, the container is ready, you can drive your car out.“
Und wirklich, während des Frühstücks klingelt das Telefon – die Schiffsagentur. Wir halten alle den Atem an und hören gespannt mit. „Hello Mr. Graf, did you see the news?“ Der Wind bläst so stark, dass im Hafen nicht gearbeitet werden kann und unser Schiff draussen auf See warten muss. So bleibt uns nichts anderes übrig, als auch zu warten.

Nach vier Tagen Südostwind mit Geschwindigkeiten von durchschnittlich 65 km/h ist es dann soweit: Im Hafen wird wieder gearbeitet. Nur leider konnte die ‚City of Capetown‘ nicht so lange warten und ist nun unterwegs nach Durban, wo sie eilige Güter abladen muss. Unser Container wird dann dort auf ein anderes Schiff umgeladen und hierher zurückgebracht. Das wird wohl noch eine Woche in Anspruch nehmen.

Wir haben in und um Kapstadt mittlerweile beinahe alles gesehen und wollen endlich losfahren. Also packen wir unsere Sachen zusammen und besuchen die sogenannte Gartenroute. Von Wilderness aus machen wir schöne Tagesausflüge mit dem Mietauto und sind nach einer Woche wieder zurück in Kapstadt.
Ein Telefonanruf auf die Schiffsagentur, wo wir zu hören kriegen: „Did you see the news?“ In Durban regnet es seit ein paar Tagen in Strömen, die halbe Stadt ist überschwemmt, und im Hafen, wo unser Container im Moment steht, kann nicht gearbeitet werden. Wir sind frustriert und fragen uns, weshalb Afrika uns nicht willkommen heissen will.

Nach ein paar weiteren Tagen und schlussendlich zwei Wochen Verspätung können wir am 3. November endlich unseren Landcruiser aus dem Container fahren. Am nächsten Tag machen wir uns dann auf den Weg Richtung Norden, der Sonne entgegen.

Die Bilder zur Reise ins südliche Afrika findest du hier: Flickr

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