In Dawson Creek fängt der Alaska Highway an, worauf hier auch überall hingewiesen wird. Es ist ein sympathischer Ort im Stil einer Goldgräberstadt, vollgestopft mit Touristen. Auf dem Visitor Centre können wir für $2 pro Seite unsere Faxe versenden.
Der Ölwechsel klappt nicht, da kein passender Filter aufzutreiben ist. Deshalb fahren wir weiter und kommen langsam gegen die Berge und immer mehr nach Norden. Die Strasse wird schlechter, es hat viel Rollsplitt. Wir überlegen uns, die Windschutzscheibe zum Schutz gegen Steinschlag mit durchsichtiger Folie abzukleben, was wir dann aber doch sein lassen.
Am Mittag sehen wir einen Schwarzbären, etwas später noch einen direkt an der Strasse. Wir halten an und schauen ihm etwas zu, was ihn überhaupt nicht zu stören scheint. Prinz dreht natürlich fast durch. Am späten Nachmittag fahren wir in den Bergen an einem wunderschönen See, dem Summit Lake, vorbei, und nach ein paar Kilometern kehren wir wieder um, um dort zu übernachten. Wir brauchen hier seit langem wieder mal die Heizung.
Im schönsten Regen sehen wir ein paar Kilometer weiter ein leider weiblicher Karibu, d.h. ohne die imposanten Hörner. Ab jetzt fahren wir lange Strecken durch Baustellen, wo wir z.T. Probleme haben. Ein paar Mal stecken wir beinahe im weichen Untergrund fest. Wir fragen uns, wie die grossen amerikanischen Wohnmobile, die meistens noch ein Auto im Schlepptau haben, das schaffen. Der Alaska Highway wird im Moment sehr grosszügig ausgebaut, die leichtesten Kurven werden nochmals begradigt, alles wird verbreitert, usw.
Beim Campen im Wald sehen wir ein Tier, das wie ein Luchs aussieht. Währenddem Albi hinter die Büsche geht, singe und pfeife ich, damit sich in der Zwischenzeit kein Bär anschleicht.
In Watson Lake bewundern wir den Signpost Forest, ein wahrhafter Wald von Schildern, die von durchreisenden Touristen hier gelassen werden. Unter den mittlerweile 25’000 Schildern findet man Ortstafeln, Wegweiser, Autokennzeichen, usw. Die Schweiz ist mit diversen Ortsschildern und Wegweisern gut vertreten. Viele Schilder werden schon zuhause sorgsam angefertigt, damit man bei der Durchreise auch eine schöne Visitenkarte dalassen kann.
Die Strasse ist weiterhin voller Rollsplitt und Steine. Wir beschliessen, in der nächsten grösseren Ortschaft ein Steinschlagschutzgitter zu basteln und vor die Windschutzscheibe zu binden. Da es den VW LT auf diesem Kontinent nicht gibt, wäre es schwierig, eine passende Ersatzscheibe zu finden. Bevor wir jedoch in Whitehorse ankommen, knallt uns ein entgegenkommender Lastwagen einen Stein in die Scheibe, und voilà, das zweite Loch in der Scheibe (Das erste haben wir noch in der Schweiz aufgelesen).
Am Teslin Lake, zwei Stunden vor Whitehorse, sehen wir ein unübliches Schild vor einem schönen Campingplatz: „Mukluk Annie Salmon Bake. Free Camping, Free Water, Free Dumping“. Nur wer Strom oder eine warme Dusche will, muss dafür bezahlen. Offenbar rechnen die Eigentümer damit, dass der eine oder andere Campinggast sich dann auch ins Restaurant wagt. Wir versuchen es auch, und wir haben bis heute keinen so guten gegrillten Lachs mehr gegessen.
In Whitehorse gehen wir zum „Beaver Lumber“ einkaufen und basteln uns in den Takhini Hot Springs während zwei Stunden ein Schutzgitter für die Windschutzscheibe. Ein Rahmen aus Holz, ein Drahtgitter darüber gespannt, vier Tennisbälle als Aufliegepunkte gegen die Fahrzeugfront befestigt (so können die Scheibenwischer hinter dem Gitter noch funktionieren), und mit ein paar Spannsets wird das Ganze vor die Scheibe gehängt. Das Ding ist erstaunlich stabil, auch bei 100 km/h vibriert es nicht und erzeugt weniger Windgeräusche als ohne das Gebastel. Der einzige Nachteil ist eine Beeinträchtigung der Sicht. Das Ding sieht eher lächerlich aus, aber wenn man bedenkt, dass wir hier noch kein einziges Auto mit intakter Windschutzscheibe gesehen haben, macht es doch Sinn.
Die ersten paar km sind schrecklich zum Fahren. Man sieht fast nichts, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Das Blöde ist: Bis nach Dawson hätten wir den Schutz gar nicht gebraucht. Auf der gesamten Strecke hat es ca. 50 m Kies, der Rest ist sauber gewischte Teerstrasse. Dafür haben uns schon ein paar Leute bewundert: „Good idea…“.
In Dawson fahren wir mit der Fähre über den Yukon. Im Winter, wenn der Fluss zugefroren ist, hat es eine Eisbrücke. Wir sind froh, ist jetzt Sommer. So können wir auf dem Campingplatz noch lange draussen sitzen und um zehn Uhr trotz Sonnenschein ein Lagerfeuer machen. Wegen der vielen Eichhörnchen kommt Prinz – und somit wir – die ganze „Nacht“ nicht zur Ruhe. Es wird nicht mehr dunkel, denn Sonnenuntergang ist um 24:15 Uhr, Sonnenaufgang um 04:25 Uhr.
Dawson City ist ein Überbleibsel vom Klondyke Goldrush, viele Häuser sind im Stil von damals restauriert worden. Am Westufer des Yukon, 100 m unterhalb unseres Campingplatzes, liegen drei Raddampfer am Ufer. Sie sind total zerfallen und ein Paradies für Enthusiasten, da jedes Detail bestens erkennbar ist.
Beim Wasserfüllen ab Handpumpe merken wir, dass der Permafrost nicht weit weg sein kann, denn das Wasser ist eiskalt.
Die Bilder zur Nordamerikareise findest du hier: Flickr