Der Dempster Highway ist beinahe ab dem ersten Kilometer sehr schön. Die gesamte Strecke von 750 km ist ungeteert, aber der Strassenzustand ist wenigstens auf den ersten 300 km sehr gut. Wir fahren durch ein Hügelgebiet mit eindeutig nordischer Tundravegetation.
In Eagle Plains, genau in der Mitte zwischen dem Anfang der Highway und Inuvik gibt es ein Motel, ein Restaurant und eine Tankstelle. Interessanterweise haben wir in ganz Kanada noch nie so billig getankt wie hier am Ende der Welt. Ab jetzt wird der Strassenbelag steiniger. (Wir haben später gemerkt, dass der Schotter sehr scharf war und unsere Reifen richtig abgekratzt hatte.)
Der Polarkreis (km 405) liegt auf einer Krete, die dem arktischen Wind, der hier weht, kein Hindernis in den Weg legt. War es wirklich erst heute Morgen, als es uns zu heiss war? Am nächsten Morgen ist es immer noch kalt, nun aber ohne Wind.
Ab jetzt ist der Strassenzustand einiges schlechter: Mehr Lehm als Schotter. Dadurch wird das Ausweichen schwieriger, und der Floh nimmt ein schönes Graubraun an. Auf der Bergkette, die die Grenze zu den Northwest Territories bildet, ist alles gefroren. Die Gräser, die Büsche, die Signalpfosten, überall hat es eine dicke Eisschicht drum. Brrrr…
Bei jedem entgegenkommenden Fahrzeug bremsen beide ab und weichen so weit wie möglich zur Seite aus. So hätten wir den Steinschlagschutz gar nicht gebraucht.
Bei Fort McPherson überqueren wir den McKenzie mit einer Fähre. Von hier an kennt man nun keine Rücksicht mehr beim Kreuzen. Unsere Indienerfahrung kommt uns zugute, um den Gegenverkehr von der Strassenmitte wegzubringen. Also sind wir doch froh um unser Fliegengitter.
Im Eskimo-Städtchen Inuvik steuern wir zuerst den Chuk Campground an, wo wir von Mücken überfallen werden. Nachdem wir unseren windgeschützten Platz gegen einen windigen getauscht haben, ist es etwas besser. Auf geteerten Strassen fahren wir später in die Stadt und gehen einkaufen. Alle Häuser in Inuvik stehen auf Stelzen, weil der Permafrost durch die Heizwärme sonst aufgetauen und das Haus im Schlamm versinken würde. Die Häuser sind mit einer 40 cm dicken, 1 m über dem Boden liegenden Rohrleitung verbunden, die gut isoliert Frischwasser und Abwasser transportiert. Hier haben die Autos übrigens interessante Nummernschilder: Blaue Schrift auf weissem Grund, Spruch „Explore Canadas Arctic“, und das Ganze in Form eines Eisbären!
Da die Strasse bei der Rückfahrt trockener ist, ist sie etwas besser zum Fahren, und wir schaffen es in 1 ½ Tagen zurück nach Dawson City. Wir sind früh dran und fahren gleich weiter auf dem „Top of the World Highway“ Richtung Alaska. Die ungeteerte Strasse ist so steil, dass die Kühlwassertemperatur höher als normal ansteigt.
Wir übernachten in Sichtweite der Grenze auf einem Platz mit wunderschöner Aussicht bis zum Mt. Denali.
Die Bilder zur Nordamerikareise findest du hier: Flickr