Der Weg ins Morgenland

Vorbereitung

Wir beginnen mit den Vorbereitungen am Landrover Ende Juni. Die Inneneinrichtung wird optimiert, ich baue verschiedene zusätzliche Kästchen ein, der Fensterrahmen der Windschutzscheibe muss geschweisst werden da er verschiedene Risse aufweist, usw. Auch müssen wir eine grosse Inspektion des Autos durchführen, mit Abschmieren und allem drum und dran, damit wir nicht gleich am Anfang steckenbleiben. Dann gehen wir nach Bern, um verschiedene Botschaften aufzusuchen. Auf der Chinesischen Botschaft kriegen wir innerhalb von 20 Minuten das begehrte Visum. Dann geht es ab zur Indischen Botschaft. Hier ahnen sie irgendwie, dass wir mit dem Auto überland kommen wollen. Wir müssen nach langem Diskutieren einen Zettel unterschreiben, wo wir versichern, unser Auto von Karachi nach Bombay zu verschiffen, und ja keinen Fuss auf Punjab-Boden zu setzen. (Der einzige Zollübergang von Pakistan nach Indien geht in den Punjab). Das zweite Versprechen haben wir erfüllt, denn wir sind in einem Zollkonvoi alles an einem Stück durchgefahren, ohne einmal auszusteigen. Drei Tage später kriegen wir unsere Pässe mit dem Visum zugeschickt. Jetzt ist der Umbau des Landrovers beendet, wir müssen nur noch die Visa kriegen. Gegen eine Kaution von Fr. 5000.– kann ich beim Touring Club der Schweiz das ‚Carnet de Passage‘, ein Zolldokument fürs Auto, abholen. Ich kann für eventuelle Zollforderungen in der Höhe von Fr. 15’000.–, was 250% des Wertes des Autos beträgt, belangt werden. Von der Iranischen Botschaft kriegen wir die Pässe ohne Visum und ohne Kommentar zurück. Es kostet uns einige Mühe, herauszufinden, dass wir nur ein veraltetes Visumantragsformular ausgefüllt haben. Wir fahren am Freitag, 14.08.87, nach Bern zur Iranischen Botschaft, wo wir die brandneuen Formulare kriegen können. Leider denken wir nicht daran, dass heute Freitag, ganz sicher kein Moslem arbeitet. Wir können aber trotzdem bei einem Visumspezialisten die neuen Anträge auftreiben und schicken sie sofort per Post an die Botschaft. Nach einer Woche kommen endlich die ersehnten Visa. Wir fahren sofort nach Zürich zum Nepalesischen Generalkonsulat, wo wir das letzte Visum bestellen. Wir können es morgen abholen, aber wir müssen noch eine von einem Notar beglaubigte Erklärung mitbringen, wo sich jemand verpflichtet, für uns aufzukommen, wenn uns in Nepal das Geld ausgeht. Nicks Vater hilft uns aus der Klemme, indem er uns schnell zu einem Notar begleitet.

Start und erste Schwierigkeiten

Am nächsten Tag fahren wir nach Zürich zur Nepalesischen Botschaft, wo wir endlich unser letztes Visum abholen können. Bei der Fahrt über den San Bernardino-Pass stellt sich heraus, dass der Kühler des Landrovers undicht ist. Wir bringen ihn sofort zu einem Kühlerspezialisten in Bellinzona, der verspricht, ihn bis zum nächsten Vormittag repariert zu haben. Im Laufe des Morgens kriegen wir unseren Kühler tatsächlich tipptopp repariert zurück. Wir bauen ihn ein und fahren sofort los in Richtung Süden. In Italien machen wir nur zwei oder drei Unterbrechungen, um den Italienischen Kaffee zu geniessen und ein weiterer Halt zum Abendessen in Trieste. Wir fahren auf dem vielbefahrenen ‚Autoput‘ bis nach Belgrad. Hier versuchen wir, ein gemütliches Restaurant zum Abendessen zu finden, was uns ziemliche Anstrengung kostet. Nachher finden wir direkt an der Einmündung der Save in die Donau einen guten Platz zum Übernachten. Der griechische Zoll bereitet uns keine Probleme, das Auto wird im Pass vermerkt, und schon können wir weiterfahren. Wir erreichen schon am Nachmittag Thessaloniki, wo wir uns gemütlich die Stadt und die vielen schönen Kneipen zu Gemüte führen. Zum Abendessen gibt es natürlich besten einheimischen Fisch. Da es in dieser Stadt unmöglich ist, einen legalen Parkplatz zu finden, haben wir das Auto an der Strandpromenade inmitten vieler anderen Autos abgestellt.

Die Geschichte mit den verschwundenen Nummernschildern

Als wir zurückkommen, ist der Landy das einzige Auto, das noch da steht. Wir haben nur einen Wisch unter der Scheibe, auf dem irgendwas auf griechisch gedruckt ist, glücklicherweise keinen Einzahlungsschein. Wir fahren weiter und übernachten bei Vasilika, etwa 20 km von Thessaloniki entfernt. Beim Morgenkaffee in Vasilika bemerke ich, dass das hintere Nummernschild am Landy fehlt. Bei einem Besuch auf dem Polizeipräsidium in Thessaloniki erfahren wir, dass unser Auto zu gross war zum Abschleppen, und sie deshalb das Nummernschild abmontiert haben. Kostenfolge: DR 4100.– (ca. sFr. 45.–). Nachdem wir nun mit grosser Verspätung weggekommen sind, stoppt in Kavala plötzlich der Motor. Der Schaden ist schnell gefunden und behoben: Die Benzinpumpe hatte einen Wackelkontakt. Wir übernachten bei Alexandroupolis in der Nähe der Türkischen Grenze. Auf dem Weg nach Istanbul ist plötzlich die Luft aus dem hinteren rechten Reifen weg und wir müssen das Rad wechseln. Endlich angekommen, finden wir ziemlich schnell den offenbar einzigen Campingplatz. Wir wollen hier kurz Pause machen.

Istanbul

Wir lassen den Landy auf dem Campingplatz und machen bei einer Tages-Touristentour durch Istanbul mit. Da wir heute schon gewohnt sind, uns wie Touristen zu benehmen, besuchen wir auch gleich eine Tour ‚Istanbul by Night‘. Da die Türkei für uns nur ein Transitland ist, können wir auf diese Art und Weise die Stadt Istanbul trotzdem auf schnelle Art und Weise recht gut kennenlernen. Anderntags ist grosser Schrauber-Tag. Wir ersetzen den Schlauch, der vorgestern geplatzt ist, wir bauen einen neuen Thermostat ein, wir revidieren die Radbremszylinder und wir kontrollieren alle Ölstände. Da wir neue Bremsflüssigkeit eingefüllt haben, sind die Gummis des Hauptbremszylinders aufgequollen und undicht geworden. Nun müssen wir auch diesen revidieren. Gut, dass wir die Reparatursätze dazu schon Zuhause eingekauft haben. Bei einem Besuch in der Stadt haben wir nur neue Ersatzschläuche und frische Bremsflüssigkeit kaufen können, sonst haben wir nichts gefunden (Es war unser erster Besuch in einem Basar). Wir befestigen die Nummernschilder nun mit Popnieten, damit wir keine Überraschungen wie in Thessaloniki mehr erleben. Am Abend bleiben wir auf dem Campingplatz und führen lange Diskussionen mit ein paar Polen, die auf diesem Campingplatz sehr stark vertreten sind.

Anatolien

Am nächsten Morgen sausen wir ab in Richtung Ankara, wobei wir noch einen Abstecher ans Schwarze Meer nach Karasu machen. Wir sind beide zum ersten Mal in Asien. Die Fahrt ist recht problemlos und wir kommen sehr gut voran. Wir fahren um den Berg Ararat herum und erreichen gegen Mittag die Grenze zum Iran. Die türkischen Grenzformalitäten sind minim.

Die Bilder zur Reise 1987-1988 findest du hier: Flickr

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