Nach dem Frühstück sind wir bereit zum Arbeiten. Wir rufen AT&T an, damit sie uns ein Anmeldeformular für die Telefonkarte faxen können, dann versuchen wir zu telefonieren. Es gibt in ganz Whitehorse nur einen einzigen Ort, an dem man internationale Telefongespräche führen kann, nämlich im „Chamber of Commerce“. Leider ist der Zuständige in der Mittagspause, und danach beträgt die Wartezeit eine Stunde. Mittlerweile wird es in der Schweiz wegen der Zeitverschiebung zu spät, um noch jemanden anzurufen.
Wir arbeiten noch mehr: Kleider waschen, Auto waschen, Ölwechsel machen lassen. So ist es berechtigt, wenn wir uns schon um vier Uhr auf den sehr schönen Wolf Creek Campground begeben. Mit der neu erstandenen Axt spaltet Albi Feuerholz (das gibt’s auf den meisten Campingplätzen in unbeschränkter Menge und gratis), und ich mache einen Kartoffelsalat, den wir zum gegrillten Filet essen.
Am Abend – es ist ja dauernd hell – gibt es einen Nature Walk mit Talk zum Thema „Forest and Fire“. Es ist sehr interessant. Wir lernen dabei, dass gewisse Wälder nach einem Zyklus von 100 bis 150 Jahren abbrennen müssen, nach dem Motto: Es ist nicht eine Frage, ob es brenne, sondern wann es brenne. Mit der Zeit hat es so viel Brennstoff – Nadeln, trockene alte Bäume – dass es einfach mal brennt. Danach schlüpfen wir aus unseren neu gekauften Jeans und fallen sehr müde auf unsere ebenfalls neu gekauften Kissen. Beim Aufstehen merkt Albi, dass wir uns die letzten zwei Tage körperlich betätigt haben: Er hat Muskelkater!
Wir machen einen Auslflug nach Skagway. Die Fahrt dorthin ist sehr schön und dauert nur etwa 3 Stunden. Ab der amerikanischen Grenze fährt die „White Pass & Yukon Route“, eine Schmalspurbahn, deren Streckenverlauf ein technisches Wunderwerk ist. Skagway selbst ist ein Teil des Klondyke National Park. Die Häuser an der Main Street sind alle alt oder auf alt nachgebaut, und man fühlt sich wirklich in die Zeit des Goldrausches zurückversetzt. Wir erkunden noch, wo es auf den Chilkoot Pass geht. Dies ist ein mörderisch steiler Pass, über den jeder Goldsucher eine Tonne Lebensmittel schleppen musste, damit es in Dawson City – wo das Gold gefunden wurde – keine Hungersnot gab, im Fall dass der Yukon früher als erwartet gefrieren sollte.
Wir fahren bei gewohnt schönem Wetter zurück nach Whitehorse, wo wir den Yukon Raddampfer SS Klondyke anschauen. Alles ist in perfektem, betriebsbereitem Zustand. Wir wissen nun, wie wir die Wrackteile, die wir im Raddampfer Friedhof in Dawson City gesehen haben, zusammensetzen müssten.
In einem Computerladen darf Albi die Telefonleitung brauchen, um die E-Mails zu checken. Da wir den PC (mit Windows 95) noch immer nicht mit Memory aufstocken konnten, geht aber alles so langsam, dass es nicht klappt: Albi kann zwar seine Mails empfangen, aber diejenige, die wir schon lange vorbereitet haben, kann er nicht abschicken.
Die Bilder zur Nordamerikareise findest du hier: Flickr