Namibia

Am Oranje Fluss überqueren wir die Grenze zu Namibia und fahren auf Schotterstrassen, den sogenannten Pads, zum Fish River Canyon. Diese Naturstrassen sind im allgemeinen in sehr gutem Zustand, so dass man problemlos die erlaubten 120 km/h fahren könnte. Aber die Bodenhaftung ist so schlecht, dass man riskiert, bei starkem Bremsen oder abrupten Ausweichmanövern das Auto zu überrollen. Schon vielen Touristen sind die Pads zum Verhängnis geworden, und wir beschränken uns rigoros auf max. 80 km/h.

Der Fish River Canyon ist sehr eindrücklich, wenn auch nicht mit seinem grossen Bruder, dem Grand Canyon in Arizona, zu vergleichen. Wir schauen uns auch nur kurz um, denn wir sind in Eile. Wir möchten gerne vor dem ersten Regen im Etosha Nationalpark sein, weil sich dann die Tiere um die wenigen noch vorhandenen Wasserlöcher konzentrieren. Auf dem Weg dorthin machen wir nur kurz halt in der Hauptstadt Windhoek und im Waterberg Plateau Park.

Der Etosha Nationalpark ist für uns der erste Tierpark Afrikas, und entsprechend haben wir so unsere Hoffnungen, was wir alles an Tieren sehen werden. Bereits auf den ersten 17 km zum Okaukuejo Camp werden wir mit Springböcken, Zebras und Giraffen belohnt. Wir können es noch gar nicht fassen und sind so richtig aus dem Häuschen. Alles, was wir am ersten Tag zu Gesicht bekommen, müssen wir natürlich x-mal fotografieren: Gnus, Strausse, Oryxantilopen, Giraffen, Zebras und Springböcke. Am Abend zeigen sich am Wasserloch noch ein paar Nashörner.

Am nächsten Morgen klingelt um sechs Uhr früh der Wecker. So sind wir bereit, zwanzig Minuten später aus dem Camp zu fahren. Früher geht’s nicht, weil die Tore von Sonnenuntergang bis -aufgang geschlossen bleiben. Es könnte sich ja sonst irgend eine Raubkatze hineinschleichen.
Im Verlauf der nächsten fünf Tage bekommen wir noch weitere Tiere zu Gesicht: Elefanten, Impalas, Kudus, Warzenschweine, viele Vögel, Hyänen, Löwen, Schakale, Geparden und sogar einen Leoparden. Es zeigt sich, dass sich unsere Hast gelohnt hat, denn nach vier Tagen kommt der erste Regen, und da es jetzt überall genug Wasser hat, sieht man nun keine riesigen Herden mit zum Teil Tausend Tieren mehr.

Um an die Skeleton Coast zu gelangen, fahren wir durch das schöne Damaraland. Dort sehen wir die seltenen Hartmanns Bergzebras und erneut einen Leoparden. Offenbar gibt es von diesen schönen Katzen viele Exemplare, aber da sie nachtaktiv und sehr scheu sind, ist es schwierig, sie zu Gesicht zu bekommen. Ans Fotografieren denken wir natürlich erst, als er schon wieder von der Strasse weg ist!

Am Tor zum Skeleton Coast Park müssen wir uns eintragen, wohl damit wir an diesem feindlichen Küstenabschnitt ohne Wasser oder Vegetation nicht verloren gehen.
Die 300 km bis Swakopmund sind unendlich einsam und landschaftlich recht langweilig, nur ab und zu sieht man am Strand einen Bakkie (Pick-up) mit einem Hobby-Fischer, der direkt am Meer entlang fährt, um die beste Stelle zum fischen zu finden.
Es hat auch immer wieder riesige Campingplätze, die sich offenbar in der Ferienzeit restlos mit begeisterten Anglern füllen. Wir können uns nicht vorstellen, wie man hier seinen Urlaub verbringen kann, es hat hier nichts ausser Sand, eiskaltes aufgewühltes Meer, Wind und Nebel, kein Dorf, kein Restaurant, kein Laden, nur Plumpsklos und Feuerstellen, um den Fang zu grillen.
Da gefällt uns Swakopmund viel besser, auch wenn uns das neblige und kühle Wetter schon bald wieder in die Wüste treibt. Vorher stocken wir noch unsere Lebensmittel- und Geldvorräte auf und lassen das Auto waschen, was etwa anderthalb Stunden dauert. Da war eine Schicht Staub, eine Schicht Etoshakalk, eine weitere Schicht Staub und zum Schluss eine feuchte Salzschicht von der Küstenstrasse über dem Lack, das muss endlich mal weg.
Die Nacht verbringen wir im Namib Park ganz alleine in der Natur, umgeben von einem riesigen Sternenhimmel, wo es nur so Sternschnuppen regnet. Mindestens jede Sekunde fällt eine Schnuppe, die sich über den halben Himmel zieht.

Unser nächster Höhepunkt sind die Dünen von Sossusvlei, diese riesigen rosa Dünen, die in keinem Namibia-Werbeprospekt fehlen dürfen. Auf den 70 km vom Camp bis zum Vlei fährt man immer tiefer in diese grandiose Wüstenlandschaft hinein, und zum Schluss darf man dann die letzten vier Kilometer durch tiefen Sand fahren. Natürlich nur mit Allrad! Die normal angetriebenen Fahrzeuge müssen am 2×4 Parkplatz halten, und ihre Fahrer müssen zu Fuss weiter.
Wir wollen natürlich endlich mal erfahren, wie sich unser Cruisy im Sand bewährt und fahren ohne Luft abzulassen weiter. Souverän, wie es sich gehört!
Am nächsten Tag fahren wir um fünf Uhr, als das Tor geöffnet wird, los, damit wir die Dünen auch noch bei Sonnenaufgang anschauen können. Etwas schneller als mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit fahrend erreichen wir das Sossusvlei als erste gerade vor Sonnenaufgang und können das Schattenspiel auf den Dünen bewundern.

Über Windhoek, Otjiwarongo und Grootfontein erreichen wir im Norden Namibias den Cattle Control Fence (Rinderzaun), der quer durch das ganze Land führt und verhindern soll, dass die Maul- und Klauenseuche die Rinderfarmen bedroht. Im Reiseführer steht, dass hier die Erste Welt endet und die Dritte Welt beginnt, und wirklich, wir befinden uns plötzlich im „echten“ Afrika. Weil es hier keine grossen Farmen mehr hat, sind die Zäune rechts und links der Strasse verschwunden, dafür gibt es Viehhirten, aus Stroh gebaute Rundhütten und imposante Langhornrinder.

Die Bilder zur Reise ins südliche Afrika findest du hier: Flickr

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