Nationalparks

Eine weitere Fahrt durch die Blue Mountains folgt, dann eine sehr einsame und schöne Strecke rüber ins Hunter Valley nach Cessnock. Dort schlagen wir uns im tollen Steakhouse die Mägen voll.

Im Landesinnern fahren wir nordwärts. Von einem kleinen Nationalpark zum nächsten. Es ist einsam, und wir finden immer schöne Übernachtungsplätze, so auch im Myall Lakes NP. Wenn nicht die schwarzen Schwäne wären, könnte man sich glatt in Schweden wähnen.

Weil diese Parks eigentlich immer nur Plumpsklos bieten, wird nach ein paar Tagen mal wieder eine Dusche nötig. Also machen wir auf dem gepflegten Big4 in Grafton einen Waschtag. Abends kaufen wir uns eine Pizza, die wir bei Sonnenuntergang an der Jetty vertilgen. Hier haben wir einen guten Blick auf die Insel im Fluss. Dort lebt eine riesige Kolonie von Flying Foxes, offenbar die grösste auf der südlichen Halbkugel. Bei Einbruch der Dunkelheit fliegen die grossen Tiere (etwas kleiner als eine Katze) zu Hunderttausenden gleichzeitig los, um auf Nahrungssuche zu gehen. Sie ernähren sich von Nektar und Früchte, deshalb werden sie auch Fruit Bats genannt. Der Abendhimmel ist voller schwarzer Punkte. Wir sind beeindruckt von diesem Naturspektakel!

Nachdem wir unsere Vorräte wieder aufgefüllt haben, fahren wir erneut in die Einsamkeit. Die nächste Woche verbringen wir in den Nationalparks Border Range, Lamington und Main Range des Grenzgebietes von NSW und Queensland. Es ist wunderschön hier: Natur pur, immer wieder grandiose Ausblicke in die Umgebung, kaum Menschen und absolute Ruhe.

Wir sehen endlich mal einen sich bewegenden Koala: Er klettert einen Baum hoch. Mit den Vorderbeinen klettert er rechts, links, rechts etc., während er sich mit beiden Hinterbeinen gleichzeitig abstösst. Zuoberst auf dem Baum angekommen, beginnt er zu fressen. Auch für die restliche Tierwelt halten wir Augen und Ohren offen. Immer wieder nehmen wir den Feldstecher und das Tiererkennungsbuch hervor, um die heimische Fauna genauer kennen zu lernen. Ein Buch über die lokale Tierwelt ist bei unseren Reisen immer eines der ersten Dinge, die wir einkaufen. Schliesslich wollen wir doch wissen, ob das hübsche Kangaroo nun ein Pretty Face Wallaby ist oder nicht!

Toowoomba wird auch die Gartenstadt genannt. Leider ist von den vielen Blumenbeeten fast nichts mehr übrig; die Dürre hat auch hier die Gegend fest im Griff. Wir erledigen wieder mal die üblichen „Servicearbeiten“: Wäsche waschen, E-Mail checken, Reisebericht schreiben, einkaufen, essen gehen. Das ausgiebig Duschen geht leider nicht: wegen dem Wassermangel wird dringend gebeten, wirklich nur ganz kurz zu duschen.

Über Noosa Heads fahren wir nach Rainbow Beach. Hier beschaffen wir uns im Nationalparkbüro die Bewilligung, um mit dem Auto nach Fraser Island zu gehen. Fraser Island ist eine etwa 150 km lange Sandinsel. Ein grosser Teil ist dicht bewaldet, aber der Untergrund ist reiner Sand. Deshalb darf man auch nur mit allradgetriebenen Fahrzeugen auf die Insel. Bereits um auf die Fähre zu gelangen, benötigt man den Allrad: Das Schiff legt einfach irgendwo am Strand an. Albi kümmert sich auf der Fähre gleich um die Reifen: Er lässt Luft ab, so dass die Reifen auf dem Sand mehr Auflagefläche erhalten und sich so weniger schnell eingraben.

Anhand der Gezeitentabelle sehen wir, dass wir gerade rechtzeitig kommen, um Hook Point (eine grosse Ansammlung Steine am Strand) bei Ebbe umfahren zu können. Dann fahren wir am Strand. Das geht sehr einfach. Man fährt nicht im Wasser aber auch nicht im weichen Sand über der Flutgrenze. So kommt man komfortabel und zügig voran. Erlaubte Höchstgeschwindigkeit am Strand sind 80 km/h. Auch sonst gelten die normalen Strassenverkehrsregeln. Fast die ganze Ostküste ist ein riesiger Strand, und man sieht abgesehen vom Gegenverkehr nur ab und zu einen Fischer, der mit der Angelrute bis zur Hüfte im tosenden Meer steht. Mit Baden ist hier nichts, denn die Quallensaison ist noch nicht vorbei. Immer wieder sehen wir auch angeschwemmte Exemplare.

Nach einer halben Stunde Fahrt verlassen wir den Strand und fahren ins Landesinnere. Auf diesen Sandpisten ist die erlaubte Höchstgeschwindigkeit nur 35 km/h. Viel schneller würde es auch nicht gehen, denn die sandigen und teils sehr steilen Pisten sind einspurig, so dass man gut auf Gegenverkehr achten muss. Das Ausweichen ist manchmal recht schwierig.

Unser Campingplatz liegt zentral mitten im Regenwald. Von hier aus erkunden wir in den nächsten Tagen die Insel. Es hat viele Seen, in denen man herrlich schwimmen kann, und vor allem hat es einsame Pisten, wo wir stundenlang, ohne jemandem zu begegnen durch den Wald fahren. Zum Teil benötigen wir 5 Stunden für ganze 40 km. Weil die Äste so tief hängen, muss ich immer wieder aussteigen und das Holz zur Seite schieben. Zurück fahren wir jeweils, soweit es geht, auf der „Autobahn“, sprich auf dem Strand. Hier hat es auch mehr Verkehr, weil die Australier hauptsächlich wegen dem Fischen auf Fraser kommen.

Auf dem Campingplatz haben wir das Fliegenzelt aufgebaut, damit wir von den Marchflies geschützt sind. Wer jetzt denkt, klar hat’s Fliegen, das gehört ja zu Australien, muss noch wissen, dass es sich dabei um eine Art Bremsen handelt, und zwar in der Grösse von Rossbremsen. Entsprechend sind sie nicht nur lästig, sondern sie stechen auch zu.

Wir besichtigen das Maheno Wrack, ein am Strand auf Grund gelaufenes Schiffsskelett. Dazu fahren wir die Strandautobahn hoch und müssen den Eli Creek durchfahren. Ein paar hundert Meter weiter sehen wir zwei Australier, die im Bach am Fischen sind. Sie sitzen mit ihren Campingstühlen brusttief im Wasser, in einer Hand die Angelrute in der anderen ein Stubbie. Wir winken ihnen zu. Auf der Rückfahrt, nachdem wir das Wrack besichtigt haben, sitzen sie noch immer im Wasser. Sie winken uns zu sich heran, und bei einem Bier tauschen wir unsere Ferienerlebnisse aus.

Irgendwann sind unsere Vorräte zu Ende, und wir verlassen Fraser Island wieder. Zurück in Rainbow Beach, geht es uns, wie nach einer Indienreise: Wir möchten gleich wieder umkehren; so toll war es! Als Entschädigung vertilgen wir ein leckeres Mittagessen: Cajun-Fisch mit Mangosalsa auf Couscous. Absolut Mod-Oz und absolut fabelhaft!

Unseren nächsten Übernachtungsplatz fahren wir nicht auf dem normalen Weg an, sondern nehmen auch hier die Route am Strand entlang. Nur ist es diesmal keine Autobahn, eher ein Hindernisparcours, denn wir müssen die vielen angeschwemmten Bäume umfahren. Das geht aber jeweils nur, wenn nicht gerade hohe Wellen kommen. Also müssen wir vor jedem Hindernis abschätzen, wann der Zeitpunkt günstig ist. Ziemlich erschöpft erreichen wir den fast leeren Campingplatz.

Erneut in Rainbow Beach gönnen wir unserem Troopy eine professionelle Autowäsche. Vor allem der Unterboden wird mit Hochdruck gründlich von Salz und Sand befreit. Dann geht’s zur Abwechslung wieder auf Teerstrassen weiter. Die nächsten Stationen heissen Bundaberg, Agnes Water, Town of 1770, Gladstone, Rockhampton und Mackay. Von hier aus machen wir einen Abstecher ins Pioneer Valley, wo wir auf Platypus-Suche gehen. Ein Platypus, auf Deutsch Schnabeltier, ist ein biberartiges Tier mit einem Entenschnabel, das, obschon ein Säugetier, Eier legt. Irgendwie ist es nicht erstaunlich, dass so ein schräges Wesen hier in Down Under lebt.

Da sie nachtaktiv sind, bekommt man sie nur selten zu Gesicht. In Eungella können wir am späten Nachmittag ein paar Exemplare beobachten. Für kurze Zeit kommen sie jeweils an die Wasseroberfläche, bevor sie zum Futtern wieder untertauchen.

Airlie Beach ist ein schönes Touristenstädtchen, wo man gut ein paar Tage verbringen könnte. Wären da nicht die fiesen Sandflies, die uns tagsüber das Leben schwer machen. Uns von Kopf bis Fuss mit Gift zu besprühen, nur um von diesen Plagegeistern Ruhe zu haben, nein danke! Nach einer Nacht, wo uns ein paar fast zahme Possums besuchen kommen, reisen wir weiter.

Der nächste Zwischenhalt ist in Burdekin im Zuckerrohrland. Wir erfahren, dass hier der einzige Ort in Australien ist, wo noch immer vor der Ernte die Pflanzen abgebrannt werden. Laut Tourismusprospekt sind die nächtlichen Feuer eine Touristenattraktion! Dass dabei Häuser, Autos, Wäsche, einfach alles und jeder mit dem „Burdekin Snow“, der schwarzen Asche, überdeckt werden, gehört laut Prospekt zur Tradition. Wir sind froh, die Ernte verpasst zu haben!

Die Wallaman Falls sind die höchsten Wasserfälle Australiens. 270 Meter fällt das Wasser in die Tiefe; eindrücklich, vor allem jetzt, wo es nach dem Regen viel Wasser hat. Am Morgen schalten wir das Radio ein und erwischen gerade die Nachrichten. Besser gesagt, DIE Nachricht: Vor drei Stunden gab es bei den Solomon Islands ein starkes Erdbeben, 8,1 auf der Richterskala, und nun wird an der ganzen australischen Ostküste mit einem Tsunami gerechnet. Man hat noch keine Ahnung, wie hoch die Welle sein wird, nur die Zeit, wann sie wo auf die Küste treffen wird, ist bekannt. Die Strände werden geschlossen, und den Leuten direkt am Meer wird empfohlen, höher gelegenes Gebiet aufzusuchen. In Cairns, wo die Welle zuerst eintreffen wird, scheint es auf den Strassen chaotisch zu sein. Da sind wir froh, momentan auf mehr als 500m über Meer zu sein und erst in ein paar Stunden wieder runter auf Meeresniveau zu kommen. Nach einer Stunde wird Entwarnung gegeben: Der befürchtete Tsunami bestand nur aus einer 15 cm hohen Welle und hat keinen Schaden angerichtet. Da dies aber das erste starke Beben seit dem schlimmen Tsunami in Südostasien vor zwei Jahren war, wurde die ganze Sache verständlicherweise sehr ernst genommen.

Wir nähern uns erneut Cairns. Über Mission Beach, Innisfail, die Millaa Millaa Wasserfälle, Misty Mountains, Lake Tinaroo und Atherton erreichen wir Kuranda. Hier decken wir uns auf dem Künstlermarkt mit Souvenirs ein und essen bei Dave auf dem Campingplatz erneut ein Gourmetmenu. Nach ein paar weiteren Tagen in Cairns, wo wir bereits nicht mehr benötigte Sachen verschenken und Koffer für den Rückflug kaufen, nehmen wir die letzte Strecke in Angriff.

Weil wir nochmals ein wenig Outback mit auf die Heimreise nehmen wollen, fahren wir nicht der Küste entlang nach Brisbane, sondern machen im Landesinnern einen schönen Bogen. Und zwar über Ravenshoe, Mt. Garnet, Charters Towers und Emerald, wo uns die Autobatterie plötzlich im Stich lässt. Wie wenn der Troopy gemerkt hätte, dass der Abschied naht, und ob seiner Trauer, die Lebensfreude verloren hat. Mit Hilfe einer neuer Batterie wird ihm neues Leben eingehaucht, und weiter geht die Fahrt. In der Carnarvon Gorge ist zum Glück der Campingplatz noch geöffnet, in zwei Tagen, zum Ende der Osterferien schliessen sie. Gegen die Aedesmücken sprühen wir uns ein und machen uns auf Wanderung. Bereits nach ein paar Schritten entdecken wir ein Echidna. Das ist erneut ein eierlegendes Säugetier, das wie das Platypus einen Schnabel besitzt, jedoch an Land lebt und sich hauptsächlich von Termiten und Ameisen ernährt. Deshalb, und auch weil es Stacheln hat, nennt man es auf Deutsch Ameisenigel, obschon keine Verwandtschaft mit den Igeln besteht.

Bei Roma und Darby fahren wir durch tiefstes Cattlecountry, da gibt es nicht einmal mehr einen Cappuccino zum Frühstück. Wie wir uns bereits wieder an die Annehmlichkeiten der Zivilisation gewöhnt haben! Erst in Brisbane haben wir sie dann wieder – oder sie uns!

Im gepflegten Gateway Village Resort beziehen wir ein Cabin. Weil sie kaum Gäste haben, erhalten wir einen Upgrade und ziehen in ein wahres Luxushäuschen ein: Schlafzimmer, Kinderzimmer, Wohnzimmer mit Breitbild TV und DVD Gerät, Küche, Abwaschmaschine, Waschmaschine, alles in Topqualität. Da haben wir genügend Platz, den ganzen Troopy auszuräumen und alles zu sortieren. Manche Sachen, wie Kleider, verpacken wir in Postpakete, die wir uns dann in die Schweiz zurückschicken. Etliche Campingsachen, die wir gekauft hatten, lassen wir im Auto: der nächste Mieter wird sich an ihnen sicherlich erfreuen. Anderes werfen wir weg, und den Rest packen wir in die Koffer für den Rückflug.

Am zweitletzten Tag wechseln wir unser Quartier und beziehen ein Zimmer in der Nähe des Flughafens und geben den Troopy zurück. Wir waren sehr zufrieden mit ihm und würden auch bei einer nächsten Australienreise wieder ein Fahrzeug bei der Firma Travel Car Centre mieten.

Nach einem gemütlichen Frühstück fahren wir per Taxi zum Flughafen, checken ein und treten die Rückreise an. Auch diesmal machen wir Zwischenhalt in Singapore, erneut für knapp eine Woche. Wir haben jedoch ein besser gelegenes Hotel gewählt. Das York Hotel liegt gleich oberhalb der Orchard Road, ganz nahe des Wisma Atria Shopping Centres, wo es einen unglaublich guten Food Court hat. Neben den ausgezeichneten Roti Canai, gibt es wunderbaren indischen und malayischen Food, und für die feinen Prawn Noodles muss man nicht nur während der Mittagszeit anstehen.

Wir fahren mit Bus und Metro kreuz und quer durch die Insel und schauen vorbei, wo wir vor mehr als zehn Jahren gewohnt hatten. Wir haben recht häufig Regenwetter, was uns jedoch nicht weiter stört, denn Sonne hatten wir in Australien mehr als genug.

Ende April 2007 setzen wir uns ins Flugzeug zurück in die Schweiz. Zu Hause wartet ein halb verwilderter Garten auf uns und ein noch nicht geborener Hundewelpe. Und vor uns liegt ein weiteres Sommerhalbjahr, wo wir uns ausgiebig um beides kümmern können.

Die Bilder zur Australienreise findest du hier: Flickr

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