Am ersten Tag des neuen Jahres fahren wir dem Uluru entgegen. Dieser früher auch Ayers Rock genannte Monolith ragt gut sichtbar aus dem umliegenden Buschland hervor. Dort angekommen, müssen wir natürlich gleich eine Runde um diesen Koloss fahren. Und weil’s so schön war, aber auch, weil die Sicht eine andere ist, umkreisen wir ihn gleich noch mal in die andere Richtung. Im Licht des Sonnenaufganges sieht er natürlich noch einmal anders aus und muss entsprechend fotografisch festgehalten werden. Der Uluru ist den Aborigines heilig, und sie wünschen, dass er nicht bestiegen wird. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir diesen Wunsch respektieren, aber offenbar sind wir in der Minderheit. Die meisten Touristen scheinen sich darum einen Dreck zu kümmern. (Aber wehe, es kommen Ausländer in ihr Land und halten sich nicht an deren Tabus!) Heute jedoch dürfen sie nicht hochklettern: Wegen den zu heissen Temperaturen (es werden 43 Grad erwartet) und dem starken Wind bleibt der Aufstieg aus Sicherheitsgründen geschlossen. Wir besuchen noch die Kata Tjutas und machen einen Spaziergang in dieser sehr schönen Gegend, die man eigentlich auf einer ausgedehnten Wanderung geniessen müsste. Aber eben, bei diesen Temperaturen sehen sogar die paar Kamele, denen wir begegnen, ziemlich schlapp aus.
Die Hitze begleitet uns weiter in den Kings Canyon. Dort müssen wir, um nach Hermansburg zu gelangen, ein Permit lösen, weil die Strasse durch Aborigines Land führt. Obschon man nicht von Strasse sprechen darf, nicht einmal hier mitten im Outback. Die 200 km Piste befinden sich in einem katastrophalen Zustand: Offenbar wurde vor einiger Zeit eine breite Strasse gebaut, wo man problemlos 100 km/h fahren konnte, was sicherlich auch jeder tat. Entsprechend hat sich ein so starkes Wellblech gebildet, wie wir es noch nirgends gesehen haben. Dazu kommen die Auswaschungen, die einem daran hindern, die nötige Geschwindigkeit zu erreichen und dann zu halten. Immer wieder ändert sich die Bodenbeschaffenheit, so dass es ein extrem anstrengendes Fahren ist. Der Australier würde einfach mit 80 km/h über die Piste mit ihren grossen scharfen Steinen, um die Kurven und über die ausgewaschenen Bachläufe rasen, ohne Rücksicht aufs Fahrzeug. Das können und wollen wir nicht. Zu unserer eigenen Sicherheit, und weil unser Troopy sonst garantiert sein Dach verliert. Bereits haben sich noch mehr Nieten gelockert.
In Hermansburg erreichen wir die Teerstrasse, verlassen sie jedoch gleich wieder, um einen Abstecher ins Palm Valley zu machen. Wir scheinen die einzigen zu sein in diesem wunderschönen Tal. Für die letzten paar Kilometer nach dem Campingplatz benötigt man ein Geländefahrzeug; über Felsen und durch Sand fahren wir bis ans Ende des Tracks.
Alice Springs: Die Stadt im Zentrum Australiens, die wohl jeder Australienreisende ansteuert. Nach einem feinen Mittagessen verbringen wir fast den gesamten Nachmittag in einer Werkstatt. Ein gebürtiger Finne flickt unser Dach. Zuerst bohrt er die losen Popnieten aus, dann schmiert er eine Art Silikon in den Zwischenraum, und dann versucht er, die neuen Popnieten zu setzen, was jedoch nicht klappt. Zuerst funktioniert die Maschine nicht, also versucht er es von Hand. Aber auch dieses Gerät will nicht, so dass der Chef geholt werden muss. Der stellt erst mal den Kompressor an, und schon funktioniert die Maschine wie geschmiert. Da sieht man’s wieder: ohne Chef läuft nichts! Nur sind leider die Nieten zu kurz. Nach langem Rumsuchen macht er sich auf den Weg in den Hardwareladen, der zum Glück gleich um die Ecke ist. Die eingekauften Nieten halten.
Mittlerweile ist der Boden rund um unser Auto ein grosses Chaos. Es liegen verstreut folgende Sachen rum: Zahlreiche vermurkste Popnieten verschiedener Grössen, Bohrspäne, eine Handpopnietenzange, eine pneumatische Handpopnietenzange mit Schlauch, eine grosse Silikontube halb leer und ohne Deckel, ein Lappen, die Bohrmaschine mit dem Bohrer voller Späne und noch am Stromkabel und etliche neue Zigarettenkippen vom verzweifelten Finnen. Dazu kommt noch all der andere Dreck, der bereits vor unserer Ankunft am Boden lag. Der Blick ins Halbdunkle des Werkstattinnern lässt uns erahnen, dass es dort noch schlimmer ist. Aber wir sind froh, hat sich jemand um unseren Troopy gekümmert, und wir hoffen, dass es hält.
Von Alice aus machen wir einen Abstecher in die West MacDonnell Range. In diesem Gebirgszug hat es schöne Schluchten mit kühlenden Wasserlöcher. Beim Ellery Creek Big Hole ziehen wir unsere Badesachen an und lassen uns mal wieder so richtig runter kühlen. Es ist ebenso befriedigend wie ein Saunagang im tiefsten Winter.
Am Sonntag gibt’s vom Campingplatz für alle Gäste Pancakes serviert, und zwar richtig feine und so viel man essen mag. Mit überfülltem Magen treten wir die Weiterreise an. Die Devils Marbles bieten sich für die nächste Übernachtung geradezu an. Es ist einmalig zuzusehen, wie die runden Felsen das Abendlicht aufnehmen.
Über Tennant Creek, Three Ways, wo wir die Richtung von Nord auf Ost wechseln, Mt. Isa und Normanton erreichen wir die Tablelands. Abrupt beginnen die Tropen. Vor ein paar km bestand die Gegend aus staubigen und trockenen Outback und nun stehen wir am Strassenrand mitten im Tropenwald. Es ist feucht und dunkel unter den hohen Bäumen, und die Zikaden machen einen unglaublichen Lärm. Dass wir noch gleich eins der seltenen Baumkangaroo entdecken, überfordert beinahe unser Wahrnehmungsvermögen. Die weitere Strecke runter nach Cairns ist sehr kurvig, steil und ausserordentlich lärmig. Sogar bei geschlossenen Fenstern dringt der Regenwald in unsere Ohren.
Die Bilder zur Australienreise findest du hier: Flickr