In Cairns quartieren wir uns im Coconut Resort ein und fahren gleich in die Stadt zum Einkaufen und Essen. Zurück auf dem Camping merken wir, dass es viel zu laut ist, um es hier ein paar Tage auszuhalten. Die zwei Strassen, die am Platz entlang führen, haben sehr viel Verkehr, und die Campingplatzbesitzer haben keine Anstalten gemacht, den Lärm mit Schutzzäunen oder dichter Bepflanzung zu mildern. Deshalb begeben wir uns nach einer schlecht geschlafenen Nacht auf die Reception. Dort wird uns die zweite, bereits bezahlte Nacht anstandslos zurückerstattet. Ausserdem erhalten wir den Ratschlag, wir sollen doch auf den Crystal Cascades Big4 gehen, der läge schön ruhig. Nach dem Mittagessen und einem Besuch im Internetcafé fahren wir dorthin. Der Campingplatz liegt sehr schön zwischen den mit Regenwald bewachsenen Hügeln und ist äusserst ruhig. Ausserdem ist er viel gepflegter und angenehmer. Und im Gegensatz zum Coconut Resort hat es keine Sandflies, dafür kommen abends die Fruit Bats (grosse Fledermäuse) und tun sich an den Früchten der vielen Bäume gütlich.
Nach ein paar Tagen Ruhe machen wir einen Abstecher ans Cape Tribulation und nach Cooktown. Auf dem Bloomfieldtrack darf nur mit einem Geländewagen gefahren werden. Aber abgesehen von ein paar Bachdurchfahrten, könnte ich die Strecke mit meinem kleinen Cabrio auf Niederquerschnittfelgen fahren. Einen Geländewagen braucht es dafür definitiv nicht. Die steilen Streckenabschnitte sind teilweise sogar geteert.
Über Kuranda, einem schönen Städtchen im Regenwald hoch über dem Meer, kommen wir wieder nach Cairns, wo wir nach ein paar weiteren ruhigen Tagen Kurs Richtung Süden nehmen. Erster Halt ist Mission Beach. In dieser Gegend lebt das Cassowary, ein riesiger bunter Vogel, der nicht fliegen kann. Da er im Dickicht lebt, bekommen wir ihn nur ganz kurz zu Gesicht: Er taucht völlig überraschend seitwärts aus dem Wald auf und rennt uns beinahe ins Fahrzeug. Nur dank einer Notbremse können wir die Kollision verhindern. Ebenso schnell wie er aufgetaucht ist, verschwindet er wieder.
Townsville scheint eine reiche Stadt zu sein. Alles ist gepflegt, und der riesige Strandpark lässt keine Wünsche offen. Es hat Joggingrouten, viele Spielplätze, natürlich massenhaft Barbies (Grillstellen), einen grossen Salzwasserpool und einen Strandabschnitt, der mit einem Stingernetz gegen die lebensgefährlichen Quallen gesichert ist. Damit kann man trotz der allsommerlichen Quallenplage im Meer baden, sogar nachts, da dieser Teil beleuchtet ist. Wir begnügen uns mit einem Spaziergang und einem Bier im Pub.
Ein paar Dutzend km von der Küste weg, und schon sind wir wieder im Outback. Charter Towers ist ein kleines schmuckes Provinzstädtchen. Die Hauptstrasse ist von stattlichen Geschäftshäusern gesäumt, und zu Zeiten des Goldrausches gab es hier sogar eine Börse.
Die weitere Strecke nach Winton und nach Longreach ist recht eintönig. Wir beklagen uns gerade, wie es hier langweilig ist, kaum Verkehr, alles sehr monoton, da knallt uns ein Vogel ins Auto. Und zwar nicht etwa ein Spatz oder etwas ähnliches, nein es ist ein Bustard (Trappe auf deutsch), ein Riesending von einem Vogel, über ein Meter wird der hoch. Er fliegt uns voll in den Bullbar, wo er neben seinem Leben auch schon einen Grossteil seiner Federn verliert. Auf der Motorhaube kommen seine Eingeweide zu liegen (innert weniger Stunden werden sie dort von der Sonne getrocknet), die Windschutzscheibe wird blutbespritzt, und der Vogel verschwindet übers Dach aus unserem Blickfeld. Eine Riesensauerei an unserem erst kürzlich blitzblank gewaschenen Troopy. Und der arme, dumme Vogel!
Longreach ist ein Kaff nach dem Motto: Reinfahren, eine Runde drehen und schnell wieder weg hier. Lieber die Einsamkeit als das. Gäbe es nicht die Stockmen Hall of Fame. Dieses Museum ist den Siedlern und Kuhfarmern (ein Stockman wäre in Amerika ein Cowboy) gewidmet. Wir erfahren viel Interessantes übers Leben im Outback. Nach ein paar Stunden fahren wir weiter und lassen das zweite Museum des Ortes (wie kommen die zu zwei Museen?) links liegen. Das Qantas Museum interessiert uns nicht.
Es fängt an zu regnen. Während wir in Emerald im Shopping Centre sind, läuft Wasser über die Dachlüftung ins Fahrzeug. Aha, wohl ein Wellblech Opfer. Wir kaufen Silikon und machen uns in Rockhampton an die Arbeit, das Teil wieder zu dichten.
Das lange Wochenende vom Australia Day verbringen wir in der Cania Gorge. Hier ist es wunderschön, absolut ruhig, mit viel Wildlife. Ab jetzt sind die langen Sommerferien der Aussies vorbei, und wir können uns auf halbleere Campingplätze und Nationalparks freuen. Nicht, dass wir bisher Probleme hatten, aber auf dem kommenden Streckenabschnitt wäre es zur Ferienzeit schon eng geworden.
Auf der Hauptstrasse fahren wir südwärts nach Brisbane. Diesen Verkehr sind wir uns nicht mehr gewohnt: Sehr viel und schneller Verkehr, aggressive Fahrweise, eine unglaubliche Hektik. Zwar noch kein Vergleich zur Schweiz, aber nach über zwei Monaten Outback- oder Provinzverkehr ist es doch eine rechte Umstellung. Brisbane besichtigen wir nur oberflächlich, sprich eine Rundfahrt durch die Stadt, ein ausgedehntes Cappuccino-Frühstück und die Entdeckung des grandiosen Lone Star Steak House. Wie wichtig uns die kulinarische Seite unserer Reisen sind, merkt man sicher gut. Und wenn es manchmal nur um die Qualität eines feinen Kaffees geht!
Das südlichste Stück Küste in Queensland ist die Goldcoast. Der Name stammt wohl vom goldfarbenen Sand, man könnte aber auch meinen, es gehe ums Geld. Denn die Goldcoast ist eine Touristenhochburg. Entsprechend ist um den Hauptort Surfers Paradise alles zubetoniert, und diese Menschenmassen! Kaum vorstellbar, wie es hier noch vor ein paar Tagen, vor Ferienende, ausgesehen haben muss. Nach einem Sushi-Essen und Einkauf flüchten wir ins Landesinnere und lassen es uns im Lamington NP gutgehen. Hier auf über 900 m Höhe hat es Regenwald, kühle Nächte, absolute Ruhe, schöne Wanderrouten und viele Vögel. Darunter auch einer, dessen Laut wie ein Peitschenhieb klingt.
Gestärkt von der Natur und vom Essen der O’Reilleys Lodge fahren wir weiter und erreichen in Byron Bay erneut die Küste. Diese Surfer Hochburg ist wieder nicht so unser Ding. Die ganze Stadt wirkt irgendwie heruntergekommen und die Leute unfreundlich. Wieder so ein Ort, den wir recht schnell verlassen. Ballina gefällt uns da schon viel besser. Hier hat es zwar keine trendige Surferszene, dafür einen schönen Campingplatz an der Lagune, viel Platz, freundliche Leute (wie ja fast überall Down Under) und eine schöne Auswahl an Restaurants.
Im Bundjalung NP sitzen wir gemütlich unter den schattigen Bäumen und überlegen, ob es an der Zeit wäre, doch mal im Meer baden zu gehen. Im Südwesten des Landes war es uns ja bekanntlich zu kalt gewesen, und weiter nördlich haben wir uns wegen den giftigen Quallen nicht getraut. Aber hier ist diese Gefahr kaum noch vorhanden, und die Temperaturen stimmen auch. Wir haben angenehme 28 Grad, also ziehen wir uns um, und ab ins Wasser. Es ist auch uns nicht zu kalt, dafür treten wir beinahe auf einen Stachelrochen.
Die Bilder zur Australienreise findest du hier: Flickr