Süd- und Südostasien 1987-1988


Zu den Bildern


Der Weg ins Morgenland

Vorbereitung

Wir beginnen mit den Vorbereitungen am Landrover Ende Juni. Die Inneneinrichtung wird optimiert, ich baue verschiedene zusätzliche Kästchen ein, der Fensterrahmen der Windschutzscheibe muss geschweisst werden da er verschiedene Risse aufweist, usw. Auch müssen wir eine grosse Inspektion des Autos durchführen, mit Abschmieren und allem drum und dran, damit wir nicht gleich am Anfang steckenbleiben. Dann gehen wir nach Bern, um verschiedene Botschaften aufzusuchen. Auf der Chinesischen Botschaft kriegen wir innerhalb von 20 Minuten das begehrte Visum. Dann geht es ab zur Indischen Botschaft. Hier ahnen sie irgendwie, dass wir mit dem Auto überland kommen wollen. Wir müssen nach langem Diskutieren einen Zettel unterschreiben, wo wir versichern, unser Auto von Karachi nach Bombay zu verschiffen, und ja keinen Fuss auf Punjab-Boden zu setzen. (Der einzige Zollübergang von Pakistan nach Indien geht in den Punjab). Das zweite Versprechen haben wir erfüllt, denn wir sind in einem Zollkonvoi alles an einem Stück durchgefahren, ohne einmal auszusteigen. Drei Tage später kriegen wir unsere Pässe mit dem Visum zugeschickt. Jetzt ist der Umbau des Landrovers beendet, wir müssen nur noch die Visa kriegen. Gegen eine Kaution von Fr. 5000.– kann ich beim Touring Club der Schweiz das ‚Carnet de Passage‘, ein Zolldokument fürs Auto, abholen. Ich kann für eventuelle Zollforderungen in der Höhe von Fr. 15’000.–, was 250% des Wertes des Autos beträgt, belangt werden. Von der Iranischen Botschaft kriegen wir die Pässe ohne Visum und ohne Kommentar zurück. Es kostet uns einige Mühe, herauszufinden, dass wir nur ein veraltetes Visumantragsformular ausgefüllt haben. Wir fahren am Freitag, 14.08.87, nach Bern zur Iranischen Botschaft, wo wir die brandneuen Formulare kriegen können. Leider denken wir nicht daran, dass heute Freitag, ganz sicher kein Moslem arbeitet. Wir können aber trotzdem bei einem Visumspezialisten die neuen Anträge auftreiben und schicken sie sofort per Post an die Botschaft. Nach einer Woche kommen endlich die ersehnten Visa. Wir fahren sofort nach Zürich zum Nepalesischen Generalkonsulat, wo wir das letzte Visum bestellen. Wir können es morgen abholen, aber wir müssen noch eine von einem Notar beglaubigte Erklärung mitbringen, wo sich jemand verpflichtet, für uns aufzukommen, wenn uns in Nepal das Geld ausgeht. Nicks Vater hilft uns aus der Klemme, indem er uns schnell zu einem Notar begleitet.

Start und erste Schwierigkeiten

Am nächsten Tag fahren wir nach Zürich zur Nepalesischen Botschaft, wo wir endlich unser letztes Visum abholen können. Bei der Fahrt über den San Bernardino-Pass stellt sich heraus, dass der Kühler des Landrovers undicht ist. Wir bringen ihn sofort zu einem Kühlerspezialisten in Bellinzona, der verspricht, ihn bis zum nächsten Vormittag repariert zu haben. Im Laufe des Morgens kriegen wir unseren Kühler tatsächlich tipptopp repariert zurück. Wir bauen ihn ein und fahren sofort los in Richtung Süden. In Italien machen wir nur zwei oder drei Unterbrechungen, um den Italienischen Kaffee zu geniessen und ein weiterer Halt zum Abendessen in Trieste. Wir fahren auf dem vielbefahrenen ‚Autoput‘ bis nach Belgrad. Hier versuchen wir, ein gemütliches Restaurant zum Abendessen zu finden, was uns ziemliche Anstrengung kostet. Nachher finden wir direkt an der Einmündung der Save in die Donau einen guten Platz zum Übernachten. Der griechische Zoll bereitet uns keine Probleme, das Auto wird im Pass vermerkt, und schon können wir weiterfahren. Wir erreichen schon am Nachmittag Thessaloniki, wo wir uns gemütlich die Stadt und die vielen schönen Kneipen zu Gemüte führen. Zum Abendessen gibt es natürlich besten einheimischen Fisch. Da es in dieser Stadt unmöglich ist, einen legalen Parkplatz zu finden, haben wir das Auto an der Strandpromenade inmitten vieler anderen Autos abgestellt.

Die Geschichte mit den verschwundenen Nummernschildern

Als wir zurückkommen, ist der Landy das einzige Auto, das noch da steht. Wir haben nur einen Wisch unter der Scheibe, auf dem irgendwas auf griechisch gedruckt ist, glücklicherweise keinen Einzahlungsschein. Wir fahren weiter und übernachten bei Vasilika, etwa 20 km von Thessaloniki entfernt. Beim Morgenkaffee in Vasilika bemerke ich, dass das hintere Nummernschild am Landy fehlt. Bei einem Besuch auf dem Polizeipräsidium in Thessaloniki erfahren wir, dass unser Auto zu gross war zum Abschleppen, und sie deshalb das Nummernschild abmontiert haben. Kostenfolge: DR 4100.– (ca. sFr. 45.–). Nachdem wir nun mit grosser Verspätung weggekommen sind, stoppt in Kavala plötzlich der Motor. Der Schaden ist schnell gefunden und behoben: Die Benzinpumpe hatte einen Wackelkontakt. Wir übernachten bei Alexandroupolis in der Nähe der Türkischen Grenze. Auf dem Weg nach Istanbul ist plötzlich die Luft aus dem hinteren rechten Reifen weg und wir müssen das Rad wechseln. Endlich angekommen, finden wir ziemlich schnell den offenbar einzigen Campingplatz. Wir wollen hier kurz Pause machen.

Istanbul

Wir lassen den Landy auf dem Campingplatz und machen bei einer Tages-Touristentour durch Istanbul mit. Da wir heute schon gewohnt sind, uns wie Touristen zu benehmen, besuchen wir auch gleich eine Tour ‚Istanbul by Night‘. Da die Türkei für uns nur ein Transitland ist, können wir auf diese Art und Weise die Stadt Istanbul trotzdem auf schnelle Art und Weise recht gut kennenlernen. Anderntags ist grosser Schrauber-Tag. Wir ersetzen den Schlauch, der vorgestern geplatzt ist, wir bauen einen neuen Thermostat ein, wir revidieren die Radbremszylinder und wir kontrollieren alle Ölstände. Da wir neue Bremsflüssigkeit eingefüllt haben, sind die Gummis des Hauptbremszylinders aufgequollen und undicht geworden. Nun müssen wir auch diesen revidieren. Gut, dass wir die Reparatursätze dazu schon Zuhause eingekauft haben. Bei einem Besuch in der Stadt haben wir nur neue Ersatzschläuche und frische Bremsflüssigkeit kaufen können, sonst haben wir nichts gefunden (Es war unser erster Besuch in einem Basar). Wir befestigen die Nummernschilder nun mit Popnieten, damit wir keine Überraschungen wie in Thessaloniki mehr erleben. Am Abend bleiben wir auf dem Campingplatz und führen lange Diskussionen mit ein paar Polen, die auf diesem Campingplatz sehr stark vertreten sind.

Anatolien

Am nächsten Morgen sausen wir ab in Richtung Ankara, wobei wir noch einen Abstecher ans Schwarze Meer nach Karasu machen. Wir sind beide zum ersten Mal in Asien. Die Fahrt ist recht problemlos und wir kommen sehr gut voran. Wir fahren um den Berg Ararat herum und erreichen gegen Mittag die Grenze zum Iran. Die türkischen Grenzformalitäten sind minim.

Die Einreise in den Iran

Zum Einreisen muss Nick bei der Fussgängerkolonne anstehen, da nur eine Person im Auto sitzen darf, wenn es über die Grenze kommt. Der Landy wird kurz untersucht nach Alkohol und Sexheftchen, dann kann ich bis in den Hof passieren. Im Passkontroll-Gebäude treffen wir uns wieder. Wir haben allerhand Schwierigkeiten, eine Devisendeklaration machen zu dürfen, denn wir haben viele Dollars dabei, die wir auch wieder aus dem Iran ausführen wollen. Bei der Ausfahrt aus dem riesengrossen Zollhof wird nochmals jedes Auto genau untersucht. Wir müssen alles, was im Auto ist, auf einem Tisch ausbreiten. Da die Kisten auf dem Dach jedoch gegen Diebstahl angeschraubt sind, bitten wir den Zollbeamten, sich aufs Dach zu bemühen und da einen Blick in die Kisten zu werfen. Als der Beamte eine Kassette mit Rockmusik findet, müssen wir in voller Lautstärke unsere Billiganlage demonstrieren. Nachdem wir ihm noch eine Brausetablette offeriert haben (Für den Beamten sehr wichtig: Mit Vitamin B12!), sind wir gute Freunde. Der Zöllner begleitet uns höchstpersönlich zum dritten Kontrollposten, wo das Auto nochmals untersucht werden sollte. Hier wollen die Beamten jedoch nur ihr Englisch an uns ausprobieren. Nach fünf Stunden sind wir endlich durch den Zoll durch. Nun kommen ca. alle 10 km Strassensperren, wo unsere Pässe kontrolliert werden, ein Blick ins Auto geworfen wird, oder wo man auch nur Englisch reden möchte. Wir werden uns bewusst, dass wir ab der Grenze ohne Haftpflichtversicherung fahren. Eigentlich hätten wir an der Grenze eine abschliessen müssen, aber irgendwie ist das unters Eis geraten.

Der Iran

Als es Abend wird, fallen uns sofort die farbigen Standlichter der Autos auf. Die einen sind rosa, die anderen hellblau usw. Beim Abendessen ca. 50 km vor Tabriz merken wir zum ersten Mal, was es heisst, in einem kriegführenden Land zu sein. Die Restaurants haben fast kein Essen anzubieten. Jedoch sind die Einheimischen äusserst freundlich und hilfsbereit. Hier treffen wir auch ein deutsches Paar mit einem BMW-Motorrad, das in sieben Wochen von Frankfurt nach Singapur fahren möchte. Um das Iranvisum zu kriegen, haben sie bereits einen Umweg über Jordanien machen müssen, da es in Deutschland und in den Ländern unterwegs nicht erhältlich ist. Zwei Tage später, an einem Freitag, fahren wir durch Teheran. Es sollen hier jeden Freitag Prozessionen für die Kriegsopfer veranstaltet werden. Tatsächlich sind im Zentrum alle Strassen total verstopft von schwarz gekleideten Leuten, die in vielen verschiedenen Umzügen durch die Stadt ziehen. Jeder Umzug, der aus etwa zweihundert Leuten besteht, hat einen Lautsprecherwagen dabei, aus dem ohrenbetäubend laute Reden und Trommelmusik ertönen. In einem Aussenquartier sehen wir, wie Hunderte von Frauen, Kindern und auch Männern bei einer Volksküche um Essen anstehen. Auf der Weiterfahrt Richtung Isfahan werden wir unter anderem auch in Quom, der heiligen Stadt, von Revolutionswächtern kontrolliert. Die Soldaten brechen sofort in grelles Gelächter aus: Sie haben entdeckt, dass wir kurze Hosen tragen und deshalb NACKTE Beine haben. Wir müssen an Ort und Stelle lange Hosen anziehen. Die Temperatur beträgt hier in der Wüste um die 50C. Beim Tanken an der nächsten Tankstelle kommt ein Polizist auf uns zu: Wir sollen sofort etwas langärmeliges anziehen… Wir übernachten kurz vor Isfahan, durch eine grosse Düne von der Strasse geschützt. Bei dieser Hitze ist es eine Wohltat, die auf dem Dach montierte Dusche zu benützen.

Isfahan

Am folgenden Tag schauen wir uns die Stadt Isfahan an. Es gibt hier sogar einen Landrover Ersatzteilhändler, bei dem wir sofort Bremsbeläge und diverse andere Teile einkaufen. Hier in diesem Laden treffen wir zwei Belgier, die mit einem Landy 88 von Nordpakistan her kommend auf der Heimreise sind. Wir gehen in den Basar, der hier ganz unter Dach ist, wo wir schwarz Dollars in Rial wechseln. Wir kriegen einen 11,5 mal besseren Kurs als der offizielle. Mit diesem Kurs kostet uns eine Tankfüllung gerade noch soviel, wie bei uns eine Colaflasche. Da wir gestern Abend noch Briefe für nach Hause geschrieben haben, suchen wir eine Post, was ein ziemlich schwieriges Unterfangen ist. Die Postämter sind hier natürlich alle in Arabischer Schrift angeschrieben und auch äusserlich sehen sie anders aus als bei uns. So gerate ich bei der Suche zuerst in ein Spital, wo man mich lachend wieder hinauskomplimentiert. Endlich treffen wir jemanden, der englisch spricht. Dieser Mann, ein Lehrer, führt uns durch die ganze Stadt. Das erste Postamt hat keine Briefmarken, es ist ein Telegrafenamt. Das zweite hat schon geschlossen, und erst das dritte hat offen und kann uns Briefmarken verkaufen. Wir wollen dem Mann für seine Mühe ein paar Trauben anbieten, wovon wir viel zu viele geschenkt gekriegt haben. Er sagt jedoch, er wolle nichts annehmen, er habe dies für Khomeini getan. Wir stellen jedoch bald fest, dass die meistem Leute keine Khomeinifreunde sind. Es geschieht oft, dass uns jemand beim Vorbeigehen zuzischt: „Khomeini Shit“. Auch folgendes ist auffällig: Zwei Drittel der Lastwagen, die im Iran rumfahren, tragen ein Firmenzeichen wie ‚WHITE‘, ‚Peterbilt‘, ‚MACK‘ und ‚Kenworth‘. Die anderen heissen fast alle ‚Volvo‘ oder ‚Mercedes‘. Vor allem bei den Strassenkontrollen ist uns aufgefallen, dass wir oft nur angehalten wurden, damit die Soldaten mit uns ihr spärliches Englisch üben konnten. Wir besuchen auch die wunderschöne ‚Imam Khomeini‘-Moschee, die Brücke der 33 Bögen, usw. Am Nachmittag fahren wir weiter in Richtung Osten.

Die ominöse Foto und das Erschiessungskommando

Als wir in Ardakan einen Tankstop einlegen, fotografiere ich den Landy in dieser malerischen Tankstelle. Ich werde von einem Mann im Turban beobachtet, der uns sofort als Spione festnehmen lässt. In der Polizeistation werden wir mittels eines Dolmetschers ausgefragt und nach fünf Stunden ins Gefängnis gebracht. Bei der Einlieferung müssen wir alles, was wir auf uns haben, abgeben. Einzig eine Schachtel Marlboro dürfen wir behalten. Dann werden uns die Augen verbunden und wir werden durch einen Hof geführt. Damit wir uns nicht verlieren, geben wir uns die Hand. Nach vielleicht dreissig Metern erreichen wir eine Ziegelwand. Sofort werden wir auseinandergerissen und ich werde mit dem Rücken an die Wand gestellt, Arme schräg nach oben. Ich denke sofort, dass wir nun ohne grosses Federlesens als Spione erschossen werden sollen. Der Iran ist ein Land im Krieg, die Revolutionswächter sind fanatisch, und es weiss keine offizielle Stelle, dass wir uns hier befinden. Ich werfe mich meinem Bewacher, einem sehr fetten, widrigen Gefängniswärter, an den Hals, damit man nicht schiessen kann, ohne ihn zu gefährden. Nach einer Ewigkeit, die vielleicht 15 Sekunden gedauert hat, gelingt es Nick, sich die Binde von den Augen zu reissen, und er sieht sofort, dass keiner eine Waffe hat, und man uns nur Angst machen wollte. Wir werden nun in eine Zelle geführt, die mich genau an die Zelle erinnert, die im Film ‚Papillon‘ in der Internierung vorkommt. Sie hat auch kein Licht und ist gegen oben nur durch quergelegte Eisenbahnschienen geschlossen. Für mich ist sie aber in diesem Moment das Paradies auf Erden, denn ich lebe noch. Wir kriegen sogar ein gutes Abendessen aus gebratenem Reis mit Gemüse, wovon wir jedoch keinen Bissen runterbringen. Irgendwann in der Nacht gelingt es mir, für ein paar Stunden einzunicken. Als ich erwache, sitzt der junge Wärter, der uns gestern das Essen gebracht hat, auf meinem Bett und schaut mich mit liebenden Augen an. Er versucht auch sofort, mich zu berühren. Ich stehe nun vor dem Problem, ihn bestimmt abzuweisen, ohne ihn zu verärgern. Ich werde so nervös, von den gestrigen Erlebnissen und weil keiner weiss, was jetzt passieren wird, dass ich eine Zigarette brauche, deren Rauch ich auch ganz einatme (Ich habe in meinem Leben noch nie geraucht). Nach einer halben Zigarette bin ich wieder soweit ruhig, dass ich mich über das Morgenessen hermachen kann. Gegen Mittag werden uns wieder die Augen verbunden. Diesmal weiss ich jedoch, dass dies nur geschieht, damit wir uns die räumlichen Gegebenheiten des Gefängnisses nicht merken können. Im Hof steht unser Landy, dem man ansieht, dass er komplett durchsucht wurde. Wir müssen hinten einsteigen, vorne sitzt ein Beifahrer, der uns mit der Pistole im Schach hält und ein Fahrer, der offenbar kein Freund meines Landy ist. So werden wir in den 50 km entfernten Provinzort Yazd gebracht, um das dortige Gefängnis auch noch zu geniessen. Wir werden hier wunderbar verpflegt, aber es kann wiederum keiner Englisch sprechen, noch versteht man Worte wie ‚Embassy‘, ‚Consulat‘, ‚Suiiss‘, usw. Im Laufe des Nachmittags werden wir plötzlich von einem freundlichen älteren Herrn, der natürlich auch kein Englisch kann, vor das Gefängnistor geleitet. Hier steht schon unser Landy bereit. Ich kriege die Autoschlüssel und sofort brausen wir los in Richtung Pakistan, bis wir vor Müdigkeit nicht mehr weiterkönnen. Am nächsten Morgen räumen wir erst wieder das total durchsuchte Auto auf. Wir merken, dass man uns alle belichteten Filme weggenommen hat, ausser dem Film, der in der Kamera war, als ich die Tankstelle fotografiert habe. Es fehlen auch noch 400 US$, sonst ist nichts abhanden gekommen. Da wir jedoch jetzt noch leben, sind uns die paar Dollars egal, und wir brausen sofort weiter Richtung Grenze. Nach Passieren von mehreren Strassensperren erreichen wir gegen 15 Uhr die pakistanische Grenze. Innerhalb einer halben Stunde sind wir abgefertigt und können den Schlagbaum passieren. Endlich aus dem Iran draussen !

Hundert Jahre zurückversetzt

In Pakistan kriegen wir fast einen Kulturschock. Der Iran war ein Land, das noch westlich zivilisiert war. Kaum sind wir aber in Pakistan, sieht alles sehr orientalisch aus. Die Autobusse und Lastwagen sind sehr schön mit Silberblechen und viel Firlefanz geschmückt, die Hütten sind fast am Zusammenfallen, die Leute leben auf der Strasse und tragen farbenprächtige Kleider, usw. Die Passkontrolle und den Zoll in Taftan müssen wir suchen, denn die liegen nicht einmal an der Strasse von der Grenze in Richtung Landesinneres. Wir übernachten in der Nähe dieses Dorfes mitten in der Wüste. Die Strecke bis nach Nok-Kundi ist eine 120 km lange Wüstenpiste, der Rest bis nach Quetta, dem Hauptort Belutschistans, ist sehr schlechte Teerstrasse mit Schafsbuckeln und vielen sehr tiefen und scharfen Schlaglöchern. Auf dieser Fahrt kommen wir zum ersten Mal mit den orientalischen Essgewohnheiten in Kontakt. In einer Kneipe essen wir Kamelfleisch mit Kartoffeln und Fladenbrot. Es wird nur mit den Händen gegessen, das Brot mit der Konsistenz eines Waschlappens wird dabei als Löffel benutzt. Man sitzt am Boden auf einem Teppich, der gleichzeitig als Tisch dient. Beim Bezahlen merken wir, dass dieses Land einiges billiger ist, als alle Länder, die wir vorher kennenlernten. Wir werden allerdings später wissen, dass wir hier noch viel zuviel bezahlt haben. Die Fahrt ist sehr schön, müssen wir doch die halbe Zeit neben der Strasse im weichen Sand fahren. Auf dieser Strecke erleben wir auch unseren ersten Sandsturm. Da die Wüste hier nicht sehr gross ist, bringt er nicht sehr viel Sand mit, aber es reicht, dass überall feiner Sand reinkommt. In der Nase, zwischen den Zähnen, in den Augen, überall setzt er sich fest. Wir staunen nicht schlecht, als uns trotz des Sturmes Velofahrer entgegenkommen. Nun müssen wir einen Hügelzug überwinden. Die Strasse windet sich, wie wenn es durch das wildeste Gebirge ginge. Deshalb brauchen wir fast den ganzen Tag, um die letzten paar Kilometer bis nach Quetta zurückzulegen.

Quetta, die Hauptstadt Belutschistans

In Quetta angekommen, fahren wir zum Hotel ‚Lourdes‘, das in unserem Reiseführer als für Ueberlandfahrer geeignet bezeichnet ist. Es ist ein Hotel im alten englischen Kolonialstil, mit grossem Park und so. Hier treffen wir auch jede Menge interessante Leute. Da ist zum Beispiel André aus St.Aubin am Neuenburgersee. Er war sieben Jahre lang in Indien unterwegs. Dann hat er sich dort eine neue ‚Enfield 350cc‘ gekauft, eine Einzylindermaschine, die die Engländer vor dreissig Jahren gebaut haben, und die noch heute in Indien hergestellt wird. Damit ist er nun unterwegs in die Schweiz. Oder da ist Paddy. Er ist ein Neuseeländer, der einen Lastwagen für ‚Encounter-Overland‘, einem Abenteuerreisen-Unternehmen, fährt. Er war unterwegs von London nach Kathmandu und hat im Iran einen Frontalzusammenstoss gehabt. Der Lastwagen wurde im Iran notdürftig zusammengeflickt und soll in Lahore wieder repariert werden. Bis dahin ist er mit einem fahrenden Wrack unterwegs. Dass er Neuseeländer ist, merkt man sofort, denn jedes zweite seiner Worte ist ‚fuckin‘ oder ‚damn‘. Wir treffen hier auch Hugo und Werner, die mit einem Landy Santana 109 Serie III Diesel unterwegs sind. Sie haben die gleiche Strecke wie wir hinter sich, nur sind sie eine Woche früher losgefahren und haben im Iran schönere Erlebnisse gehabt als wir. Wir haben die gleichen Reisepläne, nämlich über Nordpakistan nach China einzureisen, nördlich des Himalaya bis ins Tibet zu fahren, und dann südlich nach Nepal zu kommen. Leider wissen wir schon jetzt, dass die Chinesen keine Touristenautos reinlassen. Wir wollen es aber trotzdem versuchen, und notfalls das Auto an der Grenze stehenlassen und für ca. zwei Wochen per Autobus nach China gehen. Wir campieren auf dem grossen Platz, der zum Hotel gehört. Wir legen wieder einen Schrauber-Tag ein. Wir revidieren die Bremsen und ersetzen die hinteren Bremsbeläge, wir schmieren alles ab und ersetzen einen Gummipuffer bei der Federung. Am Nachmittag begeben wir uns in die Stadt. Hier herrscht ein totales Durcheinander. Ueberall sind afghanische Teppichhändler, die versuchen, den Touristen in ihre Falle zu locken, es hat Schuhputzer, Gewürzhändler, Bettler, afghanische Flüchtlinge, dreirädrige Piaggio-Taxis, Eselkarren, Kamelkarren, Schuljungen, alte Männer mit roten Bärten, und, und, und, alles kunterbunt vermischt. Wir werden von diesem Treiben so sehr gefesselt, dass wir gar nicht merken, wie die Zeit vergeht. Am Abend gehen wir mit allen Reisenden, die im Hotel wohnen, in das gegenüberliegende chinesische Restaurant wieder mal gut essen. Wir lassen bei einem Nummernschildmacher unsere Schweizer Nummernschilder nachmachen. Die Echten schicken wir in die Schweiz zurück. Es hat keinen Sinn, dass wir Steuern und Versicherung bezahlen, wenn wir uns gar nicht mehr im Geltungsgebiet der Haftpflichtversicherung aufhalten. Die Nummernschilder hier sind sowieso nur dazu da, dass die Nummer, die im Carnet de Passage steht, auch auf dem Auto angeschrieben ist. Da wir uns länger in Pakistan aufhalten werden, lösen wir hier eine Haftpflichtversicherung. Die Versicherung ist zwar sehr billig, aber der Versicherungsagent warnt uns, dass seine Versicherung auf keinen Fall zahlen werde, und dass der Ausländer sowieso immer schuld sei. Somit wissen wir wenigstens woran wir sind.

Flüchtlingslager und Stammesgebiete

Am folgenden Tag fahren wir weiter in Richtung Islamabad. Dort wollen wir Hugo und Werner, die schon vor zwei Tagen weitergefahren sind, wieder treffen. Wir fahren durch ein afghanisches Flüchtlingslager. Wir haben uns verfahren, und der schnellste Weg auf die richtige Strasse, führt durch dieses Lager. Normalerweise ist die Strasse durch einen Schlagbaum gesperrt, aber wir schlüpfen genau in dem Moment durch, wo er für einen entgegenkommenden Lastwagen geöffnet wird. Was wir sehen ist erschreckend. Die Leute haben aus allen irgendwie vorstellbaren Abfällen ihre Hütten aufgebaut. Die einzigen richtigen Häuser sind Schule, Lazarett und die Wasserverteilstelle. Trotzdem haben wir den Eindruck, dass die Leute hier relativ glücklich sind. In Pakistan gibt es entlang der afghanischen Grenze sogenannte ‚Tribal Areas‘, Stammesgebiete, in denen das Pakistanische Gesetz nicht gilt. Nur auf der Strasse, die durch diese Gebiete führt, gilt das Pakistanische Gesetz, und gleich daneben gilt offiziell die Willkür des jeweiligen Stammeshäuptlings. In diesen Gebieten wird sehr viel Opium und Waffen produziert, und selbstverständlich ist auch der Schmuggel mit Afghanistan ein einträgliches Geschäft. Wir übernachten kurz nach Loralai mitten in einem solchen Stammesgebiet namens ‚Dera Ghazi Khan‘. Wir fahren durch recht zerklüftete Hügel im Stammesgebiet, bis wir gegen Abend endlich das Industal erreichen. Wir bleiben hier über Nacht in der Nähe der Indusbrücke bei Multan. Ein Bauer, der in einer nahegelegenen runden Strohhütte wohnt, wird von uns noch zum Teetrinken eingeladen, bevor wir müde ins Bett sinken. Allerdings lassen uns die vielen Mücken kaum schlafen. Anderntags erreichen wir Lahore, wo wir es uns im Garten des Hotel International gemütlich machen. Wir treffen hier einen Türken, der mit einem Autobus, der mit ‚China Overland‘ angeschrieben ist, seit zwei Jahren versucht, nach China reinzukommen. Es erscheint uns immer weniger wahrscheinlich, dass wir dies mit unserem Landy schaffen werden.

Alkoholregelung für Ausländer

Da in Pakistan der Alkohol für Moslems ganz verboten ist, und Ausländer, die nachweisen können, dass sie keine Moslems sind, einer Alkoholrationierung unterliegen, reizt es uns, hier ein Alkoholpermit zu beantragen. Tatsächlich sind wir schon bald darauf im Besitze von je einer Halbliterflasche Whisky, und Gin, was einer ganzen Monatsration entspricht. Auf der Fahrt nach Islamabad, der Hauptstadt Pakistans, sehen wir viele freilebende Schildkröten, die ab und zu die Strasse überqueren. Auch ist der Anteil von verunfallten Lastwagen erschreckend hoch.

Islamabad, die Reissbrett-Stadt

In Islamabad angekommen, müssen wir uns auf der Suche nach dem Campingplatz mit den Tücken einer auf dem Reissbrett geplanten Stadt herumschlagen. Die Stadt ist in viele gleichaussehende rechteckige Quartiere aufgeteilt. Somit gibt es kein eigentliches Zentrum und beinahe keine Anhaltspunkte, aus denen man auf den Standort schliessen könnte. Als wir den Campingplatz endlich finden, merken wir, dass wir bereits drei mal daran vorbeigefahren sind, ohne ihn zu bemerken. Es ist fast selbstverständlich, dass wir auch hier wieder viele Reisende treffen. So treffen wir dort Kathrin und Meck, die zusammen mit einer BMW-Enduro nach Australien unterwegs sind. Mit ihnen reisen Erika und Paul, die mit einem alten, aber schön zurechtgemachten VW-Bus unterwegs sind. Wir treffen auch ein italienisches Paar, das mit einem Nissan Terrano, der über und über mit Sponsoren-Kleber bepflastert ist, nach Kashmir und Nepal und anschliessend zurück Richtung Naher Osten fahren will. Ich habe übrigens in der italienischen Zeitschrift ‚Auto in Fuoristrada‘ bereits mehrere Artikel von ihnen gelesen. Im Weiteren ist hier ein dänisches Paar, das mit einer Ente, in der sie auf unerklärliche Art sogar schlafen können, nach Nepal fahren will, sowie ein holländisches Rentnerehepaar mit einem grossen, blitzblank geputzten Mercedes-Reisemobil, das nach Indien unterwegs ist. Hier treffen wir auch Wendy, eine Australierin, deren Mann in Indien ermordet worden ist, und die nun allein umherzieht. Sie wird bis nach Kashgar in China mit uns zusammenbleiben, um dann Richtung Tibet weiterzureisen. Am folgenden Tag haben wir einen Ruhetag. Wir machen einen Abstecher zum Post-Office, wo wir unsere Briefe abholen, ansonsten läuft nichts. Am Abend fahren wir mit den Schweizern nach Rawalpindi, einer Stadt, etwa 10 km von Islamabad weg. Hier gehen wir ganz dick essen. Nun kommen Hugo und Werner wieder nach Islamabad. Sie haben sich noch ein paar Tage im Swat-Valley herumgetrieben und haben dabei einige Flüsse mit dem Faltboot unsicher gemacht. Dann fahren wir zum letztenmal zur Französischen Bäckerei, wo es wunderbare Croissants gibt, denn morgen sind wir wieder unterwegs, und zwar mit zwei Autos. Zum letztenmal besuchen wir die Post, um zu schauen, ob nicht doch noch etwas angekommen ist. Am Abend gehen wir alle zusammen in ein Afghanisches Restaurant, wo wir bei einem tollen Abendessen abmachen, dass wir uns an Weihnachten in Goa wieder treffen wollen.

Karakorum

Sackgasse

Heute haben wir viele Kilometer runtergespult, ohne weit zu kommen. Wir wollten über Murree nach Muzaffarabad fahren. In Hil hielt uns die Polizei an und teilte uns mit, ab hier sei militärisches Sperrgebiet und wir müssten umkehren. Hier hat uns alles Verhandlungsgeschick nicht geholfen, damit wir weiterfahren dürfen. Wir haben später erfahren, dass die Pakistanis wieder mal mit den Indern Krach haben, deshalb sind die Grenzzonen jetzt heikel. Wir müssen also bis nach Murree zurückfahren und dann die Richtung zum Karakorum-Highway einschlagen. Wir erreichen spät in der Nacht die Stadt Abottabad, wo wir ein gemütliches Plätzchen finden.

Der Babuzar-Pass

Die Zufahrt zum Karakorum-Highway ist ein totales Verkehrschaos. Es scheint hier recht viele Einwohner auf kleinem Raum zu haben. Auch sehen wir wieder Mal aussergewöhnlich viele tote Lastwagen, die zusätzlich die Strasse blockieren. Wir erreichen trotzdem bald den Eingang zum Kagan-Tal, und folgen der gewundenen Strasse bis nach Naran. Hier in der Nähe ist ein angeblich wunderschöner See, der über eine Horrorstrasse zu erreichen ist. Als wir dann aber erfahren, dass wir dafür rund 50km Umweg fahren müssten (Luftlinie vielleicht 5km), verzichten wir darauf. Wir kommen noch früh genug in grosse Höhen. Die Pause in Naran kommt uns gerade recht. Wir können nun verschiedene Sachen nachholen, wie z.B. Briefe schreiben, usw. Gegen Abend kommt eine Nomadenfamilie, die den Sommer über in den Bergen ihre Schafe hütet, auf die Wiese neben uns und stellt dort ihr Fellzelt auf. Sie werden gerne fotografiert, und wir fotografieren sie gerne, denn sie sind ganz anders bekleidet, als die Leute, die wir bis jetzt gesehen haben. Sogar die Kinder sehen aus wie kleine Könige. Kurz nach Naran, in Besal, hört die Strasse ganz plötzlich auf. Erst nach längerem Suchen entdecken wir einen Holperweg, der weiter ins Tal hinaufführt. Die Einwohner versichern uns, dass hier ein paar Mal im Jahr ein Jeep aus Chilas, das auf der anderen Seite des Passes an der Karakorum-Highway liegt, herüberkomme. Mit unseren Autos, die viel länger und etwas breiter sind als ein Jeep, sei es unmöglich, die Strecke zu befahren. Wir fahren trotzdem mit einem unbegrenzten Selbstvertrauen los in Richtung Pass. Wir sagen uns, dass wir immer umkehren können, wenn es nicht mehr weitergeht. Am Anfang ist der Weg nur als technisch interessant und anspruchsvoll zu bezeichnen. Doch das ändert sich immer mehr zum Extremen. Links geht es senkrecht rauf und rechts geht es fast senkrecht runter. Der Rand des Weges, der ca. 10 cm breiter ist als Landy-Spurweite, ist aus übereinandergeschichteten Steinen gebaut. Wir befürchten dauernd ein Abrutschen des Randes unter unseren Rädern. Teilweise ist der Weg so schief, dass das Auto umkippen würde, wenn sich der Beifahrer nicht an der Innenseite an die geöffnete Wagentür hängen würde. An einer Stelle haben wir riesiges Schwein. Beim Ueberqueren eines kleinen Baches, der die Strasse kreuzt, kollert ein Stein mit einem Durchmesser von ca. 40 cm runter und klemmt sich zwischen Boden und einen Chassis-Querträger fest. Mit Hilfe von allen fünf Mann und viel Glück bringen wir es fertig, das Auto soweit anzuheben, dass wir den Brocken drunter wegkriegen. Die ganze Uebung hat uns zwei Stunden gekostet. Wir erreichen bis zum Eindunkeln keine Stelle, wo man neben die Strasse fahren könnte. Da es absolut tödlich wäre, hier im Dunkeln weiterzufahren, halten wir auf einem einigermassen flachen Strassenstück an, und übernachten wo wir gerade sind. Es wird wohl kaum gerade heute Nacht einer der Gegenverkehr-Jeeps hier durchfahren wollen. Wir befinden uns nun auf 3200 m.ü.M. Am anderen Tag quälen wir uns langsam weiter und erreichen gegen Mittag eine Hochebene, 500 m unter dem Pass. Hier steht ein Dorf aus Steinhütten, die von den im Sommer hier lebenden Nomaden bewohnt worden sind. Wenn die Leute das Tal verlassen, zerstören sie die Hütten, indem sie z.B. ein grosses Loch in eine Wand brechen. Auf diese Art sind sie sicher, dass im nächsten Jahr ihre Hütte nicht schon von einer anderen Familie besetzt ist. Nach einer halsbrecherischen Hangfahrt über ein Geröllfeld erreichen wir den Babuzar-Pass (4023 m.ü.M.). Von der anderen Seite kommt uns eine Maultier-Karawane entgegen. Die Maultiertreiber sind alle bewaffnet, aber sehr freundlich. Bei der Talfahrt müssen wir unter anderem ein Eisfeld überqueren, was uns recht zum Schwitzen bringt. Es hat auch viele Haarnadelkurven, die nur mit zwei- oder dreimaligem Sägen durchfahren werden können. Bei jedem Vorziehen liegt dann das ganze Gewicht des Autos nur noch auf dem vorderen äusseren Rad. Dann endlich erreichen wir das erste Dorf. Die Strasse durch dieses Dorf ist von Steinmauern gesäumt, die so knapp bemessen sind, dass ich eine Fettkappe an der Achse abfahre. Der 110er oder 90er Landy käme hier von der Breite her nicht mehr durch.

Toyota auf Pakistanisch

Weiter unten auf dem Weg, der jetzt wieder eine Schotterstrasse geworden ist, steht plötzlich ein mit ca. fünf Tonnen schweren Balken beladener Landcruiser mit einem Plattfuss auf der Strasse, und ein Haufen Pakistani sind daran, die Strasse unter dem kaputten Rad mit den Händen abzutragen. Wir haben recht Mühe, den Cruiser mit unserem High-Lift anzuheben (Beim Landy, der fast 3 Tonnen hat, geht es kinderleicht). Die Pakistanis ersetzen das kaputte Rad durch ein anderes, befestigen es von Hand mit drei Muttern, wovon die eine noch durchdreht, und los geht’s. Da der Fahrer wegen der Balken keinen Platz für seinen Kopf hat, befinden sich nur seine Füsse auf den Pedalen und die Hände am Steuerrad. Alles andere hängt nach draussen. Auf der recht hohen Ladung sitzen zum Ueberfluss auch noch zwei Leute. Ich schaffe es nicht, diesem von Allah beschützen Fahrzeug zu folgen, obwohl ich mir einbilde, dass ich mit meinem Landy eine viel bessere Strassenlage habe. Am Abend, es ist schon dunkel, erreichen wir endlich Chilas an der Karakorum-Highway und geniessen es, endlich wieder mal Asphalt unter den Rädern zu haben. Wir haben als allererste Fahrzeuge ausser kleinen Jeeps und einem Belgischen Landy 88 den Babuzar-Pass befahren.

Federkrieg und das erste Verlassen des Autos

In Chilas erholen wir uns von der Anspannung der letzten paar Tage. Wir kriechen nur kurz unters Auto, um festzustellen, dass an drei Federpaketen je ein oder zwei Blatt gebrochen sind. Zwei Tage später fahren wir auf der wunderschönen Asphaltstrasse nach Gilgit, der Hauptstadt der Northern Areas. Bei einer Werkstatt können wir die Einrichtungen benützen und ersetzen die gebrochenen Federblätter. Da wir nur Hauptblätter dabeihaben, müssen wir uns aus Ford-Transit Blättern neue Blätter zurechtschneiden und mit Hilfe eines Schweissbrenners biegen. Nach einer weiteren Nacht erreichen wir Sost, 80 km vor der Chinesischen Grenze. Ab hier gibt es kein Weiterkommen mit dem Auto, die Pakistanischen Zöllner bleiben hart, da mit China ein Abkommen besteht. Die Sondererlaubnis zum Befahren der Strecke bis zur Grenze ist nur in Islamabad zu kriegen, und nach China rein kommt man sowieso nicht mit dem Auto. Wir beschliessen, die Autos hier zu lassen, und morgen mit dem Autobus Richtung China weiterzureisen. Die Autos stellen wir bei einem Wirtshaus hin, die eine Seite gegen eine Mauer und Hecktür an Hecktür. Somit ist nur eine Seite einbruchgefährdet, und die ist vom Zollhaus aus gut zu überwachen.

Unterwegs nach China

In der Mitte zwischen Sost und der Grenze blockiert ein Erdrutsch das Tal. Wir werden mit Bussen und Pickups bis dorthin gebracht. Hier hat das Pakistanische Militär einen Ponton-Fährdienst eingerichtet, der über einen See führt, der durch den aufgestauten Fluss gebildet wurde. Mehrere Bagger sind dabei, eine Strasse in den See zu schütten, damit man in einer Woche wieder durchfahren kann. Anschliessend werden wir per Hiace bis zum Chinesischen Zollposten gefahren, der im Ort Perali, 20 km nach der Grenze, liegt. Am Zoll habe ich gewisse Schwierigkeiten zu erklären, dass der Griechische Zöllner bei der Einreise seinen Stempel nur unabsichtlich mitten auf das China-Visum geknallt hat. Wir können hier Chinesisches Geld wechseln. Allerdings müssen wir eine halbe Stunde warten, bis der Beamte den Koffer mit den neuen Geldscheinen gefunden hat. Dann dürfen wir einen ganz tollen Autobus besteigen. Hinten ist die Karosserie durch das dauernde Aufschlagen am Boden nicht mehr vorhanden, die Federblätter sind z.T. miteinander verschweisst, und der Zündverteiler des Benzinmotors wird nach Gehör von Hand verdreht. In China fahren auch die Lastwagen und Autobusse mit Benzin. Die Strasse, die wir jetzt befahren, möchte ich als schrecklich beschreiben. Weil ich aber weiss, wie die Strasse, die wir morgen befahren, aussehen wird, nehme ich die wegen der Wellblechpiste juckenden Oberschenkel gelassen hin. Wir erreichen schon in der Dunkelheit den Ort Tashkargan, wo wir in einem Relais, ähnlich den Postkutschenrelais aus alten Westernfilmen, übernachten. Wir machen die Erfahrung, dass die Chinesen aus Faulheit lieber sagen, es habe keine Zimmer mehr, als dass sie aufstehen, und sie aufschliessen. Wir kriegen erst nach längeren Diskussionen und Drohungen eines der vielen leeren Zimmer zum Schlafen. Vergaserheizung und andere Chinesische Eigenarten Am Morgen sehen wir, wie der Busfahrer mit einer grossen Lötlampe den Vergaser vorheizt. Es wird überhaupt sorglos mit Benzin umgegangen. Beim Tanken werden Benzinfässer zum Bus gerollt und damit eine Giesskanne immer wieder gefüllt. Die Hälfte des Inhalts der Kanne wird in den Einfüllstutzen gebracht und der Rest wird über die Karosserie geleert. Nachdem wir die Anlasserei und die Tankerei überlebt haben, geht ein Gedrängel um die Sitzplätze los. Es will absolut niemand hinten im Bus sitzen, weil man da öfters bis an die Decke hochgeschnellt wird. Ein paar Pakistanis erdreisten sich, Werner auf den Kopf zu sitzen, damit er den Platz verlässt. Schlussendlich erklärt der Fahrer, er wolle heute nicht mehr fahren, sein Kollege mit dem anderen Bus sei der einzige, der noch fahre. Sofort rennen die Chaoten zum anderen Bus, und wir fahren ganz gemütlich mit genügend Platz los. Die ‚Strasse der Freundschaft‘ führt nun durch nacktes Gebirge. Ueberall sind Strassenarbeiter am Bau von kleinen Brücken und Dämmen anzutreffen, aber die Strasse gibt es noch gar nicht. Deshalb fahren wir meistens so im Geröll herum, dass jedem Off-Road Fan das Herz höher schlagen würde. Wir müssen sehr viel Staub schluc ken und öfters mal aussteigen, wenn der beladene Bus den Hang nicht mehr bewältigen kann. Schliesslich erreichen wir den Ort Bulunkol, wo wir wieder in einem Postkutschenrelais einquartiert werden.

Disco in der Wüste Gobi

Eine Chinesische Tanzkapelle, die mit uns im Bus mitreist, bringt nun das ganze Dorf auf die Beine, denn am Abend gibt es in der grossen Halle eine ‚Disco‘. Dabei lassen sie einen billigen Taperecorder in voller Lautstärke lärmen, und dazu tanzen sie sehr gekonnt Chinesische Volkstänze. Auch wir Weisse werden dazu eingeladen und müssen natürlich dauernd tanzen. Die Gelegenheit ist einmalig, um die Einheimischen zu beobachten. Sie sehen alle aus wie Dschingis Khan, mit einer Fellmütze, mongolischen Gesichtern viel Schmuck und Zierat. Natürlich gibt es hier keinen Strom, deshalb läuft die ‚Disco‘ auch mit Batterien. Es wird getanzt, bis die Batterien leer sind.

Kashgar

Morgens heizt der Busfahrer den Vergaser wieder auf altbekannte Methode vor. Dann geht es weiter Richtung Kashgar, wo wir am späten Nachmittag erschöpft und verhungert ankommen. Wir nehmen einen Eselkarren, der uns anstelle der hier nicht vorhandenen Taxis zum Hotel bringt. Wir haben nun volle drei Tage gebraucht, um 250 km weit nach China hinein zu kommen. Wir wohnen im Hotel Seman, dem besten Hotel im Ort. Im Garten wachsen Marihuana-Stauden und ein Doppelzimmer kostet uns Fr.3.75 pro Person und Nacht nach dem offiziellen Schwarzmarktkurs. Wir verbringen den ganzen Tag im Basar. Es ist einfach unmöglich zu beschreiben, was wir hier alles entdecken. Kashgar ist eine Oase, die etwa 100 km lang und 15 km breit mitten in der Wüste Gobi liegt, und zu 80% von türkischstämmigen Uiguren bewohnt wird. Diese Leute sind Moslems und haben mit den richtigen Chinesen nichts gemeinsam. Es gibt nichts, das hier nicht aus irgendwelchen Abfällen hergestellt wird. Dem Mangel an Konsumgütern wird mit aller Phantasie abgeholfen. Es werden sogar Maiskörner in Druckflaschen erhitzt, die beim explosionsartigen Oeffnen des Behälters als Pop-Corn zuhinterst in einen riesigen Jutesack geschossen werden.

1000 km Telefonleitung bis zum nächsten Satelliten

Ich versuche, den Eltern zu telefonieren. Im Laufe des Morgens gehe ich auf die Post, und erfahre dort nach längerem Herumfragen, dass es für Auslandgespräche nebenan eine eigene Zentrale habe. Nach ungefähr drei Stunden Wartezeit, wird mein Anruf durchgestellt. Ich höre, wie auf der anderen Seite jemand was auf Schweizerdeutsch sagt. Nach einer halben Minute finde ich auch heraus, dass es mein Vater ist, der spricht. Da der Anruf zuerst nach Peking geht und erst von dort aufs internationale Netz, ist die Leitung so schlecht, dass wir uns nichts mitteilen können. Ich gehe sofort nach dem Gespräch hin, und schreibe einen Brief, wo ich mitteile, was ich am Telefon sagen wollte.

Wir mieten illegal Velos

Wir wollen morgen eine Velotour in und um Kashgar machen. Obwohl es hier Velos zu Tausenden gibt, will uns niemand solche vermieten. Wir erfahren dann, dass es Ausländern nicht erlaubt ist, sich anders als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen. Offenbar sollen sie nicht einfach an Orte fahren können, die für sie nicht erlaubt sind. Alle Orte, ausser den auf einer Liste genannten Städten, sind noch immer verboten. Wir können trotzdem mit einem Wirten abmachen, dass er uns für morgen drei Velos organisiert. Am anderen Tag hat er prompt Besuch von zwei Freunden, die ihre Velos für uns dalassen. Wir können nun nach Lust und Laune durch die Oase streifen. Wir besichtigen verschiedene Dörfer in der Umgebung. Besonderes Interesse findet eine uralte Mühle, deren fünf Mahlsteine von fünf hölzernen Schaufelradturbinen angetrieben werden. Wir besichtigen unter anderem auch eine grosse Ziegelei, wo aus Sand und Wasser recht brauchbare Ziegelsteine zum Bau der Häuser hergestellt werden. Am späten Nachmittag besichtigen wir die Gräber von Abakh Hoja, ein riesiger moslemischer Friedhof mit einer schönen Moschee und vielen uralten, reich geschmückten Nebengebäuden.

Die Rückfahrt

Weil wir unterwegs sozusagen keine Lebensmittel einkaufen konnten, sind wir auf der Herfahrt beinahe verhungert. Deshalb kaufen wir jetzt tüchtig ein. Auch das Besteigen des Bus klappt bestens, denn am Bushof steht eine Aufpasserin, die genau checkt, dass alle ordnungsgemässe Tickets und Reservierungen haben. Für einmal wird der Bus nicht überladen, und jeder hat einen Sitzplatz. Etwa 500 m nach der Abfahrt wird unser Bus von einer Polizeistreife angehalten, die soviele Leute einsteigen lässt, dass der arme Bus beinahe zusammenbricht. Ueberall sitzen die Leute: Auf den Sitzlehnen, am Boden, auf dem Gepäck, auf der Motorhaube. Selbstverständlich wird auch das Dach noch mehr beladen. Da die ganze Strecke bis an die Grenze ansteigt, gehen wir bald die halbe Strecke neben dem Bus, da er die Steigungen kaum schafft. Glücklicherweise reicht es immer noch knapp, dass wir nicht schieben müssen. Wir lernen unterwegs ein Mädchen aus Hongkong kennen, und machen ab, dass wir eine Weile zusammen reisen. Als wir nach drei Tagen wieder in Sost bei unseren Autos ankommen, stellen wir fest, dass alles noch tadellos in Ordnung ist. Wir schenken dem Wirt, der auf die Autos aufgepasst hat, ein Militärtaschenmesser, das er nach anfänglichem Sträuben dankbar entgegennimmt.

Der Pasu Gletscher und Hunza

Ein paar Dutzend Kilometer von der Zollstelle weg, gibt es einen wunderbaren, sehr zerklüfteten Gletscher. Wir, d.h. Stella, die Hongkongerin, Hugo, Werner, Nick und ich, beschliessen, eine Wanderung zu unternehmen, und zum Anfang des Gletschers zu gehen, was hin und zurück etwa zwei bis drei Stunden dauern soll. Wir haben allerdings nicht damit gerechnet, dass die Leute aus Hongkong noch nie unebenen Boden unter den Füssen gehabt haben. Der Hinweg allein dauert nun zweieinhalb Stunden. Endlich geniessen wir einen unbeschreiblichen Anblick des Gletschers. Man könnte meinen, hier habe ein Gigant Eisspitze an Eisspitze gestellt. Leider beginnt es langsam zu regnen, so dass wir schnellstens wieder zurückgehen. Am nächsten Tag kommen wir in Hunza vorbei, dem Heimatort von Aga Khan, einem der reichsten Leute der Welt, der hier eine sinnvolle, gutorganisierte Entwicklungshilfe betreibt. Da es anfängt, stärker zu regnen, fahren wir nach der Besichtigung von Fort Baltit und Fort Altit, dem Sitz des Aga Khan, los in Richtung Süden, denn wir wissen, wie die Erdrutschgebiete entlang der Strasse aussehen. Wir möchten möglichst vor einem Erdrutsch im fast 1000 km entfernten Islamabad sein.

Der Erdrutsch

Wir fahren bis in die Nacht und überqueren mehrere Sturzbäche, die schon rechte Massen Gestein über die Strasse schieben. Zwischen Nilt und Jaglotah bereiten mehrere riesige Steinblöcke, die von der Felswand gefallen sind, unserer Fahrt ein jähes Ende. Wir fahren fünfzig Meter zurück, bis wir an einem einigermassen Steinschlag- und Erdlawinensicheren Ort parkieren und übernachten. Kurz nach uns erscheinen noch ein Linienbus und zwei Lieferwagen, nachher kommt nichts mehr, denn auch hinter uns ist ein Erdrutsch niedergegangen. Am Morgen um zehn Uhr werden wir von zwei Pakistanis geweckt, die uns berichten, dass sie sich zwei Stunden früher zu dritt einen riesigen Erdrutsch angeschaut haben, der während der Nacht hundert Meter nach den riesigen Steinblöcken niedergegangen ist. Dabei wurde ihr Kollege von herabfallenden Steinen getroffen und schwer verletzt. Wir werden uns sofort bewusst, dass der Mann zwei Stunden in dünnen Kleidchen im strömenden Regen an der Schneefallgrenze lag. Sofort bilden wir ein nicht ungefährdetes Rettungskommando, und gehen den Mann bergen. Es sieht so aus, als ob er eine grosse Wunde am Kopf, einen offenen Armbruch und Bauchverletzungen davongetragen habe. Wir bringen ihn als erstes aus dem Gefahrenbereich zum Autobus, wo wir aus Sitzen ein Krankenbett basteln. Kaum kommen wir mit dem Verletzten aus dem Steinschlagbereich heraus, packen mehrere Pakistanis mit an, so dass es aussieht, wie wenn sie mitgeholfen hätten. Wir holen unsere Bordapotheke und verarzten den Patienten so gut, wie wir das eben können. Einem in Frankfurt lebenden pakistanischen Teppichhändler bringen wir bei, was die Seitenlagerung zu bedeuten hat, und dass man uns bei jeder Aenderung der Lage oder des Zustandes des Patienten sofort rufen soll. Alle halbe Stunde schauen wir nun nach, wie es dem Patienten geht. Leider will er, trotzdem er in einen dicken Schlafsack eingepackt ist, nicht mehr recht warm werden. Gegen Mittag kommt ein Armeeoffizier vorbei, dem wir sofort den Verletzten zeigen, und um Hilfe bitten. Wir kriegen zur Antwort, dass man ihm schon helfen könne, z.B. ihn per Heli ins nächste, 100 km entfernte, Spital fliegen. Nur müsste er dafür eine Militärperson sein. Zivilisten wird nicht geholfen. Um zwei Uhr Nachmittags werden wir zum Patienten gerufen. Wir stellen fest, dass er auf dem Rücken liegt und ein bis zuoberst zugeknöpftes Totenhemd an hat. Wir haben nie rausgefunden, an was er gestorben ist. Wir hoffen nur, dass man ihn nicht noch lebend auf den Rücken gedreht oder ihm das Hemd angezogen hat. Am nächsten Tag besichtigen wir den grossen Erdrutsch und müssen feststellen, dass hier ohne Bagger absolut kein Durchkommen ist, da die ganze Strasse weggerissen wurde. Also machen wir’s uns gemütlich. Wir spannen zwischen die zwei Landys Planen, die unsere Kochstelle vor dem ärgsten Wind und Regen schützen. Hier kochen wir in der Folge unzählige Kartoffelsuppen, Teigwaren und Tees. Das Innere meines Landys eignet sich hervorragend als Spiellokal, wir wechseln ab zwischen Canastaspielen und Teekochen, denn irgendwie muss ja auch geheizt werden. Am fünften Tag kommt ein Trupp Militär, der die grossen Steinblöcke wegsprengt. Leider benützen sie so viel Dynamit, dass sich am Berg noch mehr, noch grössere Brocken lösen, und auf die Strasse fallen. Am sechsten Tag erscheint von Süden her ein Bagger, der durch den Kegel des grossen Geröllrutsches eine Strasse bahnt. Währenddessen bleiben wir nicht untätig. Da der Räumtrupp bei den Felsblöcken nicht in der Lage ist, sie wegzuräumen, spannen wir den Landy ein, und schaffen es tatsächlich, die Brocken soweit zur Seite zu ziehen, dass wir durchfahren können. Wir warten nun in der Nähe des Baggers darauf, dass wir auch hier durchfahren können. Nach drei Viertel der Arbeit geht dem Bagger der Diesel aus. Wir helfen ihm mit vierzig Liter aus. Zum Dank dafür kriegen wir von einem Offizier die Erlaubnis, in Gilgit die vierzig Liter wieder gratis beziehen zu können, und darüber hinaus, unsere Autos, natürlich gegen Bezahlung, einmal volltanken zu dürfen. Das ist sehr wichtig, denn wir erfahren, dass die ganzen Northern Areas durch 53 Erdrutsche vom Rest von Pakistan abgeschnitten sind, und sämtlicher Treibstoff vom Militär konfisziert worden ist.

Gilgit, Hauptstadt der Northern Areas

Gilgit ist ein typischer nordpakistanischer Ort mit Basar und viel Rummel. Es gibt hier weder Strom noch Telefon, denn alles ist unterbrochen. Wir verbringen ein paar Tage mit Herumstrolchen, besuchen eine 5 m hohe Buddha-Statue und wir schrauben am Landy, bis alles wieder in Ordnung ist. Schliesslich machen wir eine Bergtour und besteigen einen 4000er in der Nähe, von dem wir eine herrliche Aussicht über den Karakorum und den Hindukusch haben. Hugo und Werner haben ein Faltboot dabei, das wir nun auf dem reissenden Gilgit-River testen müssen. Wir unternehmen ein Riverrafting, das uns ziemlich nass werden lässt. Wir hören nun, dass alle Landslides auf der Strecke nach Islamabad bis auf einen, an dem noch gearbeitet wird, geräumt sind. Somit trennen wir uns von Hugo und Werner, die noch nach Chitral fahren wollen, und fahren schon die 250 km bis zum Erdrutsch, damit wir dann bereit sind durchzustechen, wenn die Bagger durch sind. Wir kommen gerade in Besham an, als die Strecke frei wird. Wir fahren bis vorne an die Kolonne, und schaffen es so, als drittes Fahrzeug den Rutsch zu passieren. Nach fünf Autos rutscht der äusserst unstabile Hang wieder, so dass die Bagger wieder in Aktion treten müssen. In der Folge muss die Strasse an dieser Stelle jede Viertelstunde wieder freigebaggert werden. Wir schaffen es, heute Islamabad zu erreichen, von wo wir nach Hause telefonieren und mitteilen, dass uns nichts passiert ist.

In Lahore verliert der Landy eine Fensterscheibe

Wir besuchen die Ausgrabungsstätten bei Taxila, kaufen in Rawalpindi einige Ersatzteile wie Federblätter ein. Wir wissen, dass man die Grenze nach Indien nur an drei Tagen im Monat überschreiten kann, die nächste Möglichkeit ist der 2. November. Somit müssen wir heute nach Lahore abfahren, wenn wir noch einen Tag Reserve haben wollen, z.B. um Lahore anzuschauen. Unterwegs werden wir von einem Strassenrowdy, die hier selten sind, so überholt, dass ich beinah im Strassengraben lande. Da er vor uns langsam fährt, ist er bald wieder überholt, und Nick wirft ihm ein paar Mandarinen auf die Windschutzscheibe. Bei einem Rotlicht am Rand von Lahore kommt der Mann mit einem Ziegelstein zu uns und schmeisst uns vor den Augen eines Polizisten das rechte Seitenfenster ein. Glücklicherweise kommt ein Motorradfahrer vorbei, der uns bezeugt, dass der andere uns fast von der Strasse gedrängt hat, und offenbar verrückt ist. Wir kriegen von ihm umgerechnet Fr. 2.50 für die Scheibe und sind heilfroh, dass die Sache nicht länger gedauert hat, denn wir wollen den Termin für die Indische Grenze nicht noch einmal verpassen. Wir sind durch all die Verzögerungen in Nordpakistan sonst schon zwanzig Tage später als geplant. Anderntags finden wir mit Hilfe eines sehr freundlichen Pakistanis auf einem Abbruch den vorderen, festen Teil des Schiebefensters original, den hinteren, verschiebbaren Teil schneidet uns der Pakistani aus Fensterglas zurecht. Das ist zwar sehr gefährlich, aber fürs erste schützt es vor Langfingern. Wir haben sogar jede Menge Zeit, uns die Stadt Lahore anzusehen. Ich fahre irrtümlich mitten in den Basar, wo sonst nur motorisierte Dreiradrikschas und kleinere Fahrzeuge verkehren. Da der Weg Einbahn ist, ist bei diesem Verkehrsaufkommen nicht an Zurückfahren zu denken. Mit dem seitlichen Platz werde ich schon fertig, ein bisschen Hupen und zirkeln bewirkt da Wunder. Aber Nick muss aufs Dach und die immer wieder quer über die Strasse hängenden Seile, Abspannungen und Kabel so weit anheben, dass das Auto drunter durchkommt. Endlich erreichen wir das Fort, eine Oase der Ruhe mitten in einer überbordenden Stadt. Nach dem Besuch der sehr schönen Goldenen Moschee, der Badshahi Moschee und einem ausgedehnten Gang durch die Altstadt machen wir uns auf den Weg nach Wagah, der Indischen Grenzstation.

Die Grenze nach Indien und der Konvoi

Wir übernachten direkt an der Grenze, wo sich bereits mehrere Fahrzeuge eingefunden haben. Uns fällt auf, dass viele Deutsche mit Lastwagen oder Autobussen unterwegs sind, die sie dann in Nepal mit viel Gewinn verkaufen wollen. Wir treffen auch das Holländische Rentnerpaar mit dem immer noch blitzblanken Mercedes Reisemobil und die Italiener mit dem Nissan Terrano wieder. Auch Hans, ein Schweizer, der mit einem VW-Bus unterwegs ist, und den wir schon beide Male in Gilgit getroffen haben, wartet hier. Anderntags werden die Grenzformalitäten erledigt. Da der Punjab von den Indern als Krisengebiet eingestuft wurde, sollen wir nachts mit einem Militärkonvoi bis an die Grenze zum Bundesstaat Haryana geleitet werden. Somit haben wir den ganzen Tag Zeit, die Grenzformalitäten zu erledigen. Bei den Pakistanis brauchen wir ca. 3 Stunden und bei den Indern das dreifache. Wir merken zum ersten Mal, wie bürokratisch die Inder sein können. Den Hans mit seinem VW-Bus lassen sie nicht hinein. Angeblich hat er einen falschen Buchstaben auf seinem Carnet de Passage. Es kostet ihn alle Mühe und einen Haufen Bakschisch, dass er das Auto hier stehen lassen kann, und per Bus nach Indien einreisen darf. Er muss auf dem Automobilklub in Delhi eine Bestätigung holen, dass sein Carnet de Passage gültig ist. Sobald es eindunkelt, fahren wir los. An der Spitze fährt ein Indischer Lieferwagen mit zwei Soldaten, die unsere Pässe haben, und die anderen Fahrzeuge fahren hinterher. Wir fahren die ganze Nacht und erreichen gegen Morgen bei Ambala die Grenze zu Haryana. Es kostet uns einige Mühe, die Pässe ohne Bakschisch zurückzukriegen. Die Italiener wenden sofort und fahren zurück in den Punjab, was von hier aus komischerweise erlaubt ist. Sie wollen noch nach Ladakh. Wegen der fortgeschrittenen Jahreszeit verzichten wir darauf. Im Uebrigen gilt unser Nepal-Visum nur bis zum 16. Dezember, und wir wollen vorher noch Rajastan besichtigen.

Erster Kontakt mit Indien

Wie der Indische Strassenverkehr funktioniert

Wir fahren gleich los in Richtung Delhi. Die Strasse ist sehr gut, und der Verkehr ist anfänglich nicht allzu dicht. Wir merken allerdings sofort, welche Eigenschaft den Indischen Fahrer auszeichnet. Ein Lastwagen benützt immer die Strassenmitte. Jeder Gegenverkehr von kleineren Fahrzeugen muss ausweichen. Wenn ein Lastwagen entgegenkommt, so bleiben beide solange in der Strassenmitte, bis es knallen muss. Dann reissen sie mit einem Ruck das Steuer nach links, so dass sie millimetergenau aneinander vorbeikommen. Man sieht öfters Ueberreste von Kreuzungen, wo’s nicht mehr ganz gereicht hat. Wir haben jedoch bald raus, wie wir fahren müssen. Wenn einer entgegenkommt, fahren wir ganz rechts (Indien hat Linksverkehr). Dadurch geht der entgegenkommende Lastwagen auch ein paar Zentimeter auf seine Seite. Dann wechseln wir schnell auf unsere Strassenseite, wo jetzt gerade genug Platz ist, damit wir durchschlüpfen können. Man kann sich vorstellen, dass diese Art des Fahrens relativ nervenaufreibend ist.

Die Wunder-Doktore aus dem Abendland

Zum ersten Mal essen wir in einer Lastwagenkneipe Indisch. Im Moment finden wir es wahnsinnig scharf, doch gewöhnen wir uns schnell daran, und im weiteren Verlauf der Reise merken wir, dass diese Gegend hier am wenigsten scharf kocht. Wir umfahren Delhi auf der Ringstrasse und halten uns direkt in Richtung Jaipur, das schon in Rajastan liegt. Bei Manolianpur sind wir für heute genug gefahren und beziehen hinter ein paar Büschen Lager. Wir kochen uns ausnahmsweise wieder mal selber. Nach dem Abendessen kommen zwei Bauern zu uns, die wir gerne mit Tee versorgen. Da die zwei kein Englisch können, beschränkt sich die Konversation auf die Zeichensprache. Mitten in der Nacht, so scheint es mir, werden wir geweckt. Ein Inder, der ganz wenig englisch spricht, erklärt uns, dass jeden Moment die Sonne aufgeht, und dass wir deswegen jetzt auch aufstehen müssen. Er lässt nicht locker, bis wir aufstehen. Als ich aus dem Auto steige, verschlägt es mir die Sprache. Etwa hundert Leute aus dem Dorf stehen beim Auto an. Jeder zeigt uns entweder einen faulen Zahn, eine schwärende Wunde oder einen aufgeblasenen Bauch. Ganz offensichtlich haben sie das Schweizerkreuz mit dem Roten Kreuz verwechselt. Ich weiss jetzt, dass ich auf die nächste Reise eine Menge farbiger Bonbons mitnehmen werde, die man bei so einer Gelegenheit verteilen könnte.

Amber und Jaipur

Da wir früh aufgestanden sind, sind wir auch schon relativ früh in Amber, wo wir das Fort besichtigen. Das Fort ist ein Ueberbleibsel aus der Zeit der unzähligen kleinen Könige und Maharajas, die hier geherrscht haben. Hier ist die angeblich grösste Kanone der Welt ausgestellt, die allerdings nie einen Schuss abgegeben hat. Sie soll die Feinde bereits mit ihrer Grösse so erschreckt haben, dass sie die Flucht ergriffen. Im Dorf Amber ergötzen wir uns an einer Horde wilden Affen, die dauernd versuchen, einem Süsswarenhändler Waren zu stehlen, die dieser mit einem Stock standhaft verteidigt. Wir entdec ken hier die ersten Elefanten, die man als Ersatz für Traktoren einsetzt, und die ersten Kamele, die man zum Pflügen vorspannt. Am Nachmittag fahren wir durch die wunderschöne Stadt Jaipur mit den rosaroten Stadtmauern und dem verwinkelten Palast der Tausend Winde mit den unzähligen kleinen Fensterchen, hinter denen sich früher die Töchter des Maharaja versteckt haben. Gegen Abend erreichen wir Pushkar bei Ajmer, wohin alle Jahre einmal eine riesige Pilgerfahrt aus dem ganzen Rajastan stattfindet, die mit einem grossen Kamelmarkt verbunden wird. Wir haben wie üblich Glück, heute Abend geht es los und es soll die nächsten zwei Tage andauern.

Das Pushkar-Fest

Wir haben grosse Mühe, das Auto bis zum Hotel zu bringen, das wir als Ausgangsbasis für den Festbesuch ausgewählt haben. Wir können im Landy schlafen und im Hotel duschen und essen, wie es uns beliebt. Das Dorf, das zu normalen Zeiten recht ruhig und verlassen ist, wird von Rajastanis total überschwemmt. Die Polizei hat in der Hauptgasse einen langen Längszaun aufgestellt, der die zwei Gehrichtungen voneinander trennt, damit man sich überhaupt in eine Richtung bewegen kann. Ueberall findet man volle aber gemütliche Teelokale, die von farbigen Turbanen nur so wimmeln. Alle Tempel sind festlich geschmückt und quellen über von Pilgern, die der Reihe nach alle Tempel abgehen. In der Mitte des Dorfes befindet sich ein kleiner See mit zwar sehr schmutzigem, dafür aber heiligem Wasser. Die Hälfte des Sees ist von sogenannten Ghats umgeben, treppenartige Stufen, die es den Gläubigen erlauben, ihr rituelles Bad zu nehmen. Wir sehen hier kunterbunt gemischt Alte und Junge, die äusserst andächtig Kokosnüsse und Kerzen ins Wasser setzen und sich dazu feierlich waschen. Als Zeichen, dass die Waschung getan ist, wird die Stirn mit einem roten Punkt bemalt. Durch die sich drängelnden Gläubigen schlängeln sich mit unglaublicher Geschicklichkeit Händler, die Kerzen, Kokosnüsse, rote Farbe für die Stirn, Blumen und anderes Zubehör verkaufen. Selbstverständlich fehlen auch die Bilder von Brahma, Vishnu, Schiwa, Ganesh, Rama, Hanuman, Parvati, Kali, Kartikkaya, usw nicht. Knapp ausserhalb des Dorfes findet der Kamelmarkt statt. Hier stehen Hunderte von Kamelen, die z.T. zu verkaufen sind. Ueberall zwischen den Kamelen lagern die Treiber um kleine Feuerchen herum. Zwischen dem Dorf und dem Kamelmarkt hat es einen Jahrmarkt. Hier stehen Hunderte von kleinen Essbuden. Gaukler führen Menschen mit zwei Köpfen und Schlangen mit Menschenkopf vor. Sogar wir technisch gebildeten Mitteleuropäer brauchen lange, bis wir den Spiegeltrick rausgefunden haben. Als Sonderattraktion steht hier ein hölzernes handbetätigtes Riesenrad mit vier Gondeln. Die Kinder, die sich darauf befinden, sehen viel glücklicher aus, als die Kinder, die an einem unserer Jahrmärkte auf einer High-Tech-Gondel sitzen. Am Abend findet auf dem Cricketplatz ein Kamelrennen statt. Es sieht toll aus, wenn so ein Vieh in vollem Galopp daherbraust. Als typische Einlage wird versucht, wieviele Leute auf ein Kamel gehen, bis es zusammenbricht. Es hängen kurzfristig 28 Leute an einem Kamel.

Marmortempel und Maharaja-Palast

Wir haben schlussendlich genug und fahren nun in den Süden Rajastans und besuchen die Tempel von Ranakpur. Ranakpur ist eine Ansammlung verschiedener Tempel, doch die Hauptattraktion ist der ganz aus Marmor bestehende Jaintempel. Die Jain sind eine Hindugruppe, die keinem Lebewesen auf irgendeine Art etwas zuleide tun würde. So darf man beim Betreten des Tempels u.a. keine ledernen Sachen wie Gürtel usw. tragen. Die Jain sind ausserdem ähnlich wie Mahatma Gandhi in selbstgewobene gazeähnliche weisse Stoffe gekleidet. Der Jaintempel ist getragen von 999 äusserst reich behauenen Marmorsäulen, die alle voneinander verschieden sind. Ueberall sind Verzierungen, Elefanten, Ornamente angebracht. Ich darf ruhig sagen, dass dies der schönste Tempel ist, den wir in ganz Indien gesehen haben. Der Hauptpriester des Tempels lädt uns ein, heute Abend der Lichterfeier beizuwohnen, einem allabendlichen Ritual, das die Gottheiten gnädig stimmen soll. Da es aber erst Nachmittag ist, lädt uns der Priester zu sich nach Hause ein. Er wohnt im nächsten Dorf. Ich muss bereits bei der Ankunft im Dorf auf des Priesters Geheiss mehrmals hupen und Ehrenrunden drehen, dass ja alle Leute sehen, dass der Priester in einem westlichen Landrover fahren darf. Zuhause gibt es Tee, wobei die ganze Familie vorgestellt wird. Ich muss schliesslich auch mit den Kindern eine Runde fahren, wobei wiederum der Priester am meisten Freude hat. Leider wird es langsam dunkel, und wir müssen wieder zum Tempel fahren, wo der Priester vor allen Shivastatuen mit viel Singsang Kerzen hin und her schwenkt bevor er die Tür zu ihrer Klause schliesst. Wir übernachten mit der Erlaubnis des Hauptpriesters im Tempelareal. In der Nacht wachen wir dir ein schauriges Getöse auf. Die Affenbande, die hier in den Bäumen haust, hat herausgefunden, dass sie auf unseren Blechkisten herumhüpfen kann und es dann so schön scheppert. Wir können erst weiterschlafen, als es den Affen endlich verleidet ist. Nach einem Omeletten-Frühstück im Restaurant neben den Tempeln fahren wir weiter nach Jaisalmer, ganz im Westen Rajastans, schon fast an der Grenze zu Pakistan. Wir machen unterwegs Halt in Jodhpur, einer nicht weiter interessanten Stadt. In Jodhpur gibt es aber einen Maharajapalast, wo der ehemalige Maharaja noch drin wohnt. Der eine Flügel dieses imposanten, erst in den fünfziger Jahren erbauten Palastes wurde aus finanziellen Gründen in ein Hotel umfunktioniert. Wir haben es uns geleistet, eine Nacht in diesem Hotel zu verbringen. In unseren Breitengraden würden wir nie solchen Luxus und Ueberfluss finden können. So sind überall livrierte Diener zu sehen, die Wasserhähne sind echt vergoldet, überall an den Wänden hängen ausgestopfte Tiger, die der Maharaja angeblich selbst geschossen haben soll. Ich finde es toll, einmal so im Luxus zu schwelgen, aber irgendwie kann ich es doch nicht so recht geniessen. Ich muss immer daran denken, dass es im Garten des Hotels einen grossen Swimmingpool gibt, in dem ein paar Touristen baden, und gleich nebenan verdursten die armen Rajastani, die dieses Jahr wiederum von einer Dürrekatastrophe heimgesucht wurden.

Kamelritt durch die Wüste Thar

In Jaisalmer, einer sehr schönen Wüstenstadt angekommen, versuchen wir als erstes, Kamele zu organisieren, da wir gerne auf diese Art eine in der Nähe gelegene Gräberstadt besucht hätten. Wir kriegen zwei alte Kamele, die kräftigen Mundgeruch haben, und als Wegweiser sitzen zwei ungefähr zehnjährige Jungen auf. Wir sitzen beide zum ersten Mal auf so einem Vieh und werden deshalb beinahe abgeworfen, als die Kamele aufstehen. Wir schaffen es aber relativ gut, den Tieren die Richtung anzugeben und sie anzutreiben. Nach zwei Stunden machen wir eine Rast in der Gräberstadt Amar Sagar. Anschliessend reiten wir auf einem anderen Weg wieder zurück, mitten in die untergehende Sonne hinein. Ein Teil des Weges müssen wir noch bei Nacht machen, so dass wir ganz froh sind, wieder in Jaisalmer anzukommen. Mit einem schmerzenden Hintern und einem unguten Gefühl im Magen sage ich mir jetzt, dass ich in einem Landrover einiges besser aufgehoben bin, als auf dem Rücken eines dummen Kamels, aber schön war der Ausritt doch. Am nächsten Tag schauen wir uns die Stadt an, die auch einiges zu bieten hat. Die Stadt Jaisalmer ist wie gesagt eine Wüstenstadt, bewohnt von Händlern und Schmugglern, die es zum Teil zu einem beachtlichen Reichtum gebracht haben. So sind überall in der Stadt ihre schönen Häuser, sogenannte Havelis zu sehen. Durch die vielen Havelis und das Fort mit den dicken Mauern erscheint die Stadt wie eine Sage aus 1001 Nacht.

Kultur am Taj Mahal und Pizza in Delhi

Da wir wegen dem Visum vor dem 16. November nach Nepal einreisen müssen, fahren wir nun weiter in Richtung Agra (Taj Mahal), Delhi und Nepal. Auf dem Weg nach Agra fahren wir in Deshnoke (in der Nähe von Bikaner) vorbei und entdecken eine der vielen Hindu-Kuriositäten. Es gibt hier einen Tempel in dem die Leute den Ratten huldigen. Sie glauben, dass die verstorbenen Menschen als Ratten wiedergeboren werden, und wenn man die gut behandelt, kommen sie bei den nächsten Wiedergeburt wieder als Menschen zur Welt. So drängen sich in diesem Tempel Hunderte von halb zahmen Ratten, die mit Süssigkeiten gefüttert werden. Ueber dem Tempel wurde sogar ein Drahtnetz gespannt, das die Ratten vor Raubvögeln schützt. Bei der weiteren Fahrt merken wir, dass eines der Federblätter, die wir damals in Gilgit ersetzt haben, schon wieder gebrochen ist. Wir fahren bis zum Fort Amber bei Jaipur und reparieren dort am Abend das Auto. Als Belohnung für unsere zweistündige Nachtarbeit gönnen wir uns die letzte Büchse der von Zuhause mitgebrachten Schokoladecreme. Wir erreichen anderntags Agra und besuchen natürlich sofort den Taj Mahal, eines der touristischen Wahrzeichen Indiens. Der Taj Mahal ist ein wirklich schöner, riesiger Grabpalast aus weissem Marmor, den ein Maharaja beim Tod seiner Lieblingsfrau erbauen liess. Wir bewundern ein bisschen die schönen Ornamente und den Rasenmäher, der aus zwei Ochsen und einer Tinguely-Maschine besteht und fahren dann weiter in Richtung Delhi, das noch 200 km weit weg ist. Es hat uns beim Taj Mahal einfach zu viele Touristen. In Delhi legen wir eine Pause ein. Am ersten Tag mieten wir uns einen Rikschafahrer, der uns in der halben Stadt herumradelt. Wir gehen zuerst zur Post um die postlagernden Nachrichten von Zuhause abzuholen. Anschliessend gehen wir zum Innenministerium, wo man Permits erhalten kann, die einem erlauben, sich nach Darjeeling zu begeben. Wir haben nämlich vor, Nepal im Osten zu verlassen, und uns das berühmte Tee- und Erholungsgebiet anzuschauen. Nach vier Stunden Warten sind wir in für indische Verhältnisse unüblich rascher Zeit im Besitze eines Permits für sieben Tage Aufenthalt. Da der rechte Rückspiegel des Landrovers beim Kreuzen mit einem Lastwagen in tausend Stücke zersprungen ist, möchten wir ihn hier ersetzen. Wir fragen den Rikschafahrer, ob er weiss, wo man Autospiegel kaufen kann, und prompt landen wir in einem Laden für Seidenteppiche. Zum Abendessen bereiten wir uns ein ganz besonderes Vergnügen. Der einzige Ort in ganz Indien, wo man Pizzas und ungefährliches Eis kriegen kann, ist das „Nirula’s“ in Delhi. Die Pizza würde ich in Europa als Käsekuchen bezeichnen, aber nach der langen Zeit indisch oder pakistanisch Essen schmeckt sie uns trotzdem köstlich. Es gelingt uns anderntags, in einem Bazar originale Landrover-Federblätter aufzutreiben, so dass wir wieder Ersatzfedern dabeihaben. Wir erstehen auch ein superstarkes elektrisches Doppelhorn, da wir die Erfahrung gemacht haben, dass das Kompressorhorn, das am Kühler befestigt ist, nicht laut genug ist, im in den Dörfern die Leute von der Strasse zu scheuchen.

Am Chauka River wird auf uns geschossen

Wir geben einem Schweizer Touristen alle dreizehn belichteten Filme mit nach Hause und machen uns auf den Weg nach Nepal. Wir machen die Erfahrung, dass in Uttar Pradesh die Leute sehr ungastlich sind. Ueberall versucht man, uns mehr als im üblichen Masse hereinzulegen, und die Leute sind recht arrogant. Bei Bareilly beschliessen wir, wegen den Leuten irgendwo auf einem abgelegenen Feld zu übernachten statt wie üblich irgendwo bei einer Lastwagenkneipe oder bei einem Bauern. Wir sind kaum eingeschlafen, als wir durch Schrotschüsse, die auf uns abgefeuert werden, aufgeschreckt werden. Nun sind wir besonders froh, dass unser Bett gleich im Auto ist, und nicht etwa wie ein Dachzelt oder sonst etwas ausserhalb des Autos. Nach vorne schnellen, Motor anlassen und vorerst ohne Licht flüchten sind Eins. Wir übernachten nun fünf Kilometer weiter direkt an der lärmigen Strasse bei einer kleinen Kneipe. Der weitere Weg nach 2Nepal führt uns auf einer Reihe verzwickter Nebenstrassen durch das Tal des Chauka River (einem Nebenfluss des Ganges). An einem Ort müssen wir umkehren und einen grösseren Umweg fahren, weil um vorderen Jahr die Brücke über den Fluss weggespült wurde. Zum Teil ist die Strasse halb im Sumpf untergetaucht. Da die Gegend hier sehr wasserreich ist, gibt es auch viele Brücken, die zwar in desolatem Zustand aber offenbar noch nicht amortisiert sind, denn bei jeder Brücke gibt es eine Schranke, die erst nach Bezahlen des Brückenzolls geöffnet wird. Wir finden heraus, dass wir uns den Brückenzoll, der recht hoch ist, sparen können, wenn wir auf das an der Seite des Landrovers angebrachte Schweizerwappen zeigen. Die Leute meinen dann, dass wir vom Roten Kreuz kommen, und lassen uns ohne Anstände durch. Am späteren Nachmittag erreichen wir den Grenzposten in Nepalganji Roadpost. Die Ausreise von Indien geht problemlos vor sich, die Stempel sind innerhalb einer halben Stunde eingeholt. Auf der Nepalesischen Seite treffen wir einen Reisebus eines privaten Türken, den wir schon in Lahore (Pakistan) mit ‚China Overland‘ angeschrieben angetroffen haben. Um etwas Geld zu verdienen schippert er nun Touristen durch den halben Indischen Subkontinent. Wir werden am Zoll sehr schnell behandelt. Nach einer Viertelstunde sind alle unsere Papiere erledigt, während die Touristen vom Reisebus immer noch am Zählen der Reisepässe sind. Wir verabschieden uns und machen schon in Nepalganji-Dorf wieder Halt. Hier findet ein grosser Jahrmarkt mit Spielbuden statt, d.h. Ringewerfen, Münzenwerfen, usw. Wir vergnügen uns hier ein wenig und bemerken sofort einen riesigen Unterschied der Leute hier zu den Leuten in Indien. Obwohl sie hier genau gleich aussehen und gleich gekleidet sind wie in Indien, sind die Leute doch ganz anders. Hier kennt man den kleinen Anstandsabstand beim Anstarren, jeder lacht und ist freundlich und man isst ganz anders als in Indien, das ja nur zehn Kilometer weit weg ist. Wir übernachten bei der Hütte eines Viehhirten an der Strasse und geniessen es, dass die vorbeigehenden Leute nicht am Auto wackeln und überall kratzen um eventuell irgendwo reinsehen zu können.


Ab jetzt leider unberarbeitete Tagebucheinträge

Nepal

Pokhara

Pokhara. Pokhara, Stadtbesichtigung, Einkauf, See und Blick auf Annapurna.

Der Chitwan Nationalpark

Übernachten am See mit Krokodilen und Nashörnern. Mehrere Flüsse durchqueren, z.Z. 50m breit, in einem Dorf müssen wir uns aus einer Schlammmulde schieben lassen, trotz Sandblechen. Wir sehen 4 Rhinos, viele Krokos, Hirschähnliche Tiere und sehr viele Vögel. Wir übernachten im Park. Wir durchfahren und -wandern den Park und sehen Affen, Rehe, Hirsche, Riesenkrokos, ein Leopardweibchen. Von Tigern sehen wir nur Spuren. Es ist schon Nacht, als wir durch den 50cm tiefen Fluss zurückfahren.

Jagd auf Rhinozerosse

Elefantenritt. Wir sehen und jagen ein Rhinozeros mit Jungem, ca. 30min lang und bis zu 5m nah. Wir sehen auch Wildschweine und Rehe. Uebernachten wieder am See von vorgestern und können in der Nacht ein Rhino aus nächster Nähe anleuchten.

Kathmandu-Valley und der Fresstrip

Kathmandu, Shopping. Ersatzteile kaufen. Besuch des Affentempels (Swayambunat). Ersatz der gebrochenen Federblätter vom Chitwan NP. Besuch der Tieropferstätte in Taxinkali, Besuch des Ghats in Pashupatinath mit mehreren Leichenverbrennungen. Wir lernen Monika Graf und Sabine kennen. Besuch der Stupa in Pashupatinath und des liegenden Vishnu. Letzter Blick auf Mt. Everest, Urwald, Grenze zu Indien problemlos.

Quer durch Indien

Darjeeling/Himalaya

Bei Bagdogra Ersatz des zweiten in Gilgit montierten Federblattes. Ersatzteil dabei, Indische Chauffeure helfen fleissig. Darjeeling-Bähnli fährt seit zwei Mten nicht mehr wegen Landslides. Wird vielleicht erst wieder in 2-3 Mten fahren. Strecke trotzden sehr interessant. Besuch einer Teefabrik, Fahrt mit dem Sessellift (Ropeway).

Varanasi, die Stadt am Ganges

Heute ist mir ein Velofahrer seitwärts ins Auto gefahren. Ich hatte ca. 60km/h drauf. Wir sind weitergefahren, obwohl es eindunkelte haben wir noch ca. 150km gemacht! Hier im ‚Tourist Dak Bungalow‘ sind mehrere Festhütten aufgestellt. Wir erleben eine Hochzeit von einem reichen Inder mit einer reichen Inderin mit 1000 Gästen. Besuch der Ghats und Tempel. Heute morgen, als wir abfahren wollten, war die Betätigung der Kupplung unmöglich. Also brauchten wir fast den ganzen Tag, um beide Hydraulikzylinder der Kupplungsbetätigung zu revidieren.

Die erotischen Tempel von Kajuraho

Wit treffen zufälligerweise Chantal Maret, die ehemalige KV-Stiftin am Tech Biel. Wir besichtigen Tempelanlage und Dorf, wo wir zu Tee und Diskussion eingeladen werden. Wir sehen auch einen tollen Brunnen aus von Ochsen angetriebenen Seilen mit Tontöpfen daran. Wir übernachten bei einem Schweizer, Giles Bohnenblust aus dem Emmental, der seit 38 Jahren in Indien lebt. Er wohnt in einer Super-Baumhüttenanlage in der Nähe von Panna. Er sei auf Hochzeitsreise hierhergekommen, und seine Frau sei seitdem die Geliebte des Maharaja in Panna.

Marmorfelsen und Tiger

Unterwegs bricht der ganze schwerbeladene Gepäckträger zusammen. Wir lassen ihn schweissen –> ok. Wir nehmen 2 portugiesische Passagiere mit. Vor Jabalpur wollen sie ihren Anteil ans Benzin plötzlich nicht mehr bezahlen. Sie werden sofort rausgeschmissen. Um 23 Uhr machen wir eine Bootsfahrt durch die weissen Felsen (Marble Rocks). Kanha-Nationalpark: Wir sehen Sambars, Spotted Deers, Barking Deers, Affen, Antilopen, keine Bisons, dafür aber einen Tiger (vom Elefanten aus). Ferderbruch HR, sofortige reparatur. Ich habe am Bein eine entzündete Wunde (ca 10cm Durchm.) mit einem Erbsengrossen Eiterkern.
Höhlen

Besichtigung der Ajanta Caves. Besichtigung der Ellora Caves.

Bombay

Tachosaite gerissen. Wir holen Monika und Sabine vom Flugplatz ab. Wir kaufen Ersatzteile (Federblätter und Tachosaite). Ich lasse mir auf dem Schweizer Konsulat einen neuen Pass machen, da mein alter voll war. Wir reparieren Tachosaite, Anlasser-Relais und Brems-Hauptzylinder. Stadtbesichtigung: Hängende Gärten, George-Museum. Abendessen im Hotel Taj-Mahal. Dann Besuch der 100’000 Huren Bombays.

Bhagwans Ashram in Poona

Besuch des Shree Rajneesh Ashrams in Poona. Wir dürfen nicht rein, weil wir keinen AIDS-Ausweis haben, aber wir schmuggeln uns doch rein. Auf der Weiterfahrt fängt hinter dem Armaturenbrett ein Kabel an zu brennen. Dank Batteriehauptschalter kein Problem. Notreparatur, es war das Kabel zur Beleuchtung des Oeldruckanzeigers.

Goa und der Süden von Indien

Die Beaches von Goa

Post abholen in Panaji (auch Panjim genannt). Colva-Beach. Baden, Wäsche waschen. Besuch des Flohmarkts in Anjuna, Besichtigung der kleinen Vagator Beach, wo die Auto-Overlander sind. Weihnachtsbuffet im Hotel Tourist Nest, danach Bauchweh. Fahrt nach Vagator-Beach. Oeldichtring an der Radnabe VR undicht, Bremsen werden veroelt, wir müssen bei Gelegenheit einen neuen finden. Wir bringen Moni und Sabine an den Flugplatz, aber da alle Plätze doppelt gebucht sind, gibt es keinen Flug. Alle Hotels ausgebucht, ausser Hotel Fidalgo (xxxxx), wo wir zu einen super Abendbuffet eingeladen werden. Abflug der anderen, Fahrt nach Vagator, Sylversterparty mit den Overlandern, inkl. Haschkuchen, der vom Hund gefressen wird. Ich versenke inen Kessel im Ziehbrunnen. Der Shit erfolgt unter den Büschen, man muss ein Feuerzeug mitnehmen, um das Papier zu verbrennen, der Rest wird sofort mit Wonne von den hungrigen Schweinen gefressen. Bei der Fahrt nach Mangalore klaut uns eine Bernerin den Schlüsselbund des Landys. Der Zündschlüssel bleibt im Zündschloss stecken, der Rest ward nie mehr gefunden.

Karnataka, Staat der Tempel

Besichtigung der Tempel von Bellur, Halebeed und Sravanabelgola (17m hohe Statue des Jain-Idols Lord Bahubali). Grösste monolythische Steinfigur der Welt. Besichtigung von alt-Siranga-Patanam bei Mysore. Besichtigung des Sommerpalastes in Siranga-Patanam. Besichtigung des Maharaja-Palastes in Mysore. Besichtigung des Chamundi-Tempels auf einem Hügel bei Mysore. Im Mudumalai-Nationalpark sehen wir viele wilde Elefanten, Büffel und Hirsche.

Die Backwaters

Fahrt nach Kottayam. Backwater-Bootsfahrt nach Aleppey. Busfahrt nach Quillon, Uebernachten in einem Hotel. Backwater-Trip nach Aleppey, Busfahrt nach Kottayam zurück zum Auto.

Kovalam, oder wir brauchen wieder eine Beach

Wir treffen Fränzi und Lothar, zwei Bieler. Wir wohnen bei einem Ziehbrunnen, wo ich prompt wieder einen Kessel versenke. Zum Abendessen vertilgen Nick und ich ein Kilo Lobster für umgerechnet sFr. 18.–. Wir reservieren telegrafisch Plätze für die Fähre Madras-Penang.

Cape Comorin, die Südspitze Indiens

Gandhi-Museum, Wallfahrtsort wegen den drei Meeren. Sehr viele Leute, die hier baden.

Pondicherry

Ehemals franz. Kolonie. Einziges franz. Haus ist noch das Konsulat. In Auroville, in der Nähe von Pondycherry, besuchen wir den Ashram der ‚Mutter‘. Interessantes kugelförmiges Meditationszentrum. Wir besuchen die Tempel von Madurai und Tiruchirapalli Trichy).

Madras

Wir wohnen im YWCA-Garten, in der Nähe der Egmore Railway Station. Wir besuchen die Shipping Company, wo wir erfahren, dass die Fähre Madras-Penang immer noch in der Werft in Griechenland ist und nicht vor den 20.2. fahren kann. Wir finden aber ein Unternahmen, das übermorgen ein Schiff nach Jakarta schickt. Ev. können wir morgen noch den Zoll erledigen und verladen. (Kosten: ca. US$ 1200.–). Wir verbringen den ganzen Tag über im Büro des Schiffsagenten. Mit Glück können wir den Landy morgen verladen. Der Zoll ist schon erledigt, was für indische Verhältnisse unwahrscheinlich schnell ist. Das Schiff geht aber nach Singapur und es kostet deshalb nur US$ 800.–. Uns ist das auch recht. Wir konnten das Auto verladen und ich hole mir noch meine bestellten Travellers Chèques ohne Probleme. Wir müssen nochmals beim Agenten vorbei. Er versucht uns Rs 500 für das fixieren des Autos im Container auszureissen, obwohl vorher abgemacht wurde, dass das inbegriffen ist. Es wird nichts bezahlt.

Singapore

Singapore Airlines

Um 2330 fliegen wir nach Singapur. Unsere Tickets werden upgraded, nun fliegen wir erster Klasse im Oberdeck des Singapore-Airlines Jumbos. Super-Bedienung, Super-Essen, Super-Luxus. Auch für das Gepäck müssen wir in Singapur nicht wie alle anderen anstehen, es wird alles für uns erledigt, sogar der Zoll. Einziger Nachteil: Ich habe mir einen tollen Schnupfen eingefangen und muss dauernd Schneuzen. 0630 Ankunft in Singapur, fahrt zum Chinese-YMCA, Schlafen.

Der Einkaufstrip

Singapore, Einkaufen (Orchard Road) von Kameras, Feldstecher, Walkman. Shopping, Shopping.
Wir haben unseren Landy wieder

Gestern ist die ‚Supanya‘ eingelaufen, wir rennen den ganzen Tag von Büro zu Büro, um das Auto zu kriegen. Entladen des Landrovers aus dem Container. Es fehlt nichts, nichts ist kaputtgegangen. Das Auto wurde so stümperhaft befestigt, dass es bei geringsten Stürmchen beschädigt worden wäre. Blinker hat Wackel-Kurzschluss. Fehlersuche. Ausfederungs-Begrenzungsband rechts ersetzt, Wasserkanister geflickt.

Sentosa Island

Ausflug nach Sentosa Island.

Chinatown

Fotoausflug nach Chinatown. Fahrt nach Malaysia. Zoll wie in Weil am Rhein (viel Verkehr, speditiver). Chinesisch Essen in Batu Pahat.

Malaysia

Die Höhlen von Batu

Besichtigung von Melaka. Fhrt durch KL zu den Batu Caves, wo morgen Vollmondrituale (Hindu) gefeiert werden (Thaipusam). Es ist schon allerhand los. In den Caves hat es viele Pilger, die mit durchspiessten Wangen oder Zungen erscheinen. Wahnsinnig. Gegen nächsten Abend Fahrt durch KL (Super Verkehrsstau) zum Templer Park, wo wir unter Wasserfall duschen und uns ausruhen.

Taman Negara

Fahrt zum Taman Negara (Nationalpark). Parkieren in Kuala Tembeling. Fahrt per Boot 60km flussaufwärts (River Tembeling) nach Kuala Tahan. Hier mieten wir ein Bungalow und gehen in einen Seitenfluss (River Tahan) baden. Am nächsten Tag Fahrt per Boot 40km flussaufwärts nach Kuala Kenyan. Fussmarsch von 6.5 Std. durch den Urwald nach Bumbun Kumbang (Hochstand mit Matratzen), 35 min vom Kuala Trenggan entfernt. Fussmarsch von 5 Std. nach Kuala Tahan. Unterwegs hat mir ein schlafender Tiger einen rechten Schrecken verpasst (5m weg). Überquerung der River Trenggan per Floss, das ich zuerst flottmachen musste. Nick hat von Kuala Trenggan aus das Boot zurück nach Kuala Tahan genommen. Bootsfahrt zurück nach Kuala Tembeling zum Auto. Die Ameisen haben darin inzwischen ein Nest errichtet. Mit Baygon (R) sind allerdings kurz darauf keine mehr lebendig.

Die Traumbucht und der Club Méditerranée

Cherating Bay. Fahrt nach Chukai zum Einkaufen. Nichtstun. Bei der Fahrt nach Ckukai bleibt bdas Auto im strömenden Regen stehen. (Schlechter Zündungsstecker). Ruderbootsfahrt mit 2 Engländern den Fluss hinauf in die Mangrovensümpfe. Wie sehen eine Schlange im Ast über uns. Ersatz aller Zündkerzen. Besuch im Club Méditerranée. Für M$ 60.- (sFr. 30) gibt’s ein tip-toppes Nachtessen. Die anschliessende Show und Disco sind allerdings ein Flop.

Penang, Georgetown

Fahrt nach Penang (Ost-West Highway). In Penang treffen wir ein Berner Paar, das schon 2 Jahre unterwegs ist mit einem 508D Mercedes-Kastenwagen. Chinesich Neujahr. Um 6h Besuch eines Chinesischen Esshauses. Wir sind von einem uralten Chinesen eingeladen. Abends beziehen wir ein Zimmer im Hotel, da man im Auto vor lauter Lärm und Hitze nicht schlafen kann. Fahrt um die Insel: Besuch des Schlangentempels mit Vipern, Fischerdörfer. Unterwegs treffen wir die zwei Engländer von Cherating wieder und gehen mit ihnen an den Strand in Batu Ferringhi. Gestern Abend haben wir in einem indischen Restaurant gegessen. In der Nacht musste ich dann öfters in Stereo erbrechen und wie Wasser sch… (leichte Lebensmittelvergiftung). Gegen Mittag vertrug ich bereits ein Tee und zwei Zwieback. Nachmittags mehrere Colas und zum Abendessen Vegetable Fried Noodles. Dummerweise kam im Lauf des Tages noch Fieber hinzu. Durch den Tag organisiert Nick mit dem Indonesischen Konsulat und der Fährgesellschft, dass wir am Montag alle Papiere erledigen können und am Abend das Schiff nach Medan nehmen können. Gegen Abend kamen Susi und Paul mit ihrem VW-Bus in unserem Hotel an. Besichtigung einiger Tempel und eines tollen Clan-Hauses. Mir ist wieder schlecht, offenbar ist es noch nicht überstanden. Einholen der Papiere fürs Auto auf dem Indonesischen Konsulat, Kauf der Tickets für Auto und uns. Verschiffen nach Medan. In der Nacht herrscht schwerer Seegang. (Autodeck zu heiss, Passagierdeck zu kalte Klimaanlage).

Sumatra

Die Orang Utans

Schikanöse Carnet-dePassages Formalitäten in Belawan. Ersatzteilkauf in Medan, eine Haftpflichtversicherung können wir nicht abschliessen. Fahrt nach Bukit Lawang. Besuch der Orang-Utan Fütterung. Dazu müssen wir ca. 45 Minuten zu Fuss in den Urwald hineingehen. Wir suchen die auf der Karte eingezeichnete direkte Strasse nach Brastagi. Offenbar existiert sie jedoch gar nicht. Reparatur der (jetzt schon 3!) rinnenden Achssimmeringe und Ersatz aller Bremsbeläge. Wir haben nicht alle, resp. falsche Ersatzteile dabei, und hier und im nächsten Ort sind sie nicht erhältlich. Deshalb fahre ich mit dem Bus nach Medan und kaufe beim Landrover-Vertreter ein. Fertigflicken. Abends Besuch eines Volkstanzes in Sampun (13km weg). Leider ist er nicht gut.

Gunung Sibayak, der Berg der Götter

Besuch des architektonisch erhaltenen Dorfes Lingga und eines anderen Kleinkönigreiches Bintang Meriah. Besteigung des Vulkans Gunung Sibayak. Im Krater hat es viele Stellen mit kochendem Wasser, verschiedene Dampfwolken mit Schwefelblumen und zwei sehr lärmige Dampfstrahlen mit grossem Druck. Am Fusse des Berges wird heisses Wasser in einem Becken gesammelt. Da nehmen wir ein heisses Schwefelbad.

Lake Toba

Gestern sind wir bei Bintang Merah in einem Schlammloch steckengeblieben und mussten das Auto mit Sandblechen und Hi-Jack daraus befreien. Dabei wurde der hintere linke Kotflügel zuhinterst stark eingedrückt. Heute beule ich die Chose aus. Fahrt an den Lake Toba. Besichtigung eines König-Langhauses in Pematang Purba und des Si-Piso-Piso Wasserfalls. Fahrt über Tele nach Samosir Island. Überquerung des Äquators bei Bonjol. Kinobesuch in Bukittinggi.

Die Minankabau-Kultur

Wir folgen mit dem Landrover einer geführten Tour um Bukittinggi. Programm: 1. Schöne Aussicht, 2. Kaffeemühle, 3. Königshaus im Minangkabau-Stil, 4. Noch bewohntes Haus im selben Stil, 5. Mittagessen, 6. Sanskrit-Steine, 7. Bad im Lake Singkarak, 8. Wasserbüffel-Stierkampf. Wir lernen Susanne aus Köln kennen und schreiben uns alle zusammen für eine zehntägige Tour zur Insel Siberut ein.

Die lieben Wilden von Siberut

Moskitonetze kaufen, Schriftzug „Asia Expedition“ am Auto abkratzen, Tank links dichten. Zoobesuch. Fahrt nach Padang, Abfahrt des Schiffes nach Siberut. Ankunft in Muarasiberut. Dorf ist uninteressant. Nach fünf Stunden (Permits besorgen) Fahrt mit Einbaum mit Ausserbordmotor nach Rokdok (5 Std.). Sehr interessante Leute mit Lendenschürzen, Pfeil und Bogen, usw. Schlafen im Schulhaus. Da die Schule um 8 Uhr anfängt, müssen wir das Schulzimmer räumen. 4 Std. Marsch durch den Dschungel nach Madobak, sehr sumpfig, überqueren von 2 Flüssen bis zum Hals. In Madobak wohnen wir bei einer Familie im Haus. Besuch des Dorfes Skaliok (2 Häuser in 1 Std. Entfernung), wo noch nie ein Weisser war. Sehr interessant. Zurück in Madobak erstehe ich mir im Tausch gegen Tabak Pfeilbogen und einen Köcher mit z.T. vergifteten Pfeilen. Dann Marsch nach Ugai (1 Std.). 1 Std. Marsch nach Butui. Super Familie in einem einzigen Haus, die heute Besuch hat. Es werden 2 Ferkel geschlachtet, gekocht und verspiesen. Die ganze Nacht wird durchgetanzt, schlafen ist tabu. Marsch nach Madokak (2 Std.), dann Bootsfahrt (5 Std.) bei sehr knappem Wasserstand (wir müssen öfters aussteigen und schieben) nach Muarasiberut. Abends bin ich krank. 39.1° Fieber, schlecht, Kopfweh, Durchfall. Das grosse Schiff fährt von Muarasiberut über Muarasikabulan (6 Std. Aufenthalt) nach Padang. Ankunft in Padang morgens um 6 Uhr. Fahrt mit öffentlichem Bus nach Bukittinggi, unterwegs 1½ Std. Getrieberevision. Nachmittags geht es mir immer noch gleich schlecht. Ich nehme auf Anraten eines Schweizer Arztes, der auch auf Siberut war, Baktrin-Forte ein. Abends gehr es schon etwas besser. Am nächsten Abend Kinobesuch und einen Nagel eingefahren.

Bali, Insel der Götter

Jakarta

Unterwegs geht die Lenkung schwer. Kugellager repariert (einfache Bauart). Besuch auf der Botschaft in Jakarta. Ich erfahre, dass ich im November / Dezember 88 ins Militär muss. Besorgen von Niks Flugticket nach Hause. Kinobesuch. Ich bringe Nik an den Flughafen.

Java

Weiterfahrt mit Kilian als Passagier bis Yogyakarta. Besuch des Tempels von Borobudur. Sehr eindrücklich. Bei Probolinggo konnte ich nicht schlafen, also weiterfahren bis zur Fähre nach Bali. Auf der Fähre schlafe ich im Auto. Gleich daneben steht ein Lastwagen, der lauter zwitschernde Vögel geladen hat.
Suci und Jon offerieren Züri-Gschnätzeltes.

Fahrt über Singaraja nach Kuta-Beach. Besuch des Lake Bratan und des Lake Buyan. Discobesuch. Ich kaufe in Denpasar neue Reifen. Im Swiss-Restaurant darf ich ein Gratiszimmer mit Dusche beziehen, deshalb Umzug nach Legian. Super Morgen-Mittagessen mit Käse, Gipfeli usw. in Jons Haus. Dann Jassen und anschliessend Besuch von Max in Sanur. Zum Nachtessen gibts Züri-Gschnätzeltes mit Rösti! Discobesuch.

Weltgeschichte auf Balinesisch

Fahrt durch absolute Nebenstrassen in die Nordostecke von Bali (Terima). Unterwegs sehen wir sie sog. Balipolizei: Wenn junge Enten das erste Mal die Augen öffnen, betrachten sie das, was sie sehen als „Mutter“. In Bali werden Fähnchen dazu benutzt. Müssen nun Reisfelder von Schädlingen befreit werden, steckt man die Fähnchen auf das entsprechende Feld, auf welchem die Enten nun bleiben.

Das erlebte Aquarium

Korallen-Schnorcheln auf Menjangan Island. Super. Heute nehme ich das letzte Mal Fansidar (Malariamittel).

Spaziergang durch die Reisfelder

Spaziergang durch die Reisfelder. Flussabfahrt mit Autoschlauch (2 Std.). Ölwechsel.

Die Sangian-Tänze

Vollmondnacht: Besuch der Sangian-Tänze überall in Südbali. Umwerfend. Die Sangian-Tänze sind dazu da, das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse wiederherzustellen. Die bösen Götter werden besänftigt und die guten Götter werden belobt. Heute Abend fehlen am Landy plötzlich die Radioantenne und ein hinteres Blinkerglas. Fahrt nach Ubud und Besuch des Monkey-Forest und des Künstlerortes. Wanderung durch die Reisfelder.

Gunung Batur

Fahrt zum Mount und Lake Batur. Besuch des Animistendorfes Trunyan (Bootsfahrt ab Kedisan) und des dazugehörigen Friedhofes, wo die Leichen einfach im Freien durch Bambusgitter vor den Tieren geschützt verrotten. Sehr aufdringliche Leute und Preise. Besuch des balinesischen Haupttempels (Muttertempels) in Besakih. Discobesuch mit Arrak-Absturz. Tennisspielen. Fahrt um die Südspitze.

Rückfahrt und Abschied von Asien

Mi, 13.4.88

Abfahrt Richtung Jakarta. Auf der Fähre Kilimanuk-Banyuwangi (Bali-Java) stürmt es so stark, dass der Landy, der auf der Fähre quer zur Fahrtrichtung parkiert ist, sich nicht mehr selbst halten kann, trotz Handbremse und Geländegang. Ich muss ihn verkeilen und dann dauernd auf der Bremse und auf der Hut sein. Abstand zum nächsten Autobus: 10cm.

Fr, 15.4.88

Abholen von Regi und Rosi am Flughafen Jakarta, 2½ Std. verspätet. In der Stadt treffe ich Kathrin, Markus und Erwin, die Töffahrer aus Pakistan und Indien, wieder.

Sa, 16.4.88

Besuch des „Taman Mini Indonesia Indah“. Kinobesuch.

So, 17.4.88

Ich bringe Regi und Rosi an den Flughafen. Super Abendessen im französischen Restaurant mit den Töffahrern.

Mo, 18.4.88

Heute fängt der Fastenmonat Ramadan an. Besuch von verschiedenen Containergesellschaften. Schlussendlich für US$ 1600 eine gefunden. Zolldokumente abgegeben. Kinobesuch.

Di, 19.4.88

Nachmittags Besuch auf Schiff-Büro. Ich erfahre, dass ich das Auto gleich verladen kann. Alles klappt reibungslos. Container-Nr. TPHU-600414-3 (Tiphook). Siegel-Nr. MISC 125251. Km-Stand im Container: 84126. Erwin Fischbacher bringt mich nach dem Verladen mit seinem Töff von Tanjung Priok zurück zur Jalan Jaksa.

Mi, 20.4.88

Besuch auf Schiffahrtsbüro. Carnet de Passages und Bill of Lading sind OK. Kauf des Tickets in die Schweiz (über Singapur-London). Flug nach Singapur.

Do, 21.4.88

Besuch des Science Centers. 19 Uhr auf dem Flugplatz: Flug geht statt um 2210h erst um 0330h (Streik in Australien). Ich besuche Regi und Rosi, die bis Samstag im Hotel Ming Court sind. Mein Flug London-Zürich wird auf den nächsten umgebucht, da der geplante nicht mehr erreicht werden kann.

Fr, 22.4.88

Einchecken um 0245h. Ankunft London 1300h, Abflug 1540h. Ankunft in Zürich 1830h, mein Gepäck kommt erst mit dem nächsten Flug um 2110h an. Champagner.


Zu den Bildern