Australien 2006-2007
Bereits auf unserer Asienreise im Jahr 1991 waren wir kurz davor, nach Australien zu reisen. Wir befanden uns in Singapore und mussten uns entscheiden, wohin wir unseren Landrover verschiffen sollten. Nachdem wir mit viel Aufwand das australische Visum eingeholt und den Transport des Fahrzeuges organisiert hatten, merkten wir gerade noch rechtzeitig, dass in unserer Finanzplanung die Kosten für die Flüge nach Australien und von dort nach Europa fehlten. Unser Reisebudget wäre damit überfordert gewesen, so dass wir damals den Landy nach Indien verschifften und auf dem Landweg zurück reisten. Seither stand Australien auf unserer Reisewunschliste ziemlich weit oben.
Als dann im Frühsommer 2006 unser Hund Prinz 15-jährig starb, war uns schnell klar, dass wir den nächsten Winter Down Under verbringen wollten. Die Zeit reichte aus, um das Geschäftliche zu erledigen und uns auf die Reise vorzubereiten.
Am Freitag, 3.11.2006 beginnt unsere Reise. Nachdem wir in den letzten Tagen unsere Zeit schon ein wenig vorverschoben haben, stehen wir um halb fünf Uhr morgens auf und packen die letzten Sachen, bevor wir um sieben Uhr von Albi’s Vater abgeholt und zum Bahnhof gefahren werden. Heute ist der erste Frosttag des Winters, genau der richtige Zeitpunkt, um in wärmere Gegenden zu verreisen.
Mit der Bahn an den Flughafen Zürich, einchecken, abfliegen, und am nächsten Morgen sind wir in Singapore, wo wir einen einwöchigen Stopover einlegen. Den meisten Touristen reichen zwei, drei Tage, um die Insel zu besichtigen. Da wir von 1992-1995 hier lebten, brauchen wir etwas mehr Zeit, um herauszufinden, was sich in der Zwischenzeit alles verändert hat. Und natürlich, um die vielen guten Restaurants und Foodstalls aufzusuchen.
Nach mehr als zehn Jahren hat sich natürlich viel verändert. Leider auch bei den Restaurants. Viele von unseren ehemaligen Stammlokalen gibt es nicht mehr, so dass wir suchen müssen, wo es zum Beispiel gute Roti Canai oder ein feines Hainanese Chicken Rice gibt. Auch den alten Chinesen im Unterleibchen, der im East Coast Road Food Court die unbestritten beste Beef Noodle Soup zubereitet hatte, gibt es dort nicht mehr. Der ganze Food Court ist verschwunden. Auch unser beliebtes Muthu’s, wo wir jeweils mit unserem Besuch aus der Schweiz ein Fishhead Curry gegessen hatten, ist einfach verschwunden. Nur das Komala Vilas, ist wie eh und je: Gerammelt voll mit indischen Familien, chinesischen Geschäftsleuten, jungen Pärchen und ein paar Touristen, die alle von Hand ein vorzügliches Thali geniessen.
Nach einer knappen Woche sind wir bereit für Australien. Mit wohlig gefüllten Mägen und wohl noch immer nach Curry duftend, steigen wir ins Flugzeug. Über Brisbane fliegen wir nach Darwin, was zwar ein absoluter Blödsinn ist, da Darwin näher an Singapore als an Brisbane liegt. Aber da wir unsere Reise in Brisbane beenden werden, ist es finanziell die günstigere Variante. Dank Fensterplätzen und dem guten Wetter, sehen wir so auch schon einen grossen Teil des Landes von oben. Nachdem wir den grünen Gürtel der Küste hinter uns gelassen haben, wird das Land karg und einsam. Erst kurz vor Darwin wird die Gegend wieder grün. Darwin, die Hauptstadt von den Northern Territories, dem sogenannten Top End, erschlägt uns beinahe, klimatisch betrachtet. Es ist heiss hier, sehr heiss! Dazu kommt die fast 100prozentige Luftfeuchtigkeit; es ist wie in der sprichwörtlichen Waschküche. Dagegen war Singapore richtiggehend unterkühlt. Es erklärt auch, weshalb wir kaum Leute sehen. Ausser im klimatisierten Shoppingcenter, am Abend im Pub oder im Swimming Pool, wo zwar das Wasser fast gleich heiss ist wie die Luft, und die Abkühlung darin besteht, das Wasser auf der Haut verdunsten zu lassen. Michelle, von der Garage, wo wir unser Mietfahrzeug entgegen nehmen, erzählt uns, dass sie auf Weihnachten eine riesige Eismaschine gemietet hat. So kann sie dann, wenn ihre ganze Familie nach Darwin hoch kommt, grosse Eisquader im Swimming Pool versenken und die Wassertemperatur auf erträglichere Werte bringen. Eine typisch australische Idee!
Unser Fahrzeug für die nächsten fünf Monate ist ein Bushcamper, ein Toyota Landcruiser mit Hochdach. Drin hat’s ein Bett, Kühlschrank, Lavabo, Wassertank und eine vollständige Campingausrüstung. Mit den zwei 90 Liter Dieseltanks haben wir auch eine genügend grosse Reichweite. Wir stellen unser Gepäck ins Auto und fahren ins Free Spirit Resort, wo wir uns für ein paar Tage in ein klimatisiertes Cabin einmieten. Tagsüber gehen wir einkaufen: Entweder ins Shopping Center oder in den NT General Store. Das ist DER Outdoorladen im Top End. In einem alten Gebäude mit Vorhof gibt es alles, was der Reisende fürs Outback benötigt. Alles, aber auch wirklich alles findet man hier. Nachmittags liegen wir im Schatten am Pool oder besuchen das NT Museum. Hier erfährt man unter anderem alles über den Cyclone Tracy, der 1974 Darwin beinahe vollständig zerstört hatte. Abends fahren wir dann jeweils ins Zentrum und lassen den Tag in einem Pub ausklingen. Meistens im Shenanigans, weil hier am meisten los ist, und natürlich wegen dem guten Essen. Der Barramundi (ein lokaler Fisch) und die Steaks sind ausgezeichnet, und das Bier schmeckt auch.
Die unglaubliche Menge Material, die sich mittlerweile in unserem Cabin angesammelt hat, verschwindet eins nach dem anderen im Bushcamper. Die bange Frage, ob unsere Sachen auch nur halbwegs Platz haben, ist somit beantwortet. Nach einem letzten guten Frühstück im Ducks Nuts und einem kurzen Einkauf im NT General Store (diesmal sind es Lederhüte) sind wir bereit, Australien unter die Räder zu nehmen.
Unser erstes Ziel ist der Litchfield Nationalpark. Wir erreichen ihn über die 50 km Schotterpiste und erhalten gleich einen Vorgeschmack auf australisches Wellblech. Am schönen Wangi Wasserfall nehmen wir ein langes erfrischendes Bad. Der kleine See liegt schattig von Felsen und hohen Bäumen umgeben – genau das Richtige in dieser heissen Jahreszeit. Nachts, als wir im Bett liegen, die Temperatur auf 30° C runter kühlt, und kein Lüftchen durch die kleinen Autofenster kommt, vermissen wir unser luftiges Dachzelt. Sobald am Morgen früh die Sonne aufgeht, nützt es auch nichts, dass wir im Schatten der Bäume stehen, es wird sofort zu heiss im Auto. Also stehen wir auf, frühstücken, duschen und fahren weiter. Wir sind froh, hat der Bushcamper eine Klimaanlage. (Was in Australien eine Selbstverständlichkeit, ja sogar eine Notwendigkeit ist.)
In Anbetracht der Jahreszeit verzichten wir auf einen Besuch des Kakadu Nationalparks. So kurz vor der Regenzeit ist alles dürr und braun, und die berühmten Wasserfälle ausgetrocknet. Über Katherine, wo wir uns an den Mangobäumen des Campingplatzes bedienen können, kommen wir auf den Victoria Highway. Jetzt wird es einsam. Es dauert gut eine Viertelstunde, bis uns jeweils wieder ein Fahrzeug entgegen kommt. Die Ortschaften sind dünn gesät und bestehen kaum mehr als aus einem Roadhouse. Das ist die australische Version einer Raststätte, mit Tankstelle, Pub, ein paar Zimmer, WC, Dusche, meistens ein paar Stellplätze für Camper und wenn’s gut geht Bäume, um das Auto in den Schatten zu stellen. Die Landschaft bis Kununurra ist sehr schön, aber es ist leider zu heiss, um länger als für einen Bisi-Stopp auszusteigen. Das Thermometer zeigt weit über 40° C, und die Sonne brennt unbarmherzig.
In Kununurra gönnen wir uns wieder ein kühles Cabin und ein gutes Abendessen im stimmungsvollen Pub. Wir beschliessen, auf die berühmte Gibb River Road durch die Kimberleys zu verzichten. Ende Saison soll die Piste offenbar in einem sehr schlechten Zustand sein (Wellblech), ausserdem hat es vor ein paar Tagen zum ersten Mal geregnet, so dass Tracks in die schönen Schluchten bereits alle geschlossen sind, und nur noch die Hauptpiste befahren werden kann. Ausserdem ist es uns einfach zu heiss, um diese Gegend ausgiebig zu besichtigen. Dazu müsste man im Winterhalbjahr herkommen. Auch die Bungle Bungles sind im Moment nicht erreichbar, weil die Strasse dorthin wegen Regen für ein paar Tage zu ist. Wenn auf den nassen Schotterpisten gefahren wird, macht das die Strasse sehr schnell unpassierbar und muss neu flachgewalzt werden. Deshalb werden sie jeweils gesperrt.
Im Don Don Roadhouse machen wir einen Halt. Es ist ein sehr gepflegtes Roadhouse mit Tischdecken und hübscher Dekoration. Während wir uns verpflegen, können wir zusehen, wie zwei Polizeibeamte einem jungen Mann die theoretische Fahrprüfung abnehmen. Dazu haben sie sogar eine Tafel zur Kontrolle der Sehfähigkeit mit dabei. Auf dem Fragebogen wird der junge Aborigine wohl auch wichtige Fragen zu Kreisverkehr oder Ampeln beantworten müssen, Dinge die er hier im Outback nie zu Gesicht bekommt. Später wird er wohl noch ein paar Minuten auf der schnurgeraden beinahe verkehrsfreien Strasse fahren müssen. Und vor dem Roadhouse sind keine Parkplätze aufgezeichnet, so dass das Parken auch nicht allzu schwierig werden dürfte.
Die Landschaft ist sehr schön, mit interessanten Felsformationen und immer wieder wechselnder Vegetation. Es hat viele, zum Teil mächtige Baobab. Das sind diese Bäume, die aussehen, als hätte sie jemand samt Wurzeln aus dem Boden gerissen und verkehrt rum wieder eingepflanzt.
Wegen der Hitze gewöhnen wir uns daran, früh zu Bett zu gehen und mit der Sonne aufstehen. Nachdem es um halb sechs stockdunkel ist, verschwinden wir um acht Uhr im Bett und stehen um fünf Uhr auf. Über Halls Creek und Fitzroy fahren wir in die Geiki Gorge. Wir laufen zum Fluss und wollen eigentlich eine Bootstour machen, wie es in unserem Reiseführer empfohlen wird. Daraus wird jedoch nichts, weil niemand hier ist, der uns so etwas anbieten könnte. Wir befinden uns eindeutig zur falschen Saison hier im Norden. Kein Wunder, bei der Hitze ist man nicht zu viel fähig, da hätten sich wohl nicht mal die Salties (Krokodile) an die Wasseroberfläche bemüht.
Derby liegt am Meer. Deshalb kommt hier zur Hitze wieder die Feuchtigkeit, so dass wir dauernd nass sind. Alle anderen auf dem Campingplatz haben eine motorunabhängige Klimaanlage, so dass zum Neid noch der Lärm kommt. Das Abendessen nehmen wir gediegen bei Sonnenuntergang im Wharf Restaurant ein. Es schmeckt vorzüglich, und nachdem wir uns mit Autan besprüht haben, lassen uns auch die Bremsen in Ruhe.
Auf Broome haben wir uns besonders gefreut. Es ist ein kleines Touristenstädtchen am Meer, mit vielen Kneipen, schönem Strand und toller Atmosphäre. Nur sind wir auch hier ein, zwei Monate zu spät dran. Die Campingplätze sind fast leer, am Strand ist es tagsüber viel zu heiss, dafür läuft am Swimmingpool ziemlich viel. Hier sehen wir auch wieder ein paar bekannte Gesichter von Reisenden, die wohl die gleiche Strecke fahren wie wir und auch zur gleichen Zeit in Kathrine oder bei den Litchfield Pools waren.
Weiter fahren wir über den 80 Mile Beach nach Port Hedland. Port Hedland ist braun – alles hier ist braun: die Strassen, die Häuser, die Fahrzeuge, die Strassenschilder. Die Farbe kommt vom Staub des Eisenerzes, das hier per Bahn, auf gezählten 107 Wagen pro Zug, ankommt und im Hafen auf Schiffe verladen wird. Und der Hafen befindet sich mitten in der Stadt. Wir kaufen ein und verlassen die Stadt schnellstmöglich wieder. Karratha ist auch eine Industriestadt: Vor der Küste wird Öl und Gas gefördert. Wir befinden uns hier in einer häufig von Wirbelstürmen heimgesuchten Gegend. Das merken wir auf dem Campingplatz, wo es auf jeder Parzelle mächtige, in Beton eingegossene Metallhaken hat, damit man bei Sturm den Wohnwagen festzurren kann. Jetzt hat es nur ein leichtes Lüftlein, das uns eine angenehm kühle Nacht schenkt.
In Exmouth machen wir mal wieder ein paar Tage Pause. Es gefällt uns hier. Wir finden ein gutes italienisches Restaurant, und die klimatischen Bedingungen sind optimal. Obschon die lokale Bevölkerung über die Hitze klagt, finden wir die nicht mal 40° C tagsüber angenehm. Und nachts kühlt es auf etwa 26° C runter, so dass wir zum schlafen bereits die Fenster schliessen müssen. Wir geniessen die Landschaft des schönen Cape Range Nationalparks und gehen abends auf Schildkrötensuche. Die grossen Schildkröten kommen an den Strand, um ihre Eier im Sand zu vergraben.
Nach einem kurzen Abstecher nach Coral Bay, wo uns das Wasser zum Schnorcheln viel zu kalt ist, fahren wir weiter südwärts. Kurz vor Carnarvon sehen wir ein Schild „Blowholes 59 km“. Wir rechnen schnell aus, ob noch genug Diesel im Tank ist und biegen rechts ab. Im Reiseführer steht nichts davon, aber wenn schon ein Schild an der Strasse steht, muss es doch was sein. Die Strecke dorthin ist auf jeden Fall sehr interessant, mit vielen ausgetrockneten Salzseen. Am Meer angekommen sehen wir riesige Wellen, die an die zerklüftete Küste aufschlagen. Durch vom Wasser ausgefräste Löcher in den Felsen, den sogenannten Blowholes spritzen dann zum Teil riesige Fontänen senkrecht empor. Die Wucht des Meeres ist eindrücklich – ebenso wie die Geräuschkulisse. Die Fahrt hat sich auf jeden Fall gelohnt!
In Carnarvon hat es plötzlich Landwirtschaft. Es sind Fruchtplantagen: Mango, Avocado und vor allem Bananen. Hier kosten sie auch nur halb soviel wie bisher, weiter im Norden. Aber immer noch über A$ 6/kg. Später erfahren wir, dass letztes Jahr an der Ostküste, ein Wirbelsturm einen Grossteil der Bananenplantagen zerstört hat, so dass die Preise in astronomische Höhen gestiegen sind.
Am Shark Bay besuchen wir das Monkey Mia Resort. Abgesehen von der bezaubernden Landschaft gibt es hier viele Delphine. Ein paar davon kommen morgens jeweils ganz nahe an den Strand, und man kann sie dann gut beobachten. Nach einem interessanten Vortrag von einer Parkrangerin werden die Delphine mit jeweils einem Fisch gefüttert. Das macht uns auch hungrig, und wir verziehen uns zurück auf den Campground zum frühstücken.
Auf dem Weg weiter südwärts sehen wir beidseits der Strasse nur noch einen schmalen Busch- und Baumbewuchs, dahinter ist alles offen und kahl. Zuerst denken wir, dass die Gegend völlig abgeweidet ist. Aber nein, wir befinden uns bereits im sogenannten Wheat Belt. Die Weizenfelder sind abgeerntet, ein paar auch schon gepflügt.
In Kalbarri machen wir ein paar Tage Halt. Das kleine Städtchen liegt schön an der Flussmündung, es hat einen exzellenten Campingplatz, gutes Essen und kühles Bier. Wir machen kleine Wanderungen zu den Aussichtspunkten des Kalbarri Nationalparks.
Geraldton ist mal wieder eine grössere Stadt. Hier decken wir uns wieder mit allem Nötigen und Nützlichen ein. Wie zum Beispiel mit zwei Vierkanthölzer, die wir zum Abstützen des Bettes brauchen. So können wir verhindern, dass das Bett durchhängt und uns immer in die Mitte rollen lässt.
65 km südlich, in Dongara, genehmigen wir uns ein zweites Frühstück auf der Terrasse eines Cafés. Wir geniessen die gemütliche Atmosphäre und den feinen Cappuccino, als eine Frau uns anspricht und wissen will, ob uns der Camper auf dem Parkplatz gehöre. Wir hätten einen Platten, klärt sie uns auf. Ja, tatsächlich, hinten rechts ist`s flach. Und bereits steht eine zweite Frau dort, die gerade einen Zettel unter den Scheibenwischer klemmt, damit wir ja nicht mit einem flachen Reifen davon fahren.
Die Luft ist total entwichen. Um zum 100 m entfernten Reifenflicker zu fahren, müssen wir entweder Rad wechseln oder mit dem 12 Volt Kompressor den Platten aufpumpen. Wir entscheiden uns natürlich für die zweite Variante, schon nur um zu wissen, ob der Kompressor auch wirklich funktioniert. Ja, es klappt. Aber der Reifenflicker hat kein Interesse, den Schaden zu beheben. Vielleicht könne er sich am Nachmittag darum kümmern, sagt er uns, aber versprechen könne er nichts. Seine Monopolstellung scheint der Typ ganz schön auszunutzen. Aber nicht mit uns. Wir machen nun doch den Radwechsel und fahren die 65 km zurück nach Geraldton, wo wir das Rad beim grossen Bridgestone Centre abgeben und nach dem Mittagessen prompt wieder geflickt holen können. Weil an den hinteren Räder die Reifen weniger Profil aufweisen, lassen wie sie gleich noch mit den vorderen tauschen.
Wieder unterwegs auf der Strecke nach Dongara. Mittlerweile kennen wir sie so gut wie jene von zu Hause nach Aarberg: Da ist das neue teure Wohnquartier, die bewachsenen Dünen, das Historic Settlement, das Museum (eigentlich ein Friedhof für Landwirtschaftsgeräte) und die vom Wind auf den Boden gedrückten Bäume. In Dongara machen wir diesmal vorsichtshalber in einem anderen Café Halt. Vor dem Coffee Tree Café sitzen wir unter einem riesigen Kaffeebaum.
Danach fahren wir an der Küste entlang. In Leeman kaufen wir in einem kleinen Lokal ein Curried Egg Roll, das wir gleich draussen essen. Es schmeckt so gut, dass Albi gleich nochmals rein geht und das angepriesene Cray Roll (Hummerbrötchen) kauft. Wir stecken es in den Kühlschrank und verspeisen es später im wunderschönen Nambung NP. In diesem, auch Pinnacles Desert genannten Park fahren wir den Pinnacles Loop gleich zweimal und halten immer wieder an, um die bizarren Gesteinsformationen genauer anzuschauen und zu fotografieren.
Kurz vor Perth befindet sich Guilderton. Einmalig schön liegt es an der Mündung des Moore Rivers, dessen braunes aber klares Wasser durch eine strahlend weisse Sandbank vom leuchtend blauen Meer getrennt wird. Etwas getrübt wird das Idyll durch den starken Wind. Dadurch sitzen wir die meiste Zeit im Auto, und zum Sonnenuntergang am Strand ziehen wir die dicken Faserpelzjacken an.
Perth an einem Samstag: Das bedeutet endloser Verkehr in der Agglomeration. Jeder geht einkaufen; so auch wir. In einem der zahllosen Einkaufszentren kümmern wir uns zuerst ums leibliche Wohl. Nach einer feinen Nudelsuppe mit Prawns und Char Siew füllen wir unsere Lebensmittelvorräte auf. Ausserdem kaufen wir eine warme Decke, damit wir nicht wieder wie letzte Nacht frieren müssen. Noch vor zwei Wochen hätte uns schon nur der Gedanken an eine Daunendecke den Schweiss aus den Poren getrieben.
Zum Abendessen fahren wir, wie viele Einheimische auch, nach Northbridge, wo wir mit Müh und Not einen Parkplatz finden. Im Maya Masala verspeisen wir ein wunderbares südindisches Thali und schlendern anschliessend durch das mit Restaurants und Bars nur so vollgestopfte Quartier. Sogar wir Nicht-Stadtmenschen geniessen den Trubel eines Samstagabends in Perth.
Zum Frühstück fährt man an einem Sonntagmorgen natürlich an den sogenannten Cappuccino-Strip im Hafenstädtchen Fremantle. Hier steht ein Café neben dem anderen, und man geniesst eine Stunde oder auch zwei bei einem ausgedehnten Frühstück. So gestärkt, machen wir uns auf, einen Bogen durch den äussersten Südwesten zu fahren. Wir wollen diese touristische Gegend noch vor den grossen Sommerferien bereisen. Wer weiss, ob wir dann, wenn halb Australien unterwegs ist, jeweils einen freien Campingplatz finden würden.
Die Ortschaften liegen hier vergleichsweise dicht beieinander. Wir besuchen gleich mehrere am selben Tag: Das weihnächtlich geschmückte Bunburry, Busselton mit der längsten Holzjetty der Welt (knapp 2km), worauf wir leider nicht aufs Meer laufen können. Hier ist ein Ironman Triathlon im Gang, und die Zuschauer haben keinen Zugang. Südlich vom schmucken Margareth River fahren wir in den Leeuwin Nationalpark, wo wir uns unter den riesen Bäumen niederlassen. Der Campingplatz ist sehr weiträumig, so dass wir von den paar anderen Campern nichts merken. Nach dem Essen spazieren wir noch lange durch den schönen Park. Dadurch verpassen wir auch den Parkangestellten, der die Campinggebühr einkassieren wollte. So klopft er uns morgens um acht aus dem Schlaf.
Wir fahren durch ausgedehnte Wälder, wo auch die grossen Karri und Jarri Bäume wachsen. Es sind, wie fast alle Bäume Australiens, Eukalyptusbäume. Die höchsten dieser Bäume wurden früher als Feuerwachtürme gebraucht, und heute dürfen Touristen auf manche hochklettern. Ich schaffe es 8 Meter hoch, bevor ich umkehre. Die Höhe ist mir noch nie gut bekommen. Albi klettert etwa auf die Hälfte des Baumes, dann ist es auch ihm hoch genug. Dafür spazieren wir im Valley of the Giants auf 40 m über dem Boden durch den Wald. Hier in der Nähe von Walpole befindet sich ein Treetop Walk; ein im Wind wankendes Stahlgerüst, auf dem man von einer Baumkrone zur Nächsten laufen kann. Dabei sieht man alles ganz anders als vom Boden aus. Hier haben wir zum ersten Mal Vögel von oben beim Fliegen beobachtet.
Im Shannon Nationalpark fahren wir gerade rechtzeitig auf den Campingplatz, um in den Genuss einer heissen Dusche zu kommen. Der Platzwart hatte vor einer Stunde unter dem Heisswasserboiler ein schönes Holzfeuer gelegt, so dass wir uns an diesem eher kühlen Spätnachmittag nun richtig gut aufwärmen können. Nach dem Essen laufen wir noch durch den Park und entdecken auf einer Lichtung viele Känguruhs. Zwei Männchen sind gerade am kämpfen. Dabei halten sie sich mit den Vorderbeinen wie in einer Umarmung fest und halten die Köpfe soweit wie möglich nach hinten, damit sie von den kräftigen Stössen der Hinterbeine verschont bleiben. Der Rest der Herde grast friedlich um sie herum. Dann, nach etwa einer Viertelstunde, reicht es ihnen; sie lassen einander los und beginnen zu futtern.
Weils unter den grossen Bäumen gar nicht so richtig hell werden will, schlafen wir bis nach zehn Uhr und sind natürlich nun die einzigen auf dem Platz. Während des Frühstücks besucht uns ein kleiner Vogel. Er sieht aus wie eine dunkle Meise mit leuchtend roter Brust. Immer wieder greift er den Rückspiegel unseres Bushcampers an. Ein paar Sekunden lang flattert er mit dem Schnabel hackend vor seinem Spiegelbild, dann setzt er sich auf den Spiegel, nur um kurze Zeit später erneut den imaginären Rivalen anzugreifen. Wir beeilen uns mit dem Frühstück, damit wir ihn von seinem Stress erlösen können.
Unser nächstes Etappenziel heisst Albany. Hier können wir allerlei Sachen erledigen: Grosse Wäsche machen, Bücher tauschen, Haare schneiden lassen, Internetcafé aufsuchen, einkaufen, gut essen gehen, mit anderen Reisenden plaudern und den solargeheizten Swimmingpool und den heissen Whirlpool geniessen.
Über einen kleinen aber feinen Abstecher ins Landesinnere, in die Stirling Range mit einem wunderschönen 50 km langen Tourist Drive, kommen wir nach Esperance, einem Ort mit tollen Stränden und vielen Surfern. Uns ist das Wasser so früh im Sommer und so weit im Süden viel zu kalt zum Baden. Ausserdem bläst speziell am Nachmittag ein starker und auch kühler Wind, so dass wir uns aufs Sightseeing am Surferstrand beschränken.
Der starke Wind behindert auch die Löscharbeiten der vielen Buschbrände, die in der Gegend wüten. Die meisten Nationalparks um Esperance sind deswegen geschlossen, nur der Cape Le Grand ist teilweise zugänglich. Wir machen uns auf den Weg dorthin und werden nicht enttäuscht: Die Küste hier ist wirklich sehr schön. Wir machen es uns an der Lucky Bay gemütlich und spazieren später der Küste entlang und wieder zurück. Abends gibt es ein Unterhaltungsangebot in Form eines jungen italienischen Paares. Zum Kochen räumen sie ihren ganzen Wagen aus, so dass sowohl der Tisch wie auch die Bänke mit Kisten, Plastiksäcken, Geschirr, Kochutensilien und Lebensmittel total belegt sind. Da freut sich eine Känguruhfamilie: Während sich die Mutter mit Jungem etwas im Hintergrund hält, versucht der Vater, guter Ernährer, der er ist, an die Lebensmittel heranzukommen. Dieses grosse und freche Tier auf Distanz zu halten, und gleichzeitig zu kochen, erfordert volle Leistung. Die zwei Italiener sind jedoch selber schuld, denn zuerst haben sie die Tiere noch gefüttert, und erst als es dann ums Kochen ging, wurden sie ihnen lästig.
Auf dem Weg nach Norseman fahren wir durch ein grosses Gebiet mit riesigen Weizenfeldern. Hier hat es Heuschreckenschwärme. Weil die den Autos nicht ausweichen, klatschen sie in die Fahrzeuge, so dass nach kurzer Zeit alles von oben bis unten voller Heuschreckenleichen und klebrigen Überresten ist. Wie die meisten Einheimischen, montieren auch wir ein Mückennetz am Bullbar vor dem Kühlergrill. So verhindern wir, dass der Kühler verklebt.
Zwischen Norseman und Hyden gibt es eine 300 km lange Piste, die uns von der freundlichen Dame vom Norseman Information Centre empfohlen wird. Wir fahren los, und sind schon bald positiv überrascht: Es hat kaum Verkehr, und die Gegend ist sehr schön. Es hat grosse Wälder, die man von der Hauptstrasse aus nicht mal erahnen kann. Dazu kommen vom gestrigen Regen gefüllte Seen, aber natürlich hat es auch viel Fauna. Vor allem die Fliegen machen sich bemerkbar. Kaum steigen wir aus, überfallen sie uns und sind hartnäckig wie selten. Also zücken wir unsere Abwehrwaffen in Form von Netzen, die wir uns über die Hüte hängen und unten am Hals zubinden. Das sieht zwar irgendwie bekloppt aus, ist aber genial.
Irgendwo unterwegs am Disappointment Rock entdecken wir zwei Redback Spinnen. Das sind die gefürchteten Giftspinnen, die immer wieder für Todesfälle sorgen. Sie ziehen sich gerne unter die Klobrille zurück, um dann im unpassendsten Moment den Sitzenden in den Hintern zu beissen.
Der Wave Rock in Hyden ist ein riesiger Granitfelsen, der durch seine Form und Maserung wie eine mehrere Meter hohe versteinerte Welle aussieht. Nachdem wir ein paar Surferfotos geschossen haben, steuern wir erneut Perth an. Wir erreichen den International Tourist Park am frühen Abend, und es ist immer noch glühend heiss. Wir haben vor ein paar Tagen in der Zeitung gelesen, dass an diesem Wochenende in Perth Testspiele für die Ashes (irgendein Crickettournier) stattfinden. Deshalb haben wir vorsorglich reserviert. Zum Glück, denn der Campingplatz ist ab morgen restlos ausgebucht. Auf unsere scheue Frage, ob der reservierte Site ein wenig Schatten habe, schaut die Empfangsdame im Computer nach und meint, eher nicht. Nach einem Blick auf unseren bescheidenen Bushcamper und zwei, drei weiteren Minuten am Computer weist sie uns einen Platz zu. Dort angekommen, stellen wir fest, dass unser Plätzchen eine schattige Oase unter drei riesigen Bäumen ist; und das auf einem schon fast vollen Campingplatz. Unter neidischen Blicken der Nachbarn richten wir uns ein und gehen dann nochmals auf die Rezeption, um uns für den schönen Platz zu bedanken. Die Empfangsdame strahlt und meint, das hätten wir uns mit unserer Freundlichkeit verdient.
In den nächsten paar Tagen verbringen wir die freie Zeit bei 40° C im Schatten, während unser deutscher Nachbar sauer von seinem sonnigen Platz rüber schaut. Offenbar hatte er, bevor wir eintrafen, verlangt, den Platz zu wechseln – jedoch ohne Erfolg. Da hatte es wohl bei der Freundlichkeit gehapert.
Wir bringen das Fahrzeug in den Service, kaufen ein, essen gut, und sogar Arbeit muss sein: Albi holt das Laptop hervor und macht für einen Kunden ein paar Programmänderungen. Remote Zugang sei Dank! Den Abend lassen wir jeweils richtig einheimisch mit einem Stubbie (kleine Bierflasche) in der Hand ausklingen.
Irgendwann ist genug gefaulenzt. Wir packen zusammen und machen uns wieder auf den Weg. Wir fahren eine Schleife durch das Goldgräbergebiet. Es hat verarmte Orte oder Ruinenstädte, wo nur noch der Wind durch die Überreste pfeift. Erst in Kalgoorlie sieht es wieder danach aus, als würden die Menschen hier leben und nicht nur überleben. Hier wird immer noch Gold abgebaut. Wo früher Tausende ihren eigenen Minenschacht in die Erde gebaut hatten, wird die löchrige Gegend nun in der Open Pit Mine abgetragen. Wir stehen am Aussichtspunkt, wo man die riesige Mine überblicken kann und benötigen den Feldstecher, um den grossen Maschinen zuschauen zu können. Voll beladen (knapp 400 Tonnen) fahren die Lastwagen vom Grubenboden im Zickzack den Rand hoch. Der Lärm ist enorm, und immer wieder bringt der Wind grosse Staubwolken zu uns hoch.
Heute ist der 23. Dezember. Wären wir morgen hier angekommen, hätten wir nicht viel gesehen und wären nur vor einem riesigen Loch gestanden. Denn vom 24. an ist alles zu hier in Kalgoorlie. Die Grube, das Tourist Office, die Restaurants und Pubs, einfach alles schliesst für drei Tage. Was dann die vielen Touristen machen, wissen wir nicht; wollen wir nicht wissen, weil wir schon wieder auf der Weiterreise sind.
Die Strasse durch den Nullarbor verläuft über Hunderte von Kilometern durch einsames, ödes Gebiet. So alle 200 km hat es ein Roadhouse, und ab und zu kommt einem ein Auto oder einer der über 50 m langen Lastwagen entgegen. Wegen der LKWs hat es auch sehr viele Kangaroo-Leichen. Kein Lastwagenfahrer macht wegen ihnen Anstalten, sein schweres Gefährt anzuhalten. Die mächtigen Bullbars, die vor den Kühlern montiert sind, sollen eine Kuh aushalten können, da merkt man ein Kangaroo wohl kaum.
Am Head of Bight haben wir einen schönen Ausblick auf die Steilküste und das Meer. Wir halten jedoch vergebens Ausschau nach Walen. In Penong, der ersten Ortschaft nach mehr als zwei Tagen Fahrt, machen wir einen Abstecher an die Cactus Beach. Zuerst auf einer Gravel Road, dann auf einer Strasse aus festgepresstem Salz. Es fährt sich wunderbar auf diesem weissen Band, wo manche Fahrer richtig schöne „Schwarze“ liegengelassen haben. Der Strand ist total von Surfern eingenommen.
Über Ceduna und Streaky Bay erreichen wir Minippa, wo wir ein Strässchen zum Pildappa Rock nehmen. In sehr schöner und absolut ruhiger Umgebung geniessen wir den Nachmittag und die Nacht.
In den folgenden Ortschaften versuchen wir vergebens, ein SMS zu verschicken – kein Empfang! Es sieht eh aus, als wären die Orte am Aussterben. Erst in Port Augusta hat es wieder Empfang. Sonst jedoch kann die Stadt nicht sehr viel bieten: kein Internetcafé, niemand, der uns am Dach ein paar Popnieten ersetzen kann, kulinarisch gibt es nur bares Minimum, und der Big4 Campingplatz ist lausig. Dafür lernen wir Regula und Ruedi aus St. Gallen kennen, mit denen wir bei mehreren Gläsern Wein bis spät in die Nacht plaudern.
Nördlich von Port Augusta ist alles staubig, so dass man die Flinders Range erst sieht, wenn man praktisch davor steht. Die Gegend scheint überweidet und völlig ausgetrocknet zu sein. Auf den riesigen staubigen Flächen wirbelt der starke Wind kleine Sandstürme auf und nebelt alles zu. Erst im Nationalpark ist die Sicht wieder ziemlich normal. Wir geniessen es, unter den Bäumen zu campieren. Es ist schon lange her, seit wir so viele Bäume gesehen haben. Abends hat es sehr viele Kangaroos, und wir sehen Fledermäuse und sogar eine jagende Eule.
Nachdem wir durch die schöne Bunyeroo Gorge gefahren sind, erreichen wir wieder eine Teerstrasse, der wir bis Lyndurst folgen. Ab hier ist jedoch fertig mit Teer. Der nun folgende Oodnadatta Track war früher ein wichtiger Verkehrsweg. Hier ist das westliche Ende des Great Artesian Basin, dem weltgrössten Grundwassersee. Die in regelmässigen Abständen gebohrten Wasserlöcher waren für das Überleben in diesem trockenen Gebiet sehr wichtig. Erst dadurch konnte die spärlich mit Gras bewachsene Gegend mit Rindern beweidet werden. Auch für die alte Eisenbahnlinie (die Ghanstrecke) waren die Wasserlöcher nötig. In einer dieser gefassten Quellen nehmen wir im 30 Grad warmen Wasser ein erfrischendes Bad. Bei 40 Grad Lufttemperatur ist das angenehm kühlend, und dabei halten wir uns auch die vielen lästigen Fliegen vom Leib, wenn auch nur halsabwärts. Dazu ein Stubbie – was will man mehr?
Mit der Sonne sind die Fliegen verschwunden, dafür erscheinen die Mücken. Kleine heimtückische Viecher, die man erst bemerkt, wenn sie sich schon wie ein Tuch auf die nur leicht bekleidete Haut gelegt haben. Das Resultat von ein paar wenigen unvorsichtigen Sekunden: Über 150 Stiche, Albi nur etwa die Hälfte!
Der Oodnadatta Track ist wenig befahren, weshalb er kaum Wellblech hat, und führt durch schöne Wüstenlandschaft. Wir fahren durch die Anne Creek Station, eine Farm von der Grösse der halben Schweiz, aber sicher mit ein paar Kühen weniger. In Coober Pedy, dem kleinen Wüstenstädtchen, das vom Opalabbau lebt, sind wir bereits wieder vom Oodnadatta Track weg. Heute, Silvester, ist es total ausgestorben (vielleicht auch an anderen Tagen). Zum Glück hat der Grieche geöffnet und serviert uns erstaunlich gute Pizzas im tiefen Schatten der Veranda.
Die Silvesternacht verbringen wir im Marla Roadhouse, am Stuart Highway. Ohne Knallerei oder sonst was, einfach on the road, wie es sich im Outback gehört.
Am ersten Tag des neuen Jahres fahren wir dem Uluru entgegen. Dieser früher auch Ayers Rock genannte Monolith ragt gut sichtbar aus dem umliegenden Buschland hervor. Dort angekommen, müssen wir natürlich gleich eine Runde um diesen Koloss fahren. Und weil’s so schön war, aber auch, weil die Sicht eine andere ist, umkreisen wir ihn gleich noch mal in die andere Richtung. Im Licht des Sonnenaufganges sieht er natürlich noch einmal anders aus und muss entsprechend fotografisch festgehalten werden. Der Uluru ist den Aborigines heilig, und sie wünschen, dass er nicht bestiegen wird. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir diesen Wunsch respektieren, aber offenbar sind wir in der Minderheit. Die meisten Touristen scheinen sich darum einen Dreck zu kümmern. (Aber wehe, es kommen Ausländer in ihr Land und halten sich nicht an deren Tabus!) Heute jedoch dürfen sie nicht hochklettern: Wegen den zu heissen Temperaturen (es werden 43 Grad erwartet) und dem starken Wind bleibt der Aufstieg aus Sicherheitsgründen geschlossen. Wir besuchen noch die Kata Tjutas und machen einen Spaziergang in dieser sehr schönen Gegend, die man eigentlich auf einer ausgedehnten Wanderung geniessen müsste. Aber eben, bei diesen Temperaturen sehen sogar die paar Kamele, denen wir begegnen, ziemlich schlapp aus.
Die Hitze begleitet uns weiter in den Kings Canyon. Dort müssen wir, um nach Hermansburg zu gelangen, ein Permit lösen, weil die Strasse durch Aborigines Land führt. Obschon man nicht von Strasse sprechen darf, nicht einmal hier mitten im Outback. Die 200 km Piste befinden sich in einem katastrophalen Zustand: Offenbar wurde vor einiger Zeit eine breite Strasse gebaut, wo man problemlos 100 km/h fahren konnte, was sicherlich auch jeder tat. Entsprechend hat sich ein so starkes Wellblech gebildet, wie wir es noch nirgends gesehen haben. Dazu kommen die Auswaschungen, die einem daran hindern, die nötige Geschwindigkeit zu erreichen und dann zu halten. Immer wieder ändert sich die Bodenbeschaffenheit, so dass es ein extrem anstrengendes Fahren ist. Der Australier würde einfach mit 80 km/h über die Piste mit ihren grossen scharfen Steinen, um die Kurven und über die ausgewaschenen Bachläufe rasen, ohne Rücksicht aufs Fahrzeug. Das können und wollen wir nicht. Zu unserer eigenen Sicherheit, und weil unser Troopy sonst garantiert sein Dach verliert. Bereits haben sich noch mehr Nieten gelockert.
In Hermansburg erreichen wir die Teerstrasse, verlassen sie jedoch gleich wieder, um einen Abstecher ins Palm Valley zu machen. Wir scheinen die einzigen zu sein in diesem wunderschönen Tal. Für die letzten paar Kilometer nach dem Campingplatz benötigt man ein Geländefahrzeug; über Felsen und durch Sand fahren wir bis ans Ende des Tracks.
Alice Springs: Die Stadt im Zentrum Australiens, die wohl jeder Australienreisende ansteuert. Nach einem feinen Mittagessen verbringen wir fast den gesamten Nachmittag in einer Werkstatt. Ein gebürtiger Finne flickt unser Dach. Zuerst bohrt er die losen Popnieten aus, dann schmiert er eine Art Silikon in den Zwischenraum, und dann versucht er, die neuen Popnieten zu setzen, was jedoch nicht klappt. Zuerst funktioniert die Maschine nicht, also versucht er es von Hand. Aber auch dieses Gerät will nicht, so dass der Chef geholt werden muss. Der stellt erst mal den Kompressor an, und schon funktioniert die Maschine wie geschmiert. Da sieht man’s wieder: ohne Chef läuft nichts! Nur sind leider die Nieten zu kurz. Nach langem Rumsuchen macht er sich auf den Weg in den Hardwareladen, der zum Glück gleich um die Ecke ist. Die eingekauften Nieten halten.
Mittlerweile ist der Boden rund um unser Auto ein grosses Chaos. Es liegen verstreut folgende Sachen rum: Zahlreiche vermurkste Popnieten verschiedener Grössen, Bohrspäne, eine Handpopnietenzange, eine pneumatische Handpopnietenzange mit Schlauch, eine grosse Silikontube halb leer und ohne Deckel, ein Lappen, die Bohrmaschine mit dem Bohrer voller Späne und noch am Stromkabel und etliche neue Zigarettenkippen vom verzweifelten Finnen. Dazu kommt noch all der andere Dreck, der bereits vor unserer Ankunft am Boden lag. Der Blick ins Halbdunkle des Werkstattinnern lässt uns erahnen, dass es dort noch schlimmer ist. Aber wir sind froh, hat sich jemand um unseren Troopy gekümmert, und wir hoffen, dass es hält.
Von Alice aus machen wir einen Abstecher in die West MacDonnell Range. In diesem Gebirgszug hat es schöne Schluchten mit kühlenden Wasserlöcher. Beim Ellery Creek Big Hole ziehen wir unsere Badesachen an und lassen uns mal wieder so richtig runter kühlen. Es ist ebenso befriedigend wie ein Saunagang im tiefsten Winter.
Am Sonntag gibt’s vom Campingplatz für alle Gäste Pancakes serviert, und zwar richtig feine und so viel man essen mag. Mit überfülltem Magen treten wir die Weiterreise an. Die Devils Marbles bieten sich für die nächste Übernachtung geradezu an. Es ist einmalig zuzusehen, wie die runden Felsen das Abendlicht aufnehmen.
Über Tennant Creek, Three Ways, wo wir die Richtung von Nord auf Ost wechseln, Mt. Isa und Normanton erreichen wir die Tablelands. Abrupt beginnen die Tropen. Vor ein paar km bestand die Gegend aus staubigen und trockenen Outback und nun stehen wir am Strassenrand mitten im Tropenwald. Es ist feucht und dunkel unter den hohen Bäumen, und die Zikaden machen einen unglaublichen Lärm. Dass wir noch gleich eins der seltenen Baumkangaroo entdecken, überfordert beinahe unser Wahrnehmungsvermögen. Die weitere Strecke runter nach Cairns ist sehr kurvig, steil und ausserordentlich lärmig. Sogar bei geschlossenen Fenstern dringt der Regenwald in unsere Ohren.
In Cairns quartieren wir uns im Coconut Resort ein und fahren gleich in die Stadt zum Einkaufen und Essen. Zurück auf dem Camping merken wir, dass es viel zu laut ist, um es hier ein paar Tage auszuhalten. Die zwei Strassen, die am Platz entlang führen, haben sehr viel Verkehr, und die Campingplatzbesitzer haben keine Anstalten gemacht, den Lärm mit Schutzzäunen oder dichter Bepflanzung zu mildern. Deshalb begeben wir uns nach einer schlecht geschlafenen Nacht auf die Reception. Dort wird uns die zweite, bereits bezahlte Nacht anstandslos zurückerstattet. Ausserdem erhalten wir den Ratschlag, wir sollen doch auf den Crystal Cascades Big4 gehen, der läge schön ruhig. Nach dem Mittagessen und einem Besuch im Internetcafé fahren wir dorthin. Der Campingplatz liegt sehr schön zwischen den mit Regenwald bewachsenen Hügeln und ist äusserst ruhig. Ausserdem ist er viel gepflegter und angenehmer. Und im Gegensatz zum Coconut Resort hat es keine Sandflies, dafür kommen abends die Fruit Bats (grosse Fledermäuse) und tun sich an den Früchten der vielen Bäume gütlich.
Nach ein paar Tagen Ruhe machen wir einen Abstecher ans Cape Tribulation und nach Cooktown. Auf dem Bloomfieldtrack darf nur mit einem Geländewagen gefahren werden. Aber abgesehen von ein paar Bachdurchfahrten, könnte ich die Strecke mit meinem kleinen Cabrio auf Niederquerschnittfelgen fahren. Einen Geländewagen braucht es dafür definitiv nicht. Die steilen Streckenabschnitte sind teilweise sogar geteert.
Über Kuranda, einem schönen Städtchen im Regenwald hoch über dem Meer, kommen wir wieder nach Cairns, wo wir nach ein paar weiteren ruhigen Tagen Kurs Richtung Süden nehmen. Erster Halt ist Mission Beach. In dieser Gegend lebt das Cassowary, ein riesiger bunter Vogel, der nicht fliegen kann. Da er im Dickicht lebt, bekommen wir ihn nur ganz kurz zu Gesicht: Er taucht völlig überraschend seitwärts aus dem Wald auf und rennt uns beinahe ins Fahrzeug. Nur dank einer Notbremse können wir die Kollision verhindern. Ebenso schnell wie er aufgetaucht ist, verschwindet er wieder.
Townsville scheint eine reiche Stadt zu sein. Alles ist gepflegt, und der riesige Strandpark lässt keine Wünsche offen. Es hat Joggingrouten, viele Spielplätze, natürlich massenhaft Barbies (Grillstellen), einen grossen Salzwasserpool und einen Strandabschnitt, der mit einem Stingernetz gegen die lebensgefährlichen Quallen gesichert ist. Damit kann man trotz der allsommerlichen Quallenplage im Meer baden, sogar nachts, da dieser Teil beleuchtet ist. Wir begnügen uns mit einem Spaziergang und einem Bier im Pub.
Ein paar Dutzend km von der Küste weg, und schon sind wir wieder im Outback. Charter Towers ist ein kleines schmuckes Provinzstädtchen. Die Hauptstrasse ist von stattlichen Geschäftshäusern gesäumt, und zu Zeiten des Goldrausches gab es hier sogar eine Börse.
Die weitere Strecke nach Winton und nach Longreach ist recht eintönig. Wir beklagen uns gerade, wie es hier langweilig ist, kaum Verkehr, alles sehr monoton, da knallt uns ein Vogel ins Auto. Und zwar nicht etwa ein Spatz oder etwas ähnliches, nein es ist ein Bustard (Trappe auf deutsch), ein Riesending von einem Vogel, über ein Meter wird der hoch. Er fliegt uns voll in den Bullbar, wo er neben seinem Leben auch schon einen Grossteil seiner Federn verliert. Auf der Motorhaube kommen seine Eingeweide zu liegen (innert weniger Stunden werden sie dort von der Sonne getrocknet), die Windschutzscheibe wird blutbespritzt, und der Vogel verschwindet übers Dach aus unserem Blickfeld. Eine Riesensauerei an unserem erst kürzlich blitzblank gewaschenen Troopy. Und der arme, dumme Vogel!
Longreach ist ein Kaff nach dem Motto: Reinfahren, eine Runde drehen und schnell wieder weg hier. Lieber die Einsamkeit als das. Gäbe es nicht die Stockmen Hall of Fame. Dieses Museum ist den Siedlern und Kuhfarmern (ein Stockman wäre in Amerika ein Cowboy) gewidmet. Wir erfahren viel Interessantes übers Leben im Outback. Nach ein paar Stunden fahren wir weiter und lassen das zweite Museum des Ortes (wie kommen die zu zwei Museen?) links liegen. Das Qantas Museum interessiert uns nicht.
Es fängt an zu regnen. Während wir in Emerald im Shopping Centre sind, läuft Wasser über die Dachlüftung ins Fahrzeug. Aha, wohl ein Wellblech Opfer. Wir kaufen Silikon und machen uns in Rockhampton an die Arbeit, das Teil wieder zu dichten.
Das lange Wochenende vom Australia Day verbringen wir in der Cania Gorge. Hier ist es wunderschön, absolut ruhig, mit viel Wildlife. Ab jetzt sind die langen Sommerferien der Aussies vorbei, und wir können uns auf halbleere Campingplätze und Nationalparks freuen. Nicht, dass wir bisher Probleme hatten, aber auf dem kommenden Streckenabschnitt wäre es zur Ferienzeit schon eng geworden.
Auf der Hauptstrasse fahren wir südwärts nach Brisbane. Diesen Verkehr sind wir uns nicht mehr gewohnt: Sehr viel und schneller Verkehr, aggressive Fahrweise, eine unglaubliche Hektik. Zwar noch kein Vergleich zur Schweiz, aber nach über zwei Monaten Outback- oder Provinzverkehr ist es doch eine rechte Umstellung. Brisbane besichtigen wir nur oberflächlich, sprich eine Rundfahrt durch die Stadt, ein ausgedehntes Cappuccino-Frühstück und die Entdeckung des grandiosen Lone Star Steak House. Wie wichtig uns die kulinarische Seite unserer Reisen sind, merkt man sicher gut. Und wenn es manchmal nur um die Qualität eines feinen Kaffees geht!
Das südlichste Stück Küste in Queensland ist die Goldcoast. Der Name stammt wohl vom goldfarbenen Sand, man könnte aber auch meinen, es gehe ums Geld. Denn die Goldcoast ist eine Touristenhochburg. Entsprechend ist um den Hauptort Surfers Paradise alles zubetoniert, und diese Menschenmassen! Kaum vorstellbar, wie es hier noch vor ein paar Tagen, vor Ferienende, ausgesehen haben muss. Nach einem Sushi-Essen und Einkauf flüchten wir ins Landesinnere und lassen es uns im Lamington NP gutgehen. Hier auf über 900 m Höhe hat es Regenwald, kühle Nächte, absolute Ruhe, schöne Wanderrouten und viele Vögel. Darunter auch einer, dessen Laut wie ein Peitschenhieb klingt.
Gestärkt von der Natur und vom Essen der O’Reilleys Lodge fahren wir weiter und erreichen in Byron Bay erneut die Küste. Diese Surfer Hochburg ist wieder nicht so unser Ding. Die ganze Stadt wirkt irgendwie heruntergekommen und die Leute unfreundlich. Wieder so ein Ort, den wir recht schnell verlassen. Ballina gefällt uns da schon viel besser. Hier hat es zwar keine trendige Surferszene, dafür einen schönen Campingplatz an der Lagune, viel Platz, freundliche Leute (wie ja fast überall Down Under) und eine schöne Auswahl an Restaurants.
Im Bundjalung NP sitzen wir gemütlich unter den schattigen Bäumen und überlegen, ob es an der Zeit wäre, doch mal im Meer baden zu gehen. Im Südwesten des Landes war es uns ja bekanntlich zu kalt gewesen, und weiter nördlich haben wir uns wegen den giftigen Quallen nicht getraut. Aber hier ist diese Gefahr kaum noch vorhanden, und die Temperaturen stimmen auch. Wir haben angenehme 28 Grad, also ziehen wir uns um, und ab ins Wasser. Es ist auch uns nicht zu kalt, dafür treten wir beinahe auf einen Stachelrochen.
Sydney wir kommen! Nicht mal wir, die Grossstadtmuffel, können diese Stadt links liegen lassen. Im Lane Cove NP Campground beziehen wir Quartier. Schön und ruhig liegt er nur 11 km vom Stadtzentrum entfernt. Mit dem Bus und der Stadtbahn erreichen wir bequem das Zentrum, wo wir die schöne Bucht mit der Harbour Bridge und dem Opera House bestaunen, ins Chinatown essen gehen und im grandiosen, fast hundertjährigen Queen Victoria Einkaufszentrum durch die Gänge flanieren. Während der Troopy im Service ist, machen wir mit der Fähre kleine Kreuzfahrten und merken so, dass der Grossraum Sydney eine schöne Beach neben der anderen hat. Und ja, natürlich setzen wir uns auch an die berühmte Bondi Beach und erledigen unseren Teil in Sachen „sehen und gesehen werden“.
So schön Sydney auch ist: nach ein paar Tagen geht’s für uns wieder weiter, westwärts diesmal in die Blue Mountains. Der blaue Dunst, der über den Bergen liegt, kommt von den ätherischen Dämpfen der Eukalyptuswäldern. Es ist kühl und regnerisch, also genau das richtige Wetter, um in die Hauptstadt Canberra zu fahren. Vom Campingplatz können wir, nachdem wir ihn endlich gefunden haben, nichts Gutes sagen. Auch das italienische Restaurant St. Lucia, wo wir Albis Geburtstag mit einem feinen Essen feiern wollen, entpuppt sich so ganz anders, als im Reiseführer beschrieben. Das Essen ist zwar noch geniessbar, aber der Service ist unter jedem Hund! Insgesamt wären wir mit einer Flasche Wein aus dem Supermarkt und einer Dominos Pizza um vieles glücklicher gewesen.
Am nächsten Tag besichtigen wir das Parlamentsgebäude, wo wir viel über die australische Politik lernen. Sie scheint auch nicht besser zu sein als bei uns! Dann kurven wir im Botschaftsquartier umher. Hier gefällt es uns schon sehr gut: Es hat viele grosse Bäume an den Strassen, die an den architektonischen Prunkstücken vorbeiführen. Die chinesische Botschaft sieht aus wie ein riesiger Tempel, die finnische ist ganz in modernem Stil gebaut, die US-amerikanische, wie es sich gehört, total vergittert, vor der israelischen steht ein grosses Polizeiaufgebot Wache, während man bei anderen Vertretungen ohne Sicherheitsbedenken bis vors Haus fahren kann.
Ab Wagga Wagga fahren wir auf dem Sturt Highway westwärts. Die Gegend wird immer trockener und zusammen mit dem starken Wind, könnte man sich in der Wüste wähnen. Aber nein, hier in diesem Gebiet wird Reisanbau betrieben. Vom Murray River, der immer weniger Wasser Richtung Adelaide bringt, wird ein grosser Teil abgezweigt, damit im staubigen Outback Reis angepflanzt werden kann. Momentan herrscht hier eine Jahrhundertdürre, und da sehen für uns die unter Wasser stehenden grünen Reisfelder voll daneben aus. Das Wasserproblem, bzw. das fehlende Wasser ist auch DAS Hauptthema in den Zeitungen. Immer wieder lesen wir über ein erneutes Autowaschverbot (mit Schlauch, Kübelweise ist noch erlaubt), Gartenbewässerung nur noch zweimal wöchentlich oder die Möglichkeit, Entsalzungsanlagen zu bauen und ähnliches. Dabei merken wir aber gar nicht so viel von Wasser sparen. Wir finden, es wird hier verschwenderischer mit dem Wasser umgegangen als bei uns im Wasserschloss Schweiz. Vielleicht müsste man die Gebührenpolitik ändern.
Auf den Reis folgt der Weizen, und dann kurz vor Mildura beginnt der Fruchtanbau. Wir befinden uns nun in einer sogenannten Fruitfly Exclusion Zone, was soviel heisst, dass die Gegend frei von Fruchtfliegen ist. Wir müssen am Checkpoint unsere Früchte abgeben, bzw. aufessen, bevor wir weiterfahren. In Mildura, dem Hauptort dieses Fruchtgebietes, entdecken wir dann an den Früchten im Supermarkt massenhaft Fruchtfliegen.
Im NSW NP Office sehen wir ein Bild vom Mungo Nationalpark. Sieht hübsch aus! Also nehmen wir die Piste unter die Räder und besichtigen diesen abgelegenen und einsamen NP. Die ganze Zeit sehen wir keine Menschenseele. Der Park mit seiner 33 km langen Düne, der sogenannten Walls of China, ist wirklich sehenswert. Durch die aufziehenden Gewitterwolken entstehen so schöne Farbkombinationen, dass man sich wünscht, malen zu können. Wir begnügen uns mit Fotografieren. Dann machen wir uns schleunigst wieder auf den Weg. Bei Nässe sind die Pisten unpassierbar und werden gesperrt, damit der Belag nicht beschädigt wird. Wer weiss, wie lange wir dann hier im Nichts festsitzen würden. Auf der Karte rechnen wir uns aus, wie wir am schnellsten auf eine Teerstrasse kommen. Wir sehen drei, vier Gewitterzentren und fahren recht lange genau zwischen zwei Fronten. Aber dann ändert die Piste die Richtung, und wir kommen voll in den Regen. Die letzten km fahren wir dann auf schon recht weichem Untergrund. Aber zum Glück sind wir noch gefahren, denn die nächsten paar Tage hält dieses Wetter an, und wir wären definitiv einsam im Park festgesessen.
Auf dem Silvercity Highway fahren wir nach Broken Hill. Unterwegs halten wir beim Coombah Roadhouse und wollen zuerst auf die Toilette. Doch dort hängt ein Vorhängeschloss und ein Schild: nur für Kunden. So etwas ist uns in ganz Australien noch nie passiert! Wir haben bisher in jedem noch so kleinen Kaff und bei jedem Roadhouse ein öffentliches und unentgeltliches WC gefunden. Immer mit Papier, immer recht sauber und meistens mit Seife und zum Teil auch mit Papier fürs Hände trocknen. Und nun das! Eigentlich wollten wir in diesem Roadhouse etwas essen, aber bei soviel Unfreundlichkeit den Reisenden gegenüber lassen wir es sein.
Nach einer Nacht in Broken Hills fahren wir durch schöne Wüstenlandschaft ins Barossa Valley. In diesem schmucken Weinstädtchen lassen wir uns für ein paar Tage nieder. Wir machen kleine Ausflüge in die Umgebung, besuchen Weingute und wollen einer Working Sheepdog Performance zusehen. Leider sind den Hunden die Temperaturen mit über 40° C zu hoch, so dass wir darauf verzichten müssen. Dafür geniessen wir das feine Essen und den guten Wein dazu. Im Restaurant bekommen wir den Rotwein in Raumtemperatur serviert, was natürlich bei auf vielleicht 28° C heruntergekühlten Räumen viel zu warm ist. Aber wenn der Wein auch so noch gut schmeckt, muss er auch gut sein!
In den Nächten kühlt es fast nicht ab, so dass wir unser Fliegenzelt aufstellen und draussen schlafen. Nur kann man dann nicht so lange schlafen, weil uns die Magpies schon lange bevor es hell wird ihr Lied in die Ohren flöten. Etwas steif im Rücken und nicht ganz ausgeschlafen, schleppen wir uns jeweils zuerst unter die Dusche; erst dann fühlen wir uns wieder normal.
Adelaide, die Hauptstadt von der Provinz South Australia, können wir bequem per Auto besichtigen. Dadurch, dass Sonntag ist, hat es wenig Verkehr, freie Parkplätze. Wir schaffen es immer wieder, die grossen Städte an einem Sonntag anzusteuern und auf diese faule Art eine Stadtbesichtigung zu machen. Viele Leute haben eine Stadt erst gesehen, wenn sie mehrere Tage zu Fuss von einem Museum zur nächsten Kirche gelaufen sind. Uns genügen häufig ein paar Stunden durchs Zentrum zu fahren, bei jedem Rotlicht den Blick schweifen zu lassen, ab und zu mal anzuhalten, auch mal aussteigen, etwas trinken oder essen gehen. Natürlich gibt es viele Städte, die wir dann später auch gerne ausgiebiger besichtigen wollen, aber das muss für uns nicht überall sein.
Wir entdecken auch wieder ein ausgezeichnetes asiatisches Restaurant. Es wird malaysisch gekocht und zwar sehr gut: Nach einem Nasi Lemak und einem Hainanese Chicken Rice sind wir rundum glücklich.
Südlich von Adelaide fahren wir durch die hügelige und sehr trockene Fleurieu Penninsula. In Port Elliot bleiben wir auf dem tollen und super gelegenen Big4 Campground. Unter schattigen Bäumen machen wir wieder mal Haushalt (alles durchlüften, waschen, putzen) und liegen auf der faulen Haut. Feine Fish and Chips gibt’s im nahe gelegenen Victor Harbour.
Die Gegend im Bereich der Mündung des Murray Rivers ist einsam und nicht besonders sehenswert. Es führt keine Strasse der Küste entlang, im Gegenteil: Um den Fluss zu queren, fahren wir weit ins Landesinnere, wo sich der erste Fährübergang befindet.
Bei Mt. Gamier liegt ein kleiner Kratersee, der im November innert ein paar Tagen von gräulich zu knallblau wird, und dann im April seine Farbe erneut langsam verliert. Man weiss nicht sicher, weshalb das so ist. Wir erfreuen uns einfach am unwirklich scheinenden Blau des Sees.
Bereits in Victoria befindet sich der Grampians NP. Wir verbringen mehrere Tage hier in diesem Nationalpark. Im Touristenörtchen Halls Gap können wir uns jeweils entweder mit Food oder mit Unterlagen aus dem Parkbüro versorgen. Ansonsten fahren und wandern wir durch die traumhaft schöne Landschaft. Von den Aussichtspunkten sieht man bis weit übers Land. Die meisten Touristen hier sind Einheimische. Daran sieht man, dass Australien so viel zu bieten hat, dass der ausländische Tourist zum Glück gar nie alle schönen Orte besichtigen kann. So kann man später wieder kommen, im Wissen, dass noch viel Neues auf einen wartet.
Wieder an der Küste beginnt dann ab Warrnambool die Great Ocean Road, eines der Highlights des Kontinents. Und sie ist wirklich einmalig! Es hat immer wieder schöne Aussichtspunkte, wo man die steil abfallende Küste mit den aus dem stürmischen Meer herausragenden Felsen bewundern kann. Als wir nach unzähligen solchen Stopps bei den bekannten 12 Aposteln (wovon nicht mehr alle stehen) ankommen, können wir uns gar nicht mehr so begeistern. Felsen halt!
Aber Touristen hat es hier, das glaubt man kaum. Mindestens jedes zweite Fahrzeug ist ein Mietwagen. Es herrscht ein Gedränge und Gehetze. Da verziehen wir uns gerne in den Otways Nationalpark. Hier auf den grossen Eukalyptusbäumen entdecken wir dann auch unsere ersten Koalas. Schon lange haben wir uns darauf gefreut, die putzigen Tiere zu sehen. Obschon es nicht wirklich viel zu sehen gibt. Die meiste Zeit ihres Lebens verschlafen sie, so dass die einzige Bewegung, die wir wahrnehmen, ein ganz leichtes Drehen des Kopfes und ein Augenblinzeln ist. Bei den anderen Koalas ist gar keine Regung zu entdecken.
Über den Verkehr von Melbourne haben wir nicht viel Gutes gehört. Weil wir im Moment eh keine Lust auf eine Grossstadt haben, machen wir einen weiten Bogen drum. Mit der Fähre von Queenscliff nach Sorrento umfahren wir die Metropole elegant im Süden.
In Bairnsdale verlassen wir die Küste und fahren in die sogenannten Alpine Mountains. Über Bright, Mt. Beauty, Tallangatta und Corryong kommen wir in den Kosciuszko Nationalpark. Auf steiler Strasse erreichen wir Thredbo, der wohl bekannteste Skiort im Land. Die Ortschaft ist recht schön, was in Wintersportgebieten in vielen Ländern ja ganz und gar nicht der Fall ist. Wir essen etwas und spazieren durchs Dorf. Aber zu sehen gibt’s eigentlich nichts, und die meisten Geschäfte sind auch geschlossen, obschon es recht viele Touristen hat.
Wieder zurück am Meer fahren wir von Nationalpark zu Nationalpark. Ein Grossteil des Küstengebietes ist geschützt, so dass wir immer schöne Übernachtungsplätze finden. Im Boundra NP machen wir mit einer neuen Vogelart Bekanntschaft. Die Bellbirds sind im Geäst der hohen Bäume kaum zu sehen, dafür hören wir sie. Laut sind sie zwar nicht, aber ungewohnt: Ihr Ruf ist ein kurzer einsilbiger Ton, der ziemlich durchdringend ist. Von überall her und unablässig wird gepfiffen. Zuerst ist es interessant, dann fängt es an zu stören, und nach einer Stunde ist es wie mit dem Meeresrauschen: Man gewöhnt sich daran und hört es kaum mehr. Erst nachts wird es richtig ruhig.
Natürlich machen wir auch einen Abstecher an die bekannte Pebbly Beach. Hier finden wir nebst schöner Natur auch ganz viele Kangaroos, die vor allem gegen Abend zum Grasen raus kommen.
Am heutigen kühlen und regnerischen Tag können wir den Fitzroy Wasserfall nicht in seiner vollen Grösse bewundern. Das Wasser fällt ins weisse Nichts und verschwindet irgendwo im Nebel. Es sieht richtiggehend mystisch aus. Als wir tags darauf bei Sonnenschein noch einmal vorbei schauen, sehen wir zwar mehr vom Wasserfall, aber eindrücklicher war er eindeutig im Nebel.
Eine weitere Fahrt durch die Blue Mountains folgt, dann eine sehr einsame und schöne Strecke rüber ins Hunter Valley nach Cessnock. Dort schlagen wir uns im tollen Steakhouse die Mägen voll.
Im Landesinnern fahren wir nordwärts. Von einem kleinen Nationalpark zum nächsten. Es ist einsam, und wir finden immer schöne Übernachtungsplätze, so auch im Myall Lakes NP. Wenn nicht die schwarzen Schwäne wären, könnte man sich glatt in Schweden wähnen.
Weil diese Parks eigentlich immer nur Plumpsklos bieten, wird nach ein paar Tagen mal wieder eine Dusche nötig. Also machen wir auf dem gepflegten Big4 in Grafton einen Waschtag. Abends kaufen wir uns eine Pizza, die wir bei Sonnenuntergang an der Jetty vertilgen. Hier haben wir einen guten Blick auf die Insel im Fluss. Dort lebt eine riesige Kolonie von Flying Foxes, offenbar die grösste auf der südlichen Halbkugel. Bei Einbruch der Dunkelheit fliegen die grossen Tiere (etwas kleiner als eine Katze) zu Hunderttausenden gleichzeitig los, um auf Nahrungssuche zu gehen. Sie ernähren sich von Nektar und Früchte, deshalb werden sie auch Fruit Bats genannt. Der Abendhimmel ist voller schwarzer Punkte. Wir sind beeindruckt von diesem Naturspektakel!
Nachdem wir unsere Vorräte wieder aufgefüllt haben, fahren wir erneut in die Einsamkeit. Die nächste Woche verbringen wir in den Nationalparks Border Range, Lamington und Main Range des Grenzgebietes von NSW und Queensland. Es ist wunderschön hier: Natur pur, immer wieder grandiose Ausblicke in die Umgebung, kaum Menschen und absolute Ruhe.
Wir sehen endlich mal einen sich bewegenden Koala: Er klettert einen Baum hoch. Mit den Vorderbeinen klettert er rechts, links, rechts etc., während er sich mit beiden Hinterbeinen gleichzeitig abstösst. Zuoberst auf dem Baum angekommen, beginnt er zu fressen. Auch für die restliche Tierwelt halten wir Augen und Ohren offen. Immer wieder nehmen wir den Feldstecher und das Tiererkennungsbuch hervor, um die heimische Fauna genauer kennen zu lernen. Ein Buch über die lokale Tierwelt ist bei unseren Reisen immer eines der ersten Dinge, die wir einkaufen. Schliesslich wollen wir doch wissen, ob das hübsche Kangaroo nun ein Pretty Face Wallaby ist oder nicht!
Toowoomba wird auch die Gartenstadt genannt. Leider ist von den vielen Blumenbeeten fast nichts mehr übrig; die Dürre hat auch hier die Gegend fest im Griff. Wir erledigen wieder mal die üblichen „Servicearbeiten“: Wäsche waschen, E-Mail checken, Reisebericht schreiben, einkaufen, essen gehen. Das ausgiebig Duschen geht leider nicht: wegen dem Wassermangel wird dringend gebeten, wirklich nur ganz kurz zu duschen.
Über Noosa Heads fahren wir nach Rainbow Beach. Hier beschaffen wir uns im Nationalparkbüro die Bewilligung, um mit dem Auto nach Fraser Island zu gehen. Fraser Island ist eine etwa 150 km lange Sandinsel. Ein grosser Teil ist dicht bewaldet, aber der Untergrund ist reiner Sand. Deshalb darf man auch nur mit allradgetriebenen Fahrzeugen auf die Insel. Bereits um auf die Fähre zu gelangen, benötigt man den Allrad: Das Schiff legt einfach irgendwo am Strand an. Albi kümmert sich auf der Fähre gleich um die Reifen: Er lässt Luft ab, so dass die Reifen auf dem Sand mehr Auflagefläche erhalten und sich so weniger schnell eingraben.
Anhand der Gezeitentabelle sehen wir, dass wir gerade rechtzeitig kommen, um Hook Point (eine grosse Ansammlung Steine am Strand) bei Ebbe umfahren zu können. Dann fahren am Strand. Das geht sehr einfach. Man fährt nicht im Wasser aber auch nicht im weichen Sand über der Flutgrenze. So kommt man komfortabel und zügig voran. Erlaubte Höchstgeschwindigkeit am Strand sind 80 km/h. Auch sonst gelten die normalen Strassenverkehrsregeln. Fast die ganze Ostküste ist ein riesiger Strand, und man sieht abgesehen vom Gegenverkehr nur ab und zu einen Fischer, der mit der Angelrute bis zur Hüfte im tosenden Meer steht. Mit Baden ist hier nichts, denn die Quallensaison ist noch nicht vorbei. Immer wieder sehen wir auch angeschwemmte Exemplare.
Nach einer halben Stunde Fahrt verlassen wir den Strand und fahren ins Landesinnere. Auf diesen Sandpisten ist die erlaubte Höchstgeschwindigkeit nur 35 km/h. Viel schneller würde es auch nicht gehen, denn die sandigen und teils sehr steilen Pisten sind einspurig, so dass man gut auf Gegenverkehr achten muss. Das Ausweichen ist manchmal recht schwierig.
Unser Campingplatz liegt zentral mitten im Regenwald. Von hier aus erkunden wir in den nächsten Tagen die Insel. Es hat viele Seen, in denen man herrlich schwimmen kann, und vor allem hat es einsame Pisten, wo wir stundenlang, ohne jemandem zu begegnen durch den Wald fahren. Zum Teil benötigen wir 5 Stunden für ganze 40 km. Weil die Äste so tief hängen, muss ich immer wieder aussteigen und das Holz zur Seite schieben. Zurück fahren wir jeweils, soweit es geht, auf der „Autobahn“, sprich auf dem Strand. Hier hat es auch mehr Verkehr, weil die Australier hauptsächlich wegen dem Fischen auf Fraser kommen.
Auf dem Campingplatz haben wir das Fliegenzelt aufgebaut, damit wir von den Marchflies geschützt sind. Wer jetzt denkt, klar hat’s Fliegen, das gehört ja zu Australien, muss noch wissen, dass es sich dabei um eine Art Bremsen handelt, und zwar in der Grösse von Rossbremsen. Entsprechend sind sie nicht nur lästig, sondern sie stechen auch zu.
Wir besichtigen das Maheno Wrack, ein am Strand auf Grund gelaufenes Schiffsskelett. Dazu fahren wir die Strandautobahn hoch und müssen den Eli Creek durchfahren. Ein paar hundert Meter weiter sehen wir zwei Australier, die im Bach am Fischen sind. Sie sitzen mit ihren Campingstühlen brusttief im Wasser, in einer Hand die Angelrute in der anderen ein Stubbie. Wir winken ihnen zu. Auf der Rückfahrt, nachdem wir das Wrack besichtigt haben, sitzen sie noch immer im Wasser. Sie winken uns zu sich heran, und bei einem Bier tauschen wir unsere Ferienerlebnisse aus.
Irgendwann sind unsere Vorräte zu Ende, und wir verlassen Fraser Island wieder. Zurück in Rainbow Beach, geht es uns, wie nach einer Indienreise: Wir möchten gleich wieder umkehren; so toll war es! Als Entschädigung vertilgen wir ein leckeres Mittagessen: Cajun-Fisch mit Mangosalsa auf Couscous. Absolut Mod-Oz und absolut fabelhaft!
Unseren nächsten Übernachtungsplatz fahren wir nicht auf dem normalen Weg an, sondern nehmen auch hier die Route am Strand entlang. Nur ist es diesmal keine Autobahn, eher ein Hindernisparcours, denn wir müssen die vielen angeschwemmten Bäume umfahren. Das geht aber jeweils nur, wenn nicht gerade hohe Wellen kommen. Also müssen wir vor jedem Hindernis abschätzen, wann der Zeitpunkt günstig ist. Ziemlich erschöpft erreichen wir den fast leeren Campingplatz.
Erneut in Rainbow Beach gönnen wir unserem Troopy eine professionelle Autowäsche. Vor allem der Unterboden wird mit Hochdruck gründlich von Salz und Sand befreit. Dann geht’s zur Abwechslung wieder auf Teerstrassen weiter. Die nächsten Stationen heissen Bundaberg, Agnes Water, Town of 1770, Gladstone, Rockhampton und Mackay. Von hier aus machen wir einen Abstecher ins Pioneer Valley, wo wir auf Platypus-Suche gehen. Ein Platypus, auf Deutsch Schnabeltier, ist ein biberartiges Tier mit einem Entenschnabel, das, obschon ein Säugetier, Eier legt. Irgendwie ist es nicht erstaunlich, dass so ein schräges Wesen hier in Down Under lebt.
Da sie nachtaktiv sind, bekommt man sie nur selten zu Gesicht. In Eungella können wir am späten Nachmittag ein paar Exemplare beobachten. Für kurze Zeit kommen sie jeweils an die Wasseroberfläche, bevor sie zum Futtern wieder untertauchen.
Airlie Beach ist ein schönes Touristenstädtchen, wo man gut ein paar Tage verbringen könnte. Wären da nicht die fiesen Sandflies, die uns tagsüber das Leben schwer machen. Uns von Kopf bis Fuss mit Gift zu besprühen, nur um von diesen Plagegeistern Ruhe zu haben, nein danke! Nach einer Nacht, wo uns ein paar fast zahme Possums besuchen kommen, reisen wir weiter.
Der nächste Zwischenhalt ist in Burdekin im Zuckerrohrland. Wir erfahren, dass hier der einzige Ort in Australien ist, wo noch immer vor der Ernte die Pflanzen abgebrannt werden. Laut Tourismusprospekt sind die nächtlichen Feuer eine Touristenattraktion! Dass dabei Häuser, Autos, Wäsche, einfach alles und jeder mit dem „Burdekin Snow“, der schwarzen Asche, überdeckt werden, gehört laut Prospekt zur Tradition. Wir sind froh, die Ernte verpasst zu haben!
Die Wallaman Falls sind die höchsten Wasserfälle Australiens. 270 Meter fällt das Wasser in die Tiefe; eindrücklich, vor allem jetzt, wo es nach dem Regen viel Wasser hat. Am Morgen schalten wir das Radio ein und erwischen gerade die Nachrichten. Besser gesagt, DIE Nachricht: Vor drei Stunden gab es bei den Solomon Islands ein starkes Erdbeben, 8,1 auf der Richterskala, und nun wird an der ganzen australischen Ostküste mit einem Tsunami gerechnet. Man hat noch keine Ahnung, wie hoch die Welle sein wird, nur die Zeit, wann sie wo auf die Küste treffen wird, ist bekannt. Die Strände werden geschlossen, und den Leuten direkt am Meer wird empfohlen, höher gelegenes Gebiet aufzusuchen. In Cairns, wo die Welle zuerst eintreffen wird, scheint es auf den Strassen chaotisch zu sein. Da sind wir froh, momentan auf mehr als 500m über Meer zu sein und erst in ein paar Stunden wieder runter auf Meeresniveau zu kommen. Nach einer Stunde wird Entwarnung gegeben: Der befürchtete Tsunami bestand nur aus einer 15 cm hohen Welle und hat keinen Schaden angerichtet. Da dies aber das erste starke Beben seit dem schlimmen Tsunami in Südostasien vor zwei Jahren war, wurde die ganze Sache verständlicherweise sehr ernst genommen.
Wir nähern uns erneut Cairns. Über Mission Beach, Innisfail, die Millaa Millaa Wasserfälle, Misty Mountains, Lake Tinaroo und Atherton erreichen wir Kuranda. Hier decken wir uns auf dem Künstlermarkt mit Souvenirs ein und essen bei Dave auf dem Campingplatz erneut ein Gourmetmenu. Nach ein paar weiteren Tagen in Cairns, wo wir bereits nicht mehr benötigte Sachen verschenken und Koffer für den Rückflug kaufen, nehmen wir die letzte Strecke in Angriff.
Weil wir nochmals ein wenig Outback mit auf die Heimreise nehmen wollen, fahren wir nicht der Küste entlang nach Brisbane, sondern machen im Landesinnern einen schönen Bogen. Und zwar über Ravenshoe, Mt. Garnet, Charters Towers und Emerald, wo uns die Autobatterie plötzlich im Stich lässt. Wie wenn der Troopy gemerkt hätte, dass der Abschied naht, und ob seiner Trauer, die Lebensfreude verloren hat. Mit Hilfe einer neuer Batterie wird ihm neues Leben eingehaucht, und weiter geht die Fahrt. In der Carnarvon Gorge ist zum Glück der Campingplatz noch geöffnet, in zwei Tagen, zum Ende der Osterferien schliessen sie. Gegen die Aedesmücken sprühen wir uns ein und machen uns auf Wanderung. Bereits nach ein paar Schritten entdecken wir ein Echidna. Das ist erneut ein eierlegendes Säugetier, das wie das Platypus einen Schnabel besitzt, jedoch an Land lebt und sich hauptsächlich von Termiten und Ameisen ernährt. Deshalb, und auch weil es Stacheln hat, nennt man es auf Deutsch Ameisenigel, obschon keine Verwandtschaft mit den Igeln besteht.
Bei Roma und Darby fahren wir durch tiefstes Cattlecountry, da gibt es nicht einmal mehr einen Cappuccino zum Frühstück. Wie wir uns bereits wieder an die Annehmlichkeiten der Zivilisation gewöhnt haben! Erst in Brisbane haben wir sie dann wieder – oder sie uns!
Im gepflegten Gateway Village Resort beziehen wir ein Cabin. Weil sie kaum Gäste haben, erhalten wir einen Upgrade und ziehen in ein wahres Luxushäuschen ein: Schlafzimmer, Kinderzimmer, Wohnzimmer mit Breitbild TV und DVD Gerät, Küche, Abwaschmaschine, Waschmaschine, alles in Topqualität. Da haben wir genügend Platz, den ganzen Troopy auszuräumen und alles zu sortieren. Manche Sachen, wie Kleider, verpacken wir in Postpakete, die wir uns dann in die Schweiz zurückschicken. Etliche Campingsachen, die wir gekauft hatten, lassen wir im Auto: der nächste Mieter wird sich an ihnen sicherlich erfreuen. Anderes werfen wir weg, und den Rest packen wir in die Koffer für den Rückflug.
Am zweitletzten Tag wechseln wir unser Quartier und beziehen ein Zimmer in der Nähe des Flughafens und geben den Troopy zurück. Wir waren sehr zufrieden mit ihm und würden auch bei einer nächsten Australienreise wieder ein Fahrzeug bei der Firma Travel Car Centre mieten.
Nach einem gemütlichen Frühstück fahren wir per Taxi zum Flughafen, checken ein und treten die Rückreise an. Auch diesmal machen wir Zwischenhalt in Singapore, erneut für knapp eine Woche. Wir haben jedoch ein besser gelegenes Hotel gewählt. Das York Hotel liegt gleich oberhalb der Orchard Road, ganz nahe des Wisma Atria Shopping Centres, wo es einen unglaublich guten Food Court hat. Neben den ausgezeichneten Roti Canai, gibt es wunderbaren indischen und malayischen Food, und für die feinen Prawn Noodles muss man nicht nur während der Mittagszeit anstehen.
Wir fahren mit Bus und Metro kreuz und quer durch die Insel und schauen vorbei, wo wir vor mehr als zehn Jahren gewohnt hatten. Wir haben recht häufig Regenwetter, was uns jedoch nicht weiter stört, denn Sonne hatten wir in Australien mehr als genug.
Ende April 2007 setzen wir uns ins Flugzeug zurück in die Schweiz. Zu Hause wartet ein halb verwilderter Garten auf uns und ein noch nicht geborener Hundewelpe. Und vor uns liegt ein weiteres Sommerhalbjahr, wo wir uns ausgiebig um beides kümmern können.