Als wir in die sogenannten „Lower 48“ (die 48 Gliedstaaten ohne Alaska und Hawaii) der USA einreisen wollen, werden wir zur Seite gebeten. Die Zöllner verlangen, dass wir Prinz in sicherer Entfernung an einem Zaun anbinden und wir uns ins Zollgebäude begeben, während sie unser Wohnmobil durchsuchen. So etwas ist uns noch an keinem Grenzübertritt passiert, und wir weigern uns, ihnen das Auto, mit allem was drin ist, einfach so zu überlassen. Unser Reiseführer warnt auch davor, weil es an der südlichen Grenze schon öfters vorgekommen ist, dass die Zöllner (und zwar die amerikanischen und nicht etwa die mexikanischen) einem Touristen Drogenschmuggel vorgeworfen haben. Es ist einfach, in einem Fahrzeug ein Päckchen Drogen zu finden, wenn niemand zuschauen kann. Ob diese Unsitte dazu dient, die Drogenfahndungsstatistik zu verbessern, wissen wir nicht.
Wir erklären ihnen, dass sie zwar gerne unser Auto durchsuchen können, aber nur in unserem Beisein. Prompt werden wir vor ein Ultimatum gestellt: Entweder lassen wir sie machen, wie sie wollen, oder wir verzichten auf einen Besuch ihres Landes! Was bleibt uns da anderes übrig, als zu gehorchen? Wir binden Prinz mit der U.S. Customs Leine an den Zaun, händigen den Autoschlüssel aus und gehen ins Zollgebäude. Nach einer halben Stunde ist die Arbeit getan, und wir dürfen zum Wohnmobil zurück und überprüfen kurz, ob nichts fehlt. Die Beamten wollten übrigens weder irgendwelche Autopapiere (Fahrzeugausweis, Carnet de Passages oder Haftpflichtversicherung) noch den Impfausweis von Prinz sehen. Einzig unsere, von der letzten Reise mit pakistanischen und iranischen Stempeln gefüllten Reisepässe, schienen ihnen ein Dorn im Auge gewesen zu sein.
Die erste richtige Ortschaft ist Leavenworth. Wir stellen den Floh auf einen Parkplatz und spazieren durch diesen kitschigen Ort, der in einem bayrisch/österreichisch/schweizerischen Stil gebaut ist. Überall hat es Blumen und „Herzlich willkommen“ Schilder. Es gibt ein Lebkuchenhaus, ein Hotel Edelweiss, ein Glockenspiel zur vollen Stunde und sehr viele Touristen. Albi sucht vergeblich nach einem europäischen Espresso und begnügt sich dann mit einer heissen Schokolade.
Die Bilder zur Nordamerikareise findest du hier: Flickr