Türkei – Teil 1

Die Ausreise aus Griechenland ist für ein EU-Land eine Zumutung. Anders kann man es nicht sagen. Zuerst ist die räumliche Trennung von LKWs, Bussen und Autos nichtexistent. Man sucht sich irgend einen Weg durch die Menge an beidseitig abgestellten Fahrzeugen. Wenn sich dann der Platz genügend vergrössert hat, um sich in der richtigen Kolonne einzureihen, geht das grosse Warten los. Der einzige von vier Ausreiseschaltern, der offen hat, ist derjenige bei den Autos. Nun kommen aber alle Lastwagenchauffeure und ganze Busladungen zu Fuss rüber zum Autoschalter, um ihren Stempel zu erhalten. Ab und zu kann auch mal ein Auto vorrücken, und zum Schalter kommen. Die ganze Sache dauert eine gute Stunde, ohne dass es wirklich viel Verkehr hätte.

Danach fahren wir über den Grenzfluss Evros und landen in einer anderen Welt. Zumindest was die Einreiseformalitäten betrifft. Die türkische Anlage ist ziemlich neu, sehr sauber und gepflegt und ohne jegliche Wartefrist. Wir müssen zum Auto aussteigen, damit wir unser Gesicht in eine Scankamera halten können. Den Pass, die Fahrzeugpapiere und die grüne Versicherungskarte müssen wir zeigen. Es gibt einen Stempel in den Pass und ein freundliches Willkommen.

In Ipsala, der ersten Stadt, holen wir türkische Lira von einem Bankomaten. In der Türkei verlangen alle lokalen Banken saftige Gebühren, wenn man mit einer ausländischen Karte Geld bezieht. In unserem Fall sind es fette 8.8%. Aber da wir eh vorhaben, was immer möglich mit der Karte zu bezahlen, holen wir nicht viel Bares aus dem Automaten. Und trotzdem gibt es ein ordentlich dickes Bündel Geld.

Zum Schlafen fahren wir von der Hauptstrasse weg und finden irgendwo oberhalb der Küste eine Piste, die ins Nichts führt, wo wir mit Blick aufs Meer eine ruhige erste Nacht in der Türkei verbringen.

Heute verlassen wir Europa. Mit der Fähre erreichen wir Asien. Weil schlechtes und kaltes Wetter vorhergesagt ist, fahren wir zügig in Richtung Süden. Die Hauptstrassen sind in sehr gutem Zustand, man kommt gut voran. Immer wieder hat es Polizeikontrollen, die aber meist nichts von uns wollen.

Auch der nächste Übernachtungsplatz ist schnell gefunden. Ein leicht bewaldetes Weidegebiet, wo einzig ein Hund mit einer kleinen Herde Schafe vorbei zieht. Am frühen Morgen kündet sich mit fernem Donnern der Wetterumschwung an. Wir packen das Dachzelt zusammen, bevor der Regen kommt. Die erste Regenfront verbringen wir im Landy, dann fahren wir in die nächste grössere Ortschaft, wo wir in einem Café frühstücken und die zweite Front aussitzen. Auch während des Mittagessens in einem Lokantası kommt wieder ganz viel Nass runter. Auf den Strassen, speziell in den Ortschaften, hat es zum Teil richtige Seen, die man durchfahren muss. Es ist auch richtig kühl geworden, und nachts brauchen wir alles an Schlafsack und Decken, das wir haben.

Der Regen soll zwar bald nachlassen, aber die Temperaturen sind einfach noch zu kalt, um schon ins Inland zu fahren. Weil im Inland eigentlich alles auf 1000m oder höher liegt, sind die kommenden Nächte für uns einfach noch zu kalt. Auf Minusgrade im Dachzelt können wir verzichten. Deshalb bleiben wir momentan noch in Küstennähe, wo es „nur“ bis ca. 5° runter kühlt.

Aber schon jetzt, trotz des Wetters, sind wir sehr glücklich, hier zu sein. Die Leute sind sehr freundlich und das Essen sehr fein. Landschaftlich hatten wir noch keine Höhepunkte, zu stark verbaut ist die Küste, um sie schön zu finden. Umso mehr freuen wir uns aufs Innere und die Berge.

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