Der Köprülü Canyon Nationalpark ist hauptsächlich bekannt wegen den hier angebotenen Rafting Touren. Wir bleiben im Auto und geniessen die einsamen Pisten durch die sehr schöne Gegend. Nachdem wir den Park verlassen haben, überqueren wir einen Gebirgszug. Wir kommen auf 1800m, und neben der Strasse liegt noch Schnee. Die hohen Berge (vor allem das Taurus Gebirge) sparen wir uns deshalb auf später.
Südlich von Konya fahren wir durch die grosse Ebene, die auf etwa 1000müM liegt. Hier wird ganz viel in die Landwirtschaft, bzw. in deren grossflächige Bewässerung investiert. Auch die Ortschaften sind davon geprägt: Man kann Traktoren kaufen, kilometerweise Bewässerungsschläuche, Pestizid, einfach alles, was man hier so braucht. Was wir aber nicht finden, ist Bier. Wo an der Küste in den Supermärkten verschiedene Biermarken erhältlich waren, ist hier nichts. OK, wir sind noch nicht auf dem Trockenen und können bis in die nächste grosse Stadt warten.
In Nevşehir, einer grossen Stadt, nicht weit von einer der wichtigsten touristischen Attraktionen, versuchen wir unser Glück wieder. Aber auch hier, kein Bier im Supermarkt. Was soll das? Überall liegen leere Bier-, Whisky- oder Rakıflaschen am Strassenrand, aber kaufen kann man kein Alkohol. Das kann nicht sein. Ich frage eine Angestellte des Supermarkts, wo es Bier gibt. Im Tobacco Shop nebenan. Wer kommt denn auch auf die Idee, in einem Tabakladen nach Alkohol zu suchen? Aber endlich kann der Kühlschrank wieder aufgefüllt werden.
Apropos jemanden etwas fragen. In der Türkei kommt man mit Englisch nicht durch. Ausser an den wenigen wirklich touristischen Highlights spricht oder versteht fast niemand Englisch. Man muss also rasch ein paar Worte lernen, um einkaufen oder essen gehen zu können. Google Translate ist unser treuer Begleiter.
Ausgerechnet in einem gediegenen Restaurant funktioniert das Kartenlesegerät nicht. Da auch die Türken fast alles mit der Karte bezahlen, ist das dem Besitzer äusserst unangenehm. Er schreibt uns seine IBAN Nummer auf, und wir überweisen ihm die fürs sehr feine Mittagessen geschuldeten 840 Lira (gut 20 CHF) auf sein Konto.
Göreme ist das Herz und das touristische Epizentrum von Kappadokien, der schönen Tuffsteingegend mit ihren in die Felsen gebauten Wohnungen. Seit unserem letzten Besuch hat sich sehr, sehr viel verändert. Damals gab es ein paar wenige Touristen, zwei, drei Restaurants und einen Campingplatz. Wir schauen uns ein wenig um und suchen dann abseits einen Übernachtungsplatz.
Am Morgen werden wir vor Sonnenaufgang von einem Höllenlärm geweckt. Wir stehen auf und schauen dem Spektakel zu. Mehr als 100 Heissluftballone werden gefüllt. Der Ballon mit heisser Luft, der grosse Korb mit vielen Touristen. Genau zum Sonnenaufgang steigen die Ballone auf. Eine Stunde werden sie in der Luft sein, danach ist am Himmel wieder Ruhe. Wir schauen ein bisschen zu, dann gehen wir noch frühstücken und kehren Göreme den Rücken zu.
Wir fahren weiter in den Osten. Langsam sehen wir erste Schäden des verheerenden Erdbebens von vor gut zwei Jahren. Viele Häuser haben Flickstellen, einzelne sind eingestürzt. Am Nachmittag sind wir schon mitten im betroffenen Gebiet, und wir sehen ganz viele neue Häuser. Überall sind neue Siedlungen gebaut worden oder sind noch im Bau. In den Dörfern sind es jeweils ein Dutzend oder auch zwei, in den Städten sind es riesige neue Quartiere mit grossen Blockwohnungen, die entstehen. Wir waren ein paar Jahre nach dem Erdbeben von L‘Aquila vor Ort, und der Vergleich zu hier ist frappant. Wo dort gerade erst der Schutt entfernt worden war, hat es hier bereits ganz neue Stadtteile. Auch in den abgelegenen Dörfern wurden von der staatlichen Wohnungsbaubehörde bereits neue Häuser gebaut.
Wir kommen an den Fluss Euphrat. Erst fahren wir lange mehrere hundert Meter oberhalb an der Bergflanke entlang auf recht abenteuerlichen Pisten. Abenteuerlich weniger wegen der Piste (obschon Albi in den Geländegängen fährt) sondern wegen dem Umstand, dass wir nicht wissen, ob die Piste auch irgendwann wieder in eine Strasse führt. Ja, als wir nach mehreren Stunden unten am Euphrat ankommen, fahren wir die letzten Meter auf Teer. Das, weil die Brücke, die unterhalb eines Staudammes über den Fluss führt, geteert ist. Aber in der Mitte der Brücke ist eine Absperrung mit einem Schild, dass es verboten ist, die Sicherheitszone zu betreten. Ja, toll! Die Brücke ist als ganz normale Strasse auf den Karten verzeichnet, und der nächste Übergang ist mehr als eine halbe Tagesreise entfernt. Ganz abgesehen davon, dass wir wieder die schlechte Piste hoch müssen.
Wir fahren wieder hoch und erreichen dann irgendwann ein Dorf, wo Albi endlich wieder in die normalen Gänge schalten kann und wo die Piste schon fast zu einer Strasse wird. Zwar noch nicht geteert, aber immerhin schon geschottert und nicht mehr nur Dreck.
Mit Spannung den 4. Reisebericht erwartet. Eure Fahrt ist abenteuerlich, strapaziös und interessant.
Bin erstaunt wie die Türken z.Teil schnell die Schäden vom Erdbeben beseitigen. Schön, dass ihr wieder
Bier kaufen konntet. Die Verständigung ist offensichtlich auf dem Land auch noch ein Problem!
Alfred