Irgendwann kommt man auch in der Türkei wieder vom Gebirge runter. Oberhalb des schönen Manavgat Flusses fahren wir mal wieder bis an die Küste. Aber nur um einzukaufen und etwas zu essen. Dann drehen wir um und fahren erneut ins Innere.
Beim Köprülü Nationalpark kreuzen wir unsere Route von vor ein paar Wochen.
Die Berge sind nun nicht mehr so hoch, aber immer noch sehr schön, auch wenn wir immer mehr ins Marmorabbaugebiet kommen. Zum Teil werden ganze Berspitzen abgetragen und manchmal sieht man gleich ein Dutzend verschiedene Steinbrüche.
Der Salda Gölü ist ein See ohne Abfluss. Durch den hohen Magnesiumgehalt ist das Wasser türkisfarben, und die Ufer sind blendenweiss. Wie es sich darin badet, können wir nicht sagen, das Wasser ist noch viel zu kalt, um es zu versuchen. Wir begnügen uns mit dem Umrunden des Sees.
In Denizli lassen wir einen Ölwechsel machen und werfen von Weitem einen Blick auf die Kalksteinterrassen von Pamukkale. Wir hatten die Terrassen und die darüber liegende archäologische Stätte Hierapolis vor 30 Jahren ausgiebig besichtigt, so dass wir jetzt keine Lust haben, uns ins Touristengetümmel zu stürzen.
Dafür besuchen wir den schönen Ulubey Canyon, wo es nur ein paar wenige einheimische Touristen hat.
Mit Afyonkarahisar haben wir mal wieder eine grössere Stadt. Wir finden einen Parkplatz und laufen durchs Zentrum. Einkauf und Essen gehen gehören selbstverständlich auch dazu. Vor der Weiterfahrt tanken wir noch. Beim Bezahlen werden keine ausländischen Kreditkarten akzeptiert. Wir haben nun schon unzählige Male getankt, davon auch in kleinen Ortschaften, weit weg von allem. Aber noch nie konnten wir nicht mit der Karte bezahlen. Und nun das, hier in einer grossen Stadt, bei einer internationalen Firma! Natürlich ist es genau diesmal ein recht grosser Betrag, den wir nun bar zahlen müssen. Immerhin in Euro und nicht in türkischen Lira, die wir durch den Bezug am Bankomat teuer bezogen hatten.
Bisher hatten wir mit den vielen Hunden hier keine Probleme. Die Strassenhunde sind eh alle nett und eher ängstlich, und die Herdenschutzhunde tun meistens einfach ihre Arbeit, indem sie alles verbellen, was ihrer Herde zu nah kommt. Wenn also neben der Strasse eine Schaf- oder Ziegenherde grast, kann es sein, dass ein oder mehrere Hunde dem vorbeifahrenden Auto ein paarmal hinterher bellt. Arbeit erfolgreich erledigt. Gerade die Kangals sind zwar ernsthafte aber eher ruhige Herdenschutzhunde, die sich nicht unnötig aufregen.
Die drei Hunde, denen wir an einer Nebenstrasse auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz begegnen, sind keine Kangals sondern irgendwelche Mischlinge. Während wir vorbeifahren, stürzen sie sich regelrecht auf den Landy, und einer verbeisst sich so stark in den Kotschutzlappen, dass dieser aus der Halterung gerissen wird. Wir möchten ja nicht wissen, wie es einem Velofahrer in dieser Situation ergangen wäre. Ob der Hirte dann auch ganz entspannt am Strassenrand gesessen wäre und seine Hunde gewähren lassen hätte?
In einem Dorf gehe ich in die Bäckerei, um ein Brot zu kaufen. TL 10 kostet es hier. Das sind nur gut 20 Rappen, ist aber auch für türkische Verhältnisse günstig. Meist kostet das Brot TL 12-20. In der einfachen Backstube, die gleichzeitig auch der Verkaufsraum ist, hat es drei Männer, die am arbeiten sind. Einer kümmert sich um die Kunden, die anderen zwei räumen das frisch aus dem Ofen kommende Brot in Behälter. Dass einer von ihnen eine Zigarette im Mund hat, fällt mir erst auf den zweiten Blick auf. Was einem in Westeuropa zum Staunen bringen würde, nehme ich hier mit einem Schulterzucken zur Kenntnis.
Heute, am 19. Mai ist türkischer Nationalfeiertag. Der 19.5.1919 gilt als Beginn des Unabhängigkeitskrieges. Die Ortschaften sind mit Fahnen der Türkei und von Kemal Atatürk geschmückt, und es hat viele Einheimische, die den freien Tag für einen Ausflug nutzen.
Auf der Karte sieht man, dass wir wieder Richtung Osten fahren. Wir haben noch nicht genug von der Türkei und machen deshalb einen weiteren Schlenker durchs Land. Was alles noch auf unserem Weg liegen wird, wissen wir nicht. Wir lassen uns überraschen.
Schöne Berge, der See die Landschaft toll in grosser Abgeschiedenheit.
wünsche weiterhin tolle Erlebnisse und gute unfallfreie Fahrt!
Alfred