Elfenbeinküste

Der Grenzübertritt in die Elfenbeinküste ist absolut problemlos. Im Land erwartet uns eine tiptoppe Strasse mit feinem Teer und sogar einem Mittelstreifen. Wir sind gebührend beeindruckt und hoffen, dass es dem Land immer noch so gut geht wie früher, als es auch die Schweiz von Afrika genannt wurde. Vor allem hoffen wir, dass der Staat den Polizisten genügend Lohn zahlt, so dass wir nicht auch noch einen Teil dazu beitragen müssen.
Von Ferkessedougou aus wollen wir den Comoe Nationalpark besuchen, aber der ist leider wegen der erst abklingenden Regenzeit noch nicht geöffnet. Dafür fahren wir nach Kong, wo wir eine alte, im sudanesischen Stil erbaute Moschee besichtigen. Dabei werden wir von der gesamten Dorfjugend begleitet.

Von Ferkessedougou fahren wir über Korhogo und Odienné nach Man. Das liegt im westlichen Teil des Landes. Unterwegs befinden wir uns plötzlich nicht mehr in der Savanne sondern im Urwaldgebiet. Es ist feucht, und dadurch scheint es uns viel heisser zu sein, obschon es sicher zehn Grad kühler ist hier als in der Wüste. Wir fahren durch die Gegend und sehen uns die sehenswerten Dinge an: Die Wasserfälle, die Lianenbrücke (bzw. deren Kopie) und vom Antennenturm des 1200 m hohen Mont Tonkoui haben wir eine wunderbare Aussicht auf dem dampfenden Dschungel.

Weiter geht es dann nach Danané, wo wir 20 km südlich zu der originalen Lianenbrücke kommen. Hier wird sie von den Leuten auch wirklich gebraucht. Es sieht nicht einfach aus, wie die Frauen, den Kopf mit Kleider oder Ware beladen die schwankende Hängebrücke überqueren. Wenigstens haben sie so die Hände frei und können sich an den Lianen festhalten.
Wir fahren nun an der Grenze zu Liberia südwärts. Die Piste ist sehr schlecht, und das Ausweichen, wenn mal jemand entgegenkommt ist schwierig. Einmal müssen wir ein paar Stunden warten, weil sich ein Lastwagen und ein Bus nicht einigen konnten, wie sie kreuzen wollten. Dabei sind beide am Rand der Piste im Morast versunken und warten nun auf Hilfe. Zum Glück kommt bald ein Holztransporter, der genügend Kraft hat, die Fahrzeuge aus dem Schlamm zu ziehen.
Auf dieser Strecke gibt der Lenkungsdämpfer vom 110er den Geist auf. Als dann die Piste besser wird, und man eigentlich schneller fahren könnte, merken wir, dass die Vorderräder von Urs’s Landy bei einer gewissen Geschwindigkeit zu flattern beginnen. Das sieht ganz schön gefährlich aus und wird fürs Fahrzeug auch ungesund sein. So fahren wir dann mit einer Geschwindigkeit von unter 50 km/h zuerst nach Sassandra. Dort erhoffen wir uns, einen Platz zu finden, wo wir ein paar Tage ausspannen können.
Leider erweist sich Sassandra als fremdenfeindlicher Ort. Im Restaurant heisst es, sie können uns nichts zu essen geben, obschon alle anderen Gäste den Kopf über die Teller gebeugt am Mittagessen sitzen. Wir verstehen nicht, weshalb sie uns nichts anbieten wollen, schliesslich würden sie ja Geld verdienen. Aber offenbar ist die Abneigung gegen Fremde grösser als die Notwendigkeit, Geld zu verdienen.

Wir machen uns wieder aus dem Staub und fahren stattdessen nach San Pedro, der Stadt mit dem zweitgrössten Hafen. Hier finden wir einen schönen Campingplatz am Strand. Wir setzen uns zu einem guten Abendessen unter die Palmen und besprechen unsere Reisepläne. Eines ist uns allen schnell klar: So soll es nicht weiter gehen! Uns macht es keinen Spass, Länder zu bereisen, wo wir nicht willkommen sind. Wenn man unseren Reiseführern glauben darf, wird es noch schlimmer, in Togo scheint einem sogar die Polizei ausrauben zu wollen – mit Waffen! So haben wir uns das Reisen nicht vorgestellt. Wir haben es nicht nötig, allen Widrigkeiten zum Trotz den Kontinent zu durchqueren. Wir möchten neue Gegenden kennen lernen, aber auch auf die dort lebenden Leute zugehen können und von ihnen und ihrer Kultur zu lernen. Seit Algerien haben wir uns mit niemanden richtig unterhalten können, ausser es ging um Cadeau oder Bussen. Wir beschliessen, Afrika den Rücken zu kehren und unsere Autos zu verschiffen. Nun stellt sich die Frage wohin. Eigentlich ist Südamerika geplant, aber dort ist es im Moment wegen der Wirtschaftskrise alles andere als ruhig, man hört von europäischen Auswandern, die Hab und Gut zusammenpacken und wieder in ihre Heimatländer ziehen. Wir nehmen die Weltkarte hervor und schauen uns die Möglichkeiten an. Wir entscheiden uns für Asien. Wir können die Landys nach Singapore verschiffen und Südostasien bereisen, dann vielleicht noch Australien. Ziemlich schnell können wir uns für die neuen Pläne begeistern, und wir freuen uns darauf.

Heute ist der 23. November 1990 und ein Freitag. Wir müssen mal wieder Geld wechseln, aber das sollte hier in dieser Stadt kein Problem sein. Denken wir! Es hat fünf Banken, aber keine will unsere Dollars. Auf der einen Bank sei der Telex mit den Währungskursen aus Abidjan noch nicht eingetroffen – wir werden auf den Nachmittag vertröstet. Auf der zweiten Bank erklären sie uns nach langem Warten, dass sie am Freitag keine US$ wechseln. Bank Nr. 3 und 4 wechseln überhaupt kein Geld, so dass wir am Nachmittag wieder auf der ersten Bank landen. Aber leider ist der Telex noch immer nicht eingetroffen, und nein, es sei nicht möglich, nach Abidjan anzurufen. Während wir warten, stattet Albi der fünften und letzten Bank noch einen Besuch ab. Hier heisst es schon recht deutlich: „Jetzt wird nicht gewechselt, schon gar nicht für Ausländer!“ Mittlerweile wird uns auch auf der ersten Bank gesagt, dass man Weisse eben nicht so gern sehe. Dafür lernen wir einen hier ansässigen Libanesen kennen, der uns mitten in der Bank $ 400 zu einem sehr guten Kurs wechselt.

Die nächsten zwei Tage verbringen wir auf dem Weg nach Abidjan. Da Urs keine Ersatzteile fürs Auto auftreiben konnte, fahren wir im Schneckentempo in die grösste Stadt des Landes. Wir nehmen im Hotel des Sports zwei Zimmer und kümmern uns um die Verschiffung unserer Fahrzeuge. Dazu suchen wir das Büro der Maersk Line auf. Dort geben sie uns den Termin, wann das nächste Schiff ausläuft. Es ist dies in sechs Tagen, am nächsten Sonntag. Das sollte eigentlich problemlos möglich sein. Wir erhalten auch die Adresse einer Firma, die den ganzen Papierkram für die Verschiffung erledigt. Wir fahren aber heute vergebens dorthin, der zuständige Monsieur Blanc (weiss oder nicht weiss?) ist abwesend. Wir machen für morgen einen Termin ab.

Am nächsten Tag werden wir dann von M. Blanc (er ist so, wie er heisst) empfangen. Er erklärt uns, dass er problemlos einen Container organisieren könne, aber für die Ausfuhrpapiere sei die Zeit etwas knapp. Wir sehen nicht so recht, weshalb das nicht klappen sollte, schliesslich ist heute erst Dienstag. Er verspricht, sein Möglichstes zu tun, damit bis Sonntag alles erledigt ist. Das Ganze kostet für einen 40‑Fuss‑Container (wo beide Fahrzeuge Platz haben) ca. Fr. 6600!

Bis am Freitag haben wir Zeit, die Stadt kennen zu lernen und die für die kommenden Wochen benötigten Sachen aus dem Landy zu räumen. Am Nachmittag fahren Urs und Albi zum Hafen, um die Autos in den Container zu stellen, aber nach ein paar Stunden sind sie wieder zurück. Es hat nicht geklappt, weil der Zollinspektor nicht erschienen ist. Der Agent hat aber versprochen, dass morgen alles erledigt wird. Also fahren Urs und Albi am Samstag erneut in den Hafen, während René und ich uns um einen Flug kümmern. Wir wollen über Paris fliegen, damit wir uns dort mit meiner Freundin Monika treffen können. Sie hat mittlerweile den Lenkungsdämpfer für Urs besorgt. Der billigste Flug nach Paris kostet Fr. 800 und für Albi das Doppelte, weil er für den Jugendtarif bereits zu alt ist.

Nachdem die Landys endlich im verschlossenen und plombierten Container sind, und der ganze Zoll erledigt ist, fehlt uns nur noch die „Bill of Lading“. Diese Papiere werden jedoch erst ausgestellt, nachdem das Schiff den Hafen verlassen hat. Nun scheint das Schiff ein, zwei Tage Verspätung zu haben, so dass wir ohne die Schiffspapiere wegfliegen. Monsieur Blanc verspricht uns, dass er die Papiere nach Singapore schicken werde.

Die Bilder zur Reise 1990-1991 findest du hier: Flickr

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