21. März 1996
Albi fühlt sich nach einer beinahe schlaflosen Nacht nicht wohl. Er hat Kopfschmerzen und leichtes Fieber. Er schluckt ein Aspirin, dann erledigen wir die restlichen Formalitäten. Auf der iranischen Seite gibt es eine oberflächliche Autodurchsuchung, dann wird das Carnet de Passages ausgefüllt, einen Stempel in den Pass und schon sind wir im Land.
In Zahedan tanken wir auf und fahren noch weitere 200 km, bis wir um zwei Uhr neben einer Raststätte anhalten. Albi hat starkes Fieber und legt sich für ein paar Stunden nieder. Während er bei 30° im Auto friert, schmelzen meine Hirnzellen aus dem Kopftuch. Wir beschliessen, heute gleich hierzubleiben.
22. März 1996
Zum Glück fühlt sich Albi heute wieder wohl. Kurz vor acht Uhr fahren wir los. Über Bam, Kerman, Yazd bis vor Nain – 850 km in 11 Stunden, das muss unser absoluter Rekord sein! Dabei haben wir nicht eigentlich gestresst. Wir haben zwei Mal aufgetankt, Mittag gegessen, regelmässige Prinzenpausen eingelegt und am Nachmittag noch den Luftfilter gewaschen, weil der Benzinverbrauch auf 14 Liter angestiegen war. Die meiste Zeit hat es geregnet (in der Wüste!), so dass wir natürlich nicht unnötig lange ausgestiegen sind.
23. März 1996
Heute haben wir keine Chance, so viele Kilometer zu abzufahren. Bereits am Morgen verliert der hintere linke Reifen Luft, so dass der Reifenflicker den Nagel rauszieht und unseren letzten Schlauch montiert. Am Nachmittag, zwischen Isfahan und Hamadan, platzt der hintere rechte Reifen – Totalschaden! Weil es viel und vorallem sehr schnellen Verkehr auf der Strasse hat, fährt Albi soweit es geht an den Rand. Dort jedoch haben wir unsere liebe Mühe, den Floh hochzubringen. Der Wagenheber sinkt im weichen Boden immer wieder ein. Als wir es beim achten Versuch endlich geschafft haben, kaufen wir in der nächsten Ortschaft einen gebrauchten Reifen (für Fr. 20) und für Fr. 15 noch einen Schlauch. Ab sofort ist der zu kleine indische Reifen fest montiert. 75 km vor Takestan übernachten wir bei Eiseskälte im Gebirge.
24. März 1996
Beim Wasser auffüllen frieren uns beinahe die Hände ab, dafür haben gut schmeckendes Gebirgswasser im Tank. Dank des persischen Neujahres, haben wir nur wenig Lastwagenverkehr auf der Strasse und kommen flott voran.
Als wir Täbriz umfahren, bekommt Albi erneut Kopfschmerzen. Etwa 120 km vor der Grenze übernachten wir bei einem Kieswerk. Albi hat die ganze Nacht starke Kopfschmerzen und kann erst am frühen Morgen nach Einnahme von Schmerztabletten etwas schlafen. Die in Indien gekauften Aspirin haben gar nichts genützt.
25. März 1996
Heute ist unser fünfter Tag im Iran, also müssen wir noch heute über die Grenze. Nach dem Mittag haben wir es geschafft. Das Carnet de Passages wird nach kurzer Wartezeit ausgefüllt, dann bekommen wir die Ausreisestempel in den Pass und fertig sind wir.
Aber auf der türkischen Seite geht es nicht so zügig. Es dürfe nur der Fahrer im Auto über die Grenze zu kommen, ich müsse durch den sogenannten Salonu. Also gehe ich zu Fuss wieder zu den Iranern zurück, erkläre ihnen, dass mich die Türken nur durch das Gebäude über die Grenze lassen. Die iranischen Beamter sind äusserst freundlich und öffnen mir die Türen bis ins Büro „Niemandsland“. Hier warten bereits mehrere Iraner darauf, dass sie einen Einreisestempel bekommen. Die türkische Immigration ist geöffnet, aber es ist im Moment einfach niemand da. Wenn hinter dem Schalter mal jemand durchläuft, tut er so, als wären gar keine Einreisewilligen da. Aber es geht ja genau darum, die Iraner warten zu lassen und ihnen so zu zeigen, was die Türkei von ihnen und ihrer islamischen Republik hält.
Die wartenden Iraner wissen das, und so schieben sie mich, ohne mich aber zu berühren, vor sich an den Schalter und klopfen, damit die türkischen Beamten sehen, dass eine Europäerin einreisen möchte. Nach kurzem Warten erscheint ein Beamter und verlangt als erstes, dass ich mein Kopftuch ausziehe, ich sei jetzt schliesslich in der Türkei. Anschliessend bekommen wir alle den Einreisestempel, und ich finde zu Albi zurück. Er hat in der Zwischenzeit den Papierkram für das Auto erledigt, so dass wir nun einreisen dürfen.
Ein paar Kilometer nach Dogubayazit halten wir an einer Tankstelle, um Albis Kopfschmerzen auszukurieren. Er schläft den ganzen Nachmittag, so dass wir gleich hierbleiben.