Syrien

Da in einem Reiseführer Syrien als „hardline islamisches Land“ bezeichnet wird, lege ich mir vor der Grenze das Kopftuch über die Haare. Als ich jedoch am Grenzposten sehe, wie die Frauen im syrischen Fahrzeug vor uns gekleidet sind, nehme ich das Tuch schnell wieder vom Kopf! Überhaupt zeichnet der Reiseführer ein ganz anderes Bild von diesem Land, als wir es erleben. Wir fühlen uns immer willkommen und werden extrem freundlich von der Bevölkerung aufgenommen. Zwar ist die Verständigung äussert schwierig, weil kaum einer ein wenig englisch oder mal französisch spricht.

Bis Tartus fahren wir am Meer entlang, dann schlagen wir die Richtung nach Homs ein. Dazwischen befindet sich der Krak de Chevalier, eine Kreuzritterburg. In Syrien hat es viele dieser Burgen, aber der Krak de Chevalier ist eine der besterhaltenen. Mehr als zwei Stunden laufen wir durch dieses riesige Gebäude und stellen uns jeweils vor, was wir mit diesem oder jenem Raum machen würden. Ausser einer syrischen Familie sind wir die einzigen Touristen.
Auch in Damaskus, unserem nächsten Ziel, sehen wir keine Europäer. Ausser den Schweizer Botschafter, denn wir benötigen neue Pässe, weil die alten voll sind. Danach beantragen wir das jordanische Visum. In dieser Zeit wohnen wir im ausserhalb gelegenen Campingplatz. Es ist ein grosser Platz mit hohen Bäumen und sogar einem (zwar leeren) Schwimmbad. Ob wohl früher Touristen hergekommen sind? Jetzt jedenfalls kommt kaum einer durch. Der Wärter spricht zwar nur ein paar Brocken französisch, aber im Buch, wo wir uns eintragen müssen, sehen wir, dass doch ab und zu jemand hier Halt macht.

Damaskus gefällt uns sehr gut. Wir lassen den Landy jeweils auf dem Campingplatz stehen und fahren mit dem Taxi in die Stadt. Dazu stellen wir uns an den Strassenrand. Aber meistens hält eines der ersten Privatautos an und nimmt uns mit. Von Bezahlung wollen die Leute nichts hören.
Mit seiner malerischen Lage und dem grossen Suq fühlen wir uns wie im Orient, wo wir schliesslich auch sind. Die Leute sind alle sehr nett, und von den Falaffel können wir nicht genug kriegen. Diese mit frittiertem Kichererbsenmus gefüllten Brotfladen sind hier, was McDonalds in der westlichen Welt ist. Sie sind äusserst schmackhaft und sehr billig. 15 Rappen bezahlen wir für eines dieser Sandwiches, ein Schawarma, die mit Fleisch gefüllte Variante, kostet dreimal mehr, also knapp einen halben Franken. Damit ist der Magen gefüllt!

Nachdem wir die neuen Pässe mit dem jordanischen Visum drin haben, versuchen wir noch die ägyptische Botschaft ausfindig zu machen. Es gelingt uns nicht. Offenbar gibt es sie nicht mehr. Also werden wir uns das Visum dann in Jordanien beschaffen.

Durch die Wüste fahren wir nach Bosra, wo das besterhaltenste römische Amphitheater steht. Es ist wirklich unglaublich gut erhalten, und wir fragen uns erneut, weshalb es in diesem Land keine Touristen hat.

Die Bilder zur Reise 1990-1991 findest du hier: Flickr

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