Goa

19. Dezember 1995

Wir haben eigentlich viele Overlander hier erwartet, aber ausser einem österreichischen VW-Bus, wo sich die Leute, kaum sehen sie uns, aus dem Staub machen, ist die Beach leer.
Wir machen einen Abstecher aufs Post Office in Panjim, wo wir unsere postlagernden Briefe abholen wollen. Nur ist keiner da! Dann fahren wir an die Calangute Beach, wo wir uns, wie bereits vor fünf Jahren, im Sea View Cottages niederlassen. Für ein paar Rupees können wir uns unter die Palmen stellen und erhalten den Schlüssel zu unserem ganz privaten WC/Duschenhäuschen. Das Meer und die vielen Strandcafés sind nur ein paar Meter entfernt.

20. Dezember 1995

Wir verschicken Faxe nach Hause und suchen einen Arzt auf. Mittlerweile ist Albis rechte Drüse am Oberschenkel angeschwollen, und der Arzt meint, dass es sich um eine Blutvergiftung handelt (also keine Malaria oder Denguefieber). Dank Antibiotika sollte die Sache schnell heilen.

21. – 23. Dezember 1995

Damit wir unser Wohnmobil stehen lassen können, mieten wir uns ein Motorroller. Prinz wollen wir auf unseren Ausflügen natürlich nicht im Floh zurücklassen, also üben wir mit ihm das Töfffahren zu dritt: Albi fährt mit Prinz zwischen den Beinen (deshalb auch ein Roller, wo mit den Händen gebremst wird), und ich sitze hintendrauf. Wir müssen einfach schauen, dass Prinz schön sitzen bleibt, dann klappt das gut.
Wir fahren so an die kleine Vagator Beach, wo sich mittlerweile drei deutsche Lastwagen eingefunden haben, darunter auch der IFA mit Walter, Kerstin und Dominik, die wir ja bereits aus Pushkar kennen. Wir verbringen einen ganzen Tag mit ihnen zusammen. Leider können wir uns mit unserem Wohnmobil nicht zu ihnen hin stellen, denn die Anfahrt an den Strand wäre sogar für ein Geländefahrzeug eine Herausforderung. Wir gehen auch baden und stellen fest, dass Prinz so wasserscheu gar nicht sein kann, denn er folgt uns ins gefährliche Nass. Nur diese Wellen, die einem dauernd über den Hundekopf schwappen, sind doch zu unangenehm. So ist er erleichtert, als wir wieder auf dem Sand stehen.

24. Dezember 1995

Wir verbringen den ganzen Tag damit, Restaurants abzusuchen. Schliesslich ist heute Weihnachten, und wir möchten ein gutes Festessen serviert bekommen. Um fünf Uhr kommt uns die blendende Idee, an die Vagator Beach zu fahren. Wir haben gehört, dass es dort in einem Restaurant ein Paella-Essen geben soll.
Wir packen den Floh zusammen und machen uns auf den Weg dorthin. Dem Restaurantbesitzer ist es peinlich, nein sagen zu müssen, aber er habe keinen Platz mehr. Das Essen sei kein Problem, nur Tisch und Stühle habe er wirklich keine mehr. Kein Problem für uns, wir bringen die eigenen mit! Das Essen besteht aus Krabbensuppe, Paella, Tortilla-Kuchen, Caramelpudding und Sangria – alles ausgezeichnet!

25. – 27. Dezember 1995

Wir sind fleissig am Faxe schreiben und empfangen und gehen zwischendurch immer mal wieder am Strand spazieren. Natürlich stopfen wir uns jeden Abend mit wunderbarem Fisch dem Bauch voll. Alles, wie es sich im Urlaub gehört.

28. Dezember 1995

Wir machen jetzt bereits zum dritten Mal einen Ausflug zum Postamt. Wir wissen, dass Briefe für uns dort sein sollten. Während Albi im Auto wartet, stürze ich mich in das Chaos. Ausser zwei Stapeln, die heute wohl noch niemand durchgeschaut hat, liegen alle Briefe verstreut in der Gegend herum. Nachdem ich es geschafft habe, die Stapeln A und G ausfindig zu machen und sie erfolglos durchsucht habe, will ich die zwei Bündel der Angestellten durch den Schalter geben, damit sie sie versorgen kann. Sie weist mich zurück und sagt, ich soll sie nur wieder vorne zu den anderen hinlegen, da sei eh schon lange alles durcheinander, sie hätte schliesslich nicht den ganzen Tag Zeit, um solch unwichtigen Briefe zu sortieren. Darauf kriege ich einen kleinen Wutanfall und schmeisse die Briefe einfach hin. Ein Kunde mahnt mich mit vorwurfsvoller Stimme: „Madam, you should not…“, aber ich bin bereits zur Tür rausgestürmt. Es gibt einfach solche Tage… Nach einer Viertelstunde habe ich mich wieder beruhigt, schliesslich sind wir in Indien, da macht es keinen Sinn, sich aufzuregen.

29. Dezember 1995 – 8. Januar 1996

Wir haben mittlerweile eine Faxnummer von Albis Schwester Simone erhalten. Sie befindet sich zur Zeit mit dem Rucksack in Udaipur. Wir melden uns bei ihr und fragen sie, ob sie Lust hätte, die paar Wochen bis zur Ankunft der Eltern mit uns zusammen zu reisen. Sie sagt zu und schreibt, dass sie etwa am 13. Januar bei uns in Goa eintreffen werde.
Wir kümmern uns mal wieder um unseren Floh. Nach einer ausgiebigen Wäsche bekommt er neues Öl und auch einen neuen Reifen. Zum Glück, denn beim geflickten (den wir als Ersatzpneu dabei hatten) hat sich der Flick wieder gelöst. Weil die Karkasse eingedrückt ist, wäre wohl auch ein Schlauch schnell durchgescheuert.

9. Januar 1996

Wir sind faul geworden, deshalb beschliessen wir zu Fuss an die Vagator Beach zu laufen. Dort trauen wir unseren Augen kaum: Etwa 10 Reisefahrzeuge stehen oberhalb der Beach unter den Palmen. Nach einem kurzen Schwatz kehren wir zurück, packen unser Auto und siedeln zu den anderen über.

10. – 16. Januar 1996

Die meisten der Reisenden kommen aus Deutschland oder der Schweiz, und wir geniessen es, zusammen zu sitzen und zu plaudern. Den Abend verbringen wir jeweils im Restaurant bei Anton, der uns mit wunderbaren Gerichten verwöhnt. Simone erscheint am 12. Januar, und ab jetzt kann sich Prinz nicht mehr nach Belieben im unteren Bett ausstrecken.

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