Iran

9. Oktober 1995

Am Morgen machen wir uns für den Grenzübertritt bereit. Albi checkt, ob wir wirklich keinen Alkohol mit dabei haben, und ich ziehe mich dezent mit weiten Kleidern und Kopftuch an.
Die türkischen Beamten sind nicht sehr willig zu arbeiten. Es dauert über eine Stunde, bis wir die nötigen Ausreisestempel erhalten. Dafür geht es auf der iranischen Seite sehr schnell: Immigration und Devisendeklaration, die im Pass eingetragen wird. Auf der Bank wechseln wir $100 in bar, da sie keine Traveller Checks nehmen. (Es sind ja auch American Express TC.) Um unseren Hund zu überprüfen, kommt ein Veterinärbeamter, der den Impfausweis mit Gesundheitsbescheinigung genau studiert und dann einen Einreisestempel reinknallt. Prinz selber schaut er nur kurz aus ein paar Meter Entfernung an.
Um das Carnet de Passages abgestempelt zu bekommen, mussten wir auf unserer letzten Reise das gesamte Auto ausräumen. Danach wurde jede Kiste durchsucht, und alles, was ihnen suspekt war, wurde auf ein Papier aufgelistet, das dann in den Pass geheftet wurde. So machten sie sicher, dass wir nichts von diesen Sachen verkaufen, weil nämlich bei der Ausreise wieder alles durchgecheckt wurde. Diesmal schauen sie kaum in den Camper, und wir dürfen den Berg runter zum letzten Schlagbaum fahren. Wir können’s kaum glauben, so schnell hat alles funktioniert.
Wir haben uns jedoch zu früh gefreut. Der Zöllner will uns erst durchlassen, wenn wir eine gewisse Dieselsteuer entrichtet haben. Wir sehen, dass auch die türkischen Lastwagenfahrer im besagten Büro ein Papier holen müssen, also schauen wir mal, was das soll. Der freundliche Beamte rechnet aus, dass wir insgesamt $ 281 Dieseltax bezahlen müssen, um den Iran zu durchfahren. $ 150 können wir auf der Bank einzahlen, den Rest sollen wir ihm übergeben. Uns erscheint das suspekt, und wir fahren zum „Carnet-Mensch“ zurück, um seine Meinung dazu zu erfahren. Er meint, das wäre korrekt. Also geht Albi auf die Bank und zahlt die $ 150 auf das auf dem Zettel erwähnte Konto ein. Nach einer halben Stunde sind wir beim Beamten zurück, der die restlichen knappp $150 in bar haben möchte. Dazu sind wir jedoch nicht bereit und bestehen darauf, dass wir den Betrag, wenn wir ihn schon bezahlen müssen, ebenfalls auf der Bank einzahlen. So erhalten wir abermals eine Anweisung an die Bank, wo Albi nach einer Stunde erschöpft mit der Bestätigung herauskommt. Er ist ein wenig gereizt, deshalb gehe ich diesmal mit zum Dieselsteuerbüro. Dort stellt sich heraus, dass der Beamte offensichtlich beim Mittagessen ist, und wir warten müssen. Zum Glück erscheint bereits nach kurzer Zeit ein anderer Angestellter, der uns die Quittung aushändigt.
Als wir diesmal vor dem Schlagbaum stehen, werden wir durchgelassen. Wir sind in der islamischen Republik Iran.

Iran ist wohl eines der am wenigsten besuchten Ländern. Vielleicht liegt es auch daran, dass das Visum so schwierig zu beschaffen ist. Wir erhielten nur ein Transitvisum für 7 Tage. Im Land selber soll es jedoch problemlos möglich sein, eine oder auch mehrere Verlängerungen zu bekommen.
In den letzten 5 Jahren hat sich hier einiges verändert: Die Tschador sind häufig grau und nicht mehr schwarz, wenn sie überhaupt noch getragen werden. Viele Frauen begnügen sich mit einem Mantel und Kopftuch, wo häufig die Haare sichtbar sind. Auch Make-up und Nagellack scheinen nicht mehr verpönt zu sein. In den Restaurants hat es mehr Auswahl, und den Leuten scheint es besser zu gehen.
Vor Täbriz übernachten wir neben der Strasse, werden aber um Mitternacht vom Militär weggejagt. Es sei „dangerous“, wir sollen in die Stadt fahren. Dort stellen wir uns hinter die Lastwagen.

10. Oktober 1995

In Täbriz finden wir die Umfahrungsstrasse nicht und kurven deshalb in der Stadt umher, bis wir am anderen Ende sind. Damit wir nicht etwa nach Teheran hineingeraten, nehmen wir ab Takestan die südliche Route, wo es auch viel weniger Verkehr hat. Nachts stehen wir ruhig neben einem Bach.

11. Oktober 1995

Anstatt der Hauptstrasse zu folgen, nehmen wir eine Abkürzung. Wenn wir gedacht haben, damit Zeit einzusparen, waren wir falsch. Wir fahren etwa 100 km auf schlechter Schotterpiste und werden bei jedem Gegenverkehr für eine Minute in eine Staubwolke eingehüllt. Aber es ist trotzdem schön, abseits der Hauptstrasse an kleinen Dörfern vorbei zu fahren.
Am späten Nachmittag erreichen wir Isfahan. Wir haben die Stadt vor 5 Jahren besichtigt und beschliessen weiter zu fahren. Heute werden wir bereits um 21.00 Uhr vom Militär aufgefordert, ins nächste Dorf zu fahren.

12. Oktober 1995

Nun haben wir die Wüste erreicht. Es ist recht heiss, und Prinz mit seinem neuen Winterfell weiss beim Boxenstopp nicht so recht, weshalb wir ihn aus dem Auto lassen: Erstens ist es viel zu heiss, zweitens hat es gar kein Gras, nur staubiger Sand, und dann sind überall noch diese Büsche, die ihre Dornen im Sand verstreuen, damit der Prinz sie eintreten kann. Aber nach einem Tag Angewöhnung gefällt es ihm, und die Dornen ziehen wir ihm immer wieder raus.
Wir beugen der nächtlichen Militärkontrolle vor, indem wir 50 km vor Kerman bei einem Busstop campieren.

13. Oktober 1995

An der Tankstelle von Bam lernen wir Andreas kennen. Er ist Deutscher und mit einem BMW Motorrad in die gleiche Richtung wie wir unterwegs. Da unser Dieseltank noch zu ¾ voll ist, füllen wir nur Wasser auf. Dabei fallen einem Iraner beinahe beide Augen raus. Das habe er noch nie gesehen, ein Fahrzeug, das mit Wasser fährt! Das sei schon toll!
Es wäre wohl besser gewesen, hätten wir den Treibstofftank auch gefüllt. In der einzigen Ortschaft bis Zahedan will der bewaffnete Uniformierte an der Tankstelle kein Sprit herausrücken. So fahren wir buchstäblich mit dem letzten Tropfen Diesel in Zahedan ein.
Mirjaveh ist die Grenzstadt. Dort übernachten wir im Zollhof inmitten unzähliger iranischer Trucks.

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