Osteuropa

Eigentlich sollte uns diese Reise von Feuerland nach Alaska bringen, aber es kommt immer anders als geplant, besonders bei uns. Da unser Landrover als Reisefahrzeug aus Platzgründen nicht mehr geeignet ist, machen wir uns auf die Suche nach einem Ersatz. Wir finden einen 93er VW LT 31 Turbo Diesel Westfalia Florida, von uns Floh genannt. Nachdem wir nun ein so teures Fahrzeug besitzen, möchten wir dieses gerne gegen Diebstahl versichern. Es ist aber offensichtlich unmöglich, für ausserhalb Europas eine Versicherung abzuschliessen, nicht mal Lloyds kann uns helfen. Südamerika ohne Diebstahlversicherung? Das scheint uns etwas riskant, bei dem, was man von diesem Kontinent alles hört. Und ausserdem zieht es uns nach nicht einmal 5 Jahren bereits wieder nach Indien.
Also tauschen wir die Reisebücher, holen die nötigen Iran-, Pakistan- und Indienvisa und erfüllen uns endlich einen langersehnten Wunsch: Wir gehen ins Tierheim und nehmen Prinz, einen 4jährigen Appenzellermischling, in unsere Familie auf.

25. September 1995

Am späten Nachmittag beginnt unsere Reise. Im Churrasco Steak House sind wir mit unseren Freunden Monika und Theo verabredet. Nachdem wir uns die Bäuche vollgeschlagen haben, verabschieden wir uns von ihnen und fahren noch ein paar Kilometer weiter, wo wir uns dann zum übernachten in die Büsche schlagen.

26. September 1995

Auf der Autobahn fahren wir bis nach München. Dort wollen wir beim Reiseausrüster Därr einen 12 Volt Moskitokiller einkaufen. Nachdem wir endlich einen Parkplatz gefunden haben, werden wir im Laden enttäuscht: So etwas ungesundes, das chemische Substanzen freilässt, würden sie nicht verkaufen. Es ist wohl besser, wenn die Traveller Malaria erwischen. Auf jeden Fall wissen wir jetzt, wo wir in Zukunft sicher nicht mehr einkaufen werden.

27. September 1995

In Rosenheim machen wir noch die letzten Besorgungen. Wir kaufen zwei Schläuche, Schlauchlosventile und einen Maulkorb für Prinz ein. Nun sind wir voll ausgerüstet und können uns auf den Weg machen.
Kurz vor der ungarischen Grenze finden wir auf einem Campingplatz am Neusiedlersee ein ruhiges Plätzchen.

28. September 1995

Weil es bereits zu kalt ist, wollen wir Osteuropa schnell durchfahren. Deshalb besichtigen wir in Ungarn nichts und fahren zügig voran.

29. September 1995

Recht früh am Morgen kommen wir an die rumänische Grenze. Was wir dort sehen, macht uns Angst: Kilometerlanger Lastwagenstau. Wir kümmern uns nicht darum und fahren nach vorne. Aber auch dort dauert es 5 Stunden, bis wir im Land sind. Es sind nicht die Formalitäten, die soviel Zeit in Anspruch nehmen, nein, es ist reine Ineffizienz im Ablauf.
Wir haben den Eindruck, in Rumänien sei die Zeit stillgestanden. Das öffentliche Bussystem besteht aus einem Traktor mit Anhänger, und die Landwirtschaft scheint der einzige grosse Wirtschaftssektor zu sein. Ausser dem Strassenunterhalt; denn wir fahren von Baustelle zu Baustelle. Und zwischendurch fallen wir von einem Schlagloch ins andere.
Als unsere Mägen zu knurren beginnen, suchen wir ein Restaurant. Nach langer Zeit finden wir endlich eines. Dort werden wir misstrauisch begrüsst und unwillig bedient. Es wird serviert, was sie haben, und davon essen wir nur gerade soviel, dass wir wieder genügend Kraft haben, zum Auto zurück zu laufen. Es ist miserabel, kalt und kostet pro Person Fr. 20.-.
Weil es die dauernd regnet und die ganze Gegend ein Schlammfeld ist, lassen wir Prinz kaum raus. Gegen Abend stellen wir uns hinter eine Tankstelle und kochen uns selbst etwas.

30. September 1995

Trotz den schlechten Strassen kommen wir heute gut voran. Noch am Nachmittag stehen wir in Giurgiu am Grenzübergang, wo es lange dauert, bis wir die Donau überqueren können.
In Bulgarien wird zum ersten Mal der Impfausweis von Prinz überprüft. Die Transitbewilligung für ihn kostet $2 und die Desinfektion des Wohnmobils $10.
Wir fahren noch die ersten 100 km und übernachten an einer Nebenstrasse.

1. Oktober 1995

Irgendwo verlieren wir die vielen Überland LKW’s, obwohl wir der gekennzeichneten TIR-Strecke folgen. Dafür hat es auf der guten Strasse wenig Verkehr, und wir können die schöne Landschaft geniessen.
Kurz nach Mittag haben wir die 350 km Bulgarien bereits hinter uns und stehen am Grenzbaum. Der bulgarische Zöllner versucht, uns 10 DM abzuverlangen. Er zeigt sogar, wo wir den Schein in den Pass legen sollten, damit die Abfertigung klappt. Albi erklärt ihm, dass er so etwas grundsätzlich nur mache, wenn unsere Papiere nicht in Ordnung seien, aber bei uns sei alles o.k.! Daraufhin werden wir durchgelassen.
In der Türkei wird das Wohnmobil in den Pass eingetragen, damit wir unseren Floh auch wieder ausführen.
In Istanbul übernachten wir auf dem Campingplatz.

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