Beinahe werden wir verhaftet

Am Mono Lake mit 10% Salzgehalt essen wir zu Mittag. Dann fahren wir in die Sierra Nevada. An der Grenze zum Yosemite National Park lassen wir uns auf 10’000 Fuss (3200m) nieder. Als die Sonne langsam dem Horizont entgegen geht, wird es sofort eiskalt. Zum Glück haben wir eine Standheizung – nur funktioniert sie nicht. Wahrscheinlich hat es hier nicht genügend Sauerstoff in der Luft, um die Dieselheizung zu zünden.
Ich habe immer stärker werdende Kopfschmerzen, die wohl an der Höhe liegen. Wir sind 3000m in innert einer halben Stunde hochgefahren! Deshalb beschliessen wir, unser Nachtlager in tiefere Regionen zu verlegen. Ab hier geht’s wieder runter. Die ersten 20km vom Yosemite National Park sind beeindruckend, vor allem im Licht des Sonnenuntergangs. Im Park darf man nur auf Campingplätzen übernachten. Also machen wir uns auf die Suche – ohne Erfolg. Entweder sind die Plätze geschlossen, voll, oder sie erlauben keine Tiere. Nach einer Stunde bei Dunkelheit fahren, haben wir genug. Wir stellen uns auf einen Parkplatz und fangen an, zu kochen. Nach einer Viertelstunde klopft ein Parkranger an die Tür. Wie erwartet können wir hier nicht übernachten. Wir erzählen unsere Leidensgeschichte von vollen Campgrounds, Dunkelheit, Müdigkeit, usw. Darauf gibt er uns den Rat, die 10 km zum nächsten Campingplatz zu fahren. Der sei sicher auch voll, aber wenn wir auf dem Parkplatz davor übernachten, sage keiner was, denn dort habe es eine Ranger Station, und wir seien nicht alleine „on the roadside“. Gesagt, getan.
Um sieben Uhr früh stehen wir auf und fahren zu einem anderen Parkplatz, damit wir nicht etwa die Campingplatzgebühr bezahlen müssen, obwohl wir nur ein paar Quadratmeter Teer gebraucht haben.

An einem steilen, flachen Felsen, dem El Capitàn, sehen wir viele kleine Figuren am klettern. Zum Teil sind die Kletterer tagelang in der Wand, und wir fragen uns, wie sie das mit der Verdauung wohl bewerkstelligen. Da man hier ein so schönes Schauspiel hat, und da Sonntag ist, hat es natürlich Hunderte von Zuschauern, so wird die Sache sicher auch nicht einfacher.
Wir fahren durch das Yosemite Valley und geniessen die Landschaft. Als wir aus einem Parkplatz herausfahren, haben wir plötzlich einen Parkranger hinter uns, komplett mit rot-blau-weissen Blinklichtern auf dem Dach. Wir müssen anhalten, richtig wie im Film. Wir erinnern uns, dass wir nicht aussteigen sollen, weil das ja als Fluchtversuch gelten könnte. Also bleiben wir sitzen und überlegen uns, was wir wohl angestellt haben. Ein äusserst arroganter Typ in Uniform erklärt uns, dass wir das ausgediente Alaska-Kennzeichen nicht zeigen dürfen, das sei eine felony (ein Schwerverbrechen – Mithilfe zu Mord ist beispielsweise kein Schwerverbrechen). Das Nummernschild, das wir in der Windschutzscheibe haben, ist ein nicht mehr angemeldetes Nummernschild, wie es in Alaska an jeder Ecke für Touristen zu kaufen gibt. Er verlangt, dass wir ihm das Nummernschild, das sicher gestohlen sei, sofort aushändigen. Albi zeigt ihm die Quittung vom Souvenirladen und weigert sich, ihm das Schild, das ja uns gehört, zu geben. Nachdem er Albi androht, ihn wegen Nichtbefolgen von Anordnungen eines Ordnungshüters festzunehmen, gibt er ihm halt das Schild. Offenbar nicht sachte genug, denn nun findet er, Albi habe einen Angriff gegen einen Ordnungshüter gemacht. Nun checkt er das Nummernschild über Funk – es ist nicht gestohlen. Was wir schon wussten. Dann will er unsere Pässe, schliesslich muss er die auch nachprüfen. Die Leute, die mit ihren Fahrzeugen hinter unserem Zirkus warten müssen, werden langsam ungeduldig und fragen den Ranger, ob wir nicht etwas zur Seite fahren können, damit sie durchkommen. No – this is official business! Nach dem Überprüfen der Pässe kommt der Ranger zurück und teilt uns mit, dass in Alaska eine Person mit Albis Namen, seiner Grösse und seinem Geburtsdatum per Haftbefehl gesucht werde. Uns beiden stünden Gefängnis nicht unter 6 Monaten und Landesverweis (wobei er klar andeutet, dass der Landesverweis für uns wohl das schlimmere Übel sei) bevor. Albi schafft es nicht, gegen einen so arroganten Typen freundlich zu bleiben und sagt einfach kein Wort mehr. Nach einer Weile des gegenseitigen Schweigens gibt er uns mit einer Ermahnung die Pässe und sogar das Nummernschild zurück. Als wir nachher auf einem Parkplatz anhalten, entschuldigen sich ein paar Amerikaner, die die Szene mitverfolgt haben und meinen, ein solcher Gesetzeshüter sei ihnen wirklich noch nie vorgekommen.
Wir machen, dass wir davonkommen und fahren durch ausgetrocknete Graslandschaft zum Pine Flat Reservoir, einem schönen Stausee, der leider nur noch halb voll ist. Unterwegs sehen wir immer wieder grosse Taranteln auf der Strasse. Als wir anhalten, um ein Exemplar genauer zu besichtigen, geht die haarige Spinne sofort in Angriffsstellung. Darauf verzichten wir auf einen Spaziergang.

Die Bilder zur Nordamerikareise findest du hier: Flickr

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